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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht selbst in Wasser verwandelt?« fragte Dolph verwundert.
    »Sie besteht doch auch aus Wasser, du falsche Schlange!« rief der Wasserwurm. Seine Worte ließen sich nur sehr schwer verstehen, weil die Sprache der Würmer der Reptiliensprache nur entfernt ähnlich war. Dolph nahm wieder Wurmgestalt an, um antworten zu können.
    »Aber sie besteht doch aus fester Materie!« rief er und schob dabei die Schnauze über die Bootswand.
    »Sie besteht aus festem Wasser!« erklärte der Wurm.
    »Aus Eis?« fragte Dolph. »Dann müßte sie in der Sonne doch schmelzen!«
    »Nicht aus Eis! Aus trockenem Wasser! Sie zieht die Sonnenstrahlen an, und die trocknen sie aus, bis nur noch trockenes Wasser übrigbleibt. Ich verwandle alles, was hierher kommt, ebenfalls in Wasser, damit die Insel wachsen kann. Kommt zurück dann zeige ich es dir.«
    »Ein anderes Mal vielleicht«, erwiderte Dolph schiefmäulig. Wie knapp sie doch der Katastrophe entgangen waren!
    Inzwischen hatte Nada Mädchengestalt angenommen und inspizierte Marks Ellenbogen-Bug. »Armer Kerl«, sagte sie. »Tut es weh?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Mark tapfer. »Skelette kennen keinen Schmerz! Wir besitzen keine Nerven. Aber ohne Ellenbogenknochen werde ich komisch aussehen.«
    Da machte das Segel im Wind ein klatschendes Geräusch, das sich sehr wie Gelächter anhörte.
    Nada befühlte ihren eigenen Ellenbogen. »Ich bin wohl nicht an diese Gestalt gewöhnt«, meinte sie. »Wo ist denn genau der Ellenbogenknochen?«
    Dolph stellte fest, daß er seinen auch nicht finden konnte. Er besaß zwar Armknochen, aber keinen Ellenbogenknochen. »Kannst du nicht einen neuen nachwachsen lassen?« fragte er.
    »Das dauert seine Zeit«, erwiderte Mark resigniert.
    So segelten sie weiter, und ihre Stimmung war durch die Ereignisse auf der Insel des Wassers ziemlich getrübt. Aber Dolph erkannte, daß es schlimmer hätte kommen können: Beispielsweise hätte König Cumulo Fracto Nimbus auftauchen können, um einen kräftigen Regenguß abzulassen.
    »Da vorn ist wieder eine Insel«, meldete Mark.
    »Ich habe die Nase voll von Inseln!« rief Dolph, aber in seiner Wurmgestalt brachte er nur ein unterdrücktes Gurgeln hervor, so als würde er Erde verdauen. Er verwandelte sich wieder in einen Jungen. »Bringen wir es hinter uns, bevor ich noch beschließe, diese Queste aufzugeben und nach Schloß Roogna zurückzukehren.«
    »Ich glaube, daß deine Mutter schon früher damit gerechnet hat«, bemerkte Marks Schädel.
    Sie segelten auf die Insel zu, die ganz konventionell aussah. Sie bestand aus Felsen und war von Bäumen und Gras überwachsen. Auf einem Schild stand: INSEL DES TRUGS. Das gefiel Dolph auch nicht übermäßig.
    Sie fuhren darauf zu – und durch die Insel hindurch. Da war ja überhaupt nichts! »Es ist eine Illusion!« rief Dolph erleichtert.
    Plötzlich schlug irgend etwas von unten gegen das Boot. Nada blickte über den Rand in die Tiefe. »Iiiieeehh!« schrie sie, genau so, wie Mädchen es zu tun pflegten.
    Nun sah auch Dolph hin. Ein riesiges Krakengewächs richtete gerade seine Tentakel aus, um das Boot besser packen zu können. Das war so ziemlich das groteskeste Monster, dem sie hätten begegnen können. Es benutzte die Insel des Trugs als Versteck, um jedes Wesen fangen zu können, das versuchte, sie zu erkunden.
    Da gab es nur eins. Dolph sprang ins Wasser und verwandelte sich in einen noch größeren Kraken. »Mein! Mein!« blubberte er in Pflanzensprache.
    »Oho, oho!« blubberte der Krake zurück. Da bemerkte Dolph, daß er es mit einem weiblichen Exemplar zu tun hatte, tatsächlich war sie sogar allerliebst grotesk. »Was hältst du davon, wenn wir zusammen ein bißchen Tentakel verknoten, Süßer?«
    Dolph wußte, daß er selbst dann noch gezögert hätte, sich näher mit ihr einzulassen, wenn er alt genug dazu gewesen wäre. Aber wie konnte er sie abwehren, ohne sie zu erzürnen oder zu bewirken, daß sie das Boot zu packen bekam? Ihm fiel nichts ein.
    »Äh, warte mal, es dauert nur einen Augenblick«, blubberte er. Dann stieß er neben dem Boot aus dem Wasser, nahm seine Jungengestalt an und kletterte hastig hinein. »Es ist eine Krakin, und sie will mit mir Tentakel verknoten. Was soll ich tun?«
    »Benutz doch eines der Vergessenskörner«, erwiderte Mark prompt.
    Natürlich! Dolph stürzte sich auf seinen Rucksack und holte das Samenpäckchen hervor. Mit Mühe gelang es ihm, eines der winzigen Senfkörner hervorzuholen. »Aber wie soll ich es

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