Himmels-Taler
daß er schon vor sich selbst erschrak.
Doch die anderen Gespenster schwebten an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Wovor flohen sie nur?
Im selben Moment kamen Mark und Grazi zurück. »Hallo, Dolph«, rief Mark. »Wir haben die Insel überprüft: Es gibt hier keinen Himmelstaler. Aber es ist wirklich ein entzückender Ort!«
Die Gespenster waren vor den beiden wandelnden Skeletten geflohen! Welche Umkehrung! »Aber wieso hast du mich erkannt?« fragte Dolph in Gespenstersprache.
»Oh, du bist ja in Gespenstgestalt«, sagte Mark. »Das ist mir gar nicht aufgefallen. Natürlich habe ich dich erkannt; schließlich bist du der einzige Prinz auf der Insel.«
Dolph nahm wieder Jungengestalt an. »Verschwinden wir von hier! Nada kann diese Insel nicht ausstehen und ich auch nicht.«
»Natürlich.« Die Skelette bildeten wieder ein Segelboot, und Dolph hielt es fest, während Nada hineinglitt, da sie vergessen hatte, ihre Gestalt zu verwandeln. Weil es vielleicht die bessere Art zu segeln war, nahm auch er wieder Schlangengestalt an und kringelte sich mit ihr am Boden des Schiffs zusammen.
»Wie konntest du zu einem Gespenst werden?« zischte Nada, als Wind und Wellen das Boot packten.
»Ich habe einfach die Gestalt angenommen, so wie ich es mit anderen Kreaturen auch tue«, zischte er zurück. »Das ist mein Talent.«
»Aber Gespenster sind doch nicht lebendig!«
Daran hatte Dolph noch gar nicht gedacht. »Ich schätze, ich kann wohl auch einige unlebendige Gestalten annehmen, sofern sie sich bewegen und wie Lebende verhalten. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Als dieses Gespenst dich so erschreckt hat, da wurde ich einfach so wütend…« Er zuckte die Schultern, was ihm natürlich in seiner Schlangengestalt nicht so recht gelang.
»Da vorne ist noch eine Insel«, sagte Mark. »Wollen wir sie überprüfen?«
Dolph wäre es lieber gewesen, wenn er gleich zum Ufer hätte zurückkehren und für ganz lange nicht mehr an Inseln denken müssen. Doch er wußte, daß er jede Insel überprüfen mußte, denn auf jener, die er ausließ, würde sich mit Sicherheit der Himmelstaler befinden; und er wußte auch, daß es besser war, sie möglichst schnell zu durchkämmen. »Ja«, zischte er bedauernd.
Das Boot nahm neuen Kurs. Dolph hob seine Schlangenaugen und musterte die Insel, als sie näher kam. Sie funkelte wie ein monströser Edelstein, die Sonnenstrahlen schienen sich von ihr magnetisch angezogen zu fühlen. Dafür wuchsen aber weder Bäume noch Sträucher, ja nicht einmal Gras darauf; die Insel war nichts als ein schillerndes Stück Fels.
»Merkwürdig«, bemerkte Mark.
Als sie näher kamen, entdeckten sie ein Schild, das aus Inselgestein zu bestehen schien. Eingemeißelt waren darin die Worte: INSEL DES WASSERS.
Dolph wurde wieder zu einem Jungen, und Nada stand plötzlich als nacktes Mädchen neben ihm. Dann lachten sie. »Wie kann eine Insel denn aus Wasser sein?« fragte Dolph. »Das Meer ist doch aus Wasser!«
Da erblickten sie noch etwas anderes neben dem Schild. Es sah aus wie ein Wurm, der die Schnauze aus einem Loch im Fels steckte. Die Insel war also doch bewohnt!
Dolph nahm Wurmgestalt an. »Ahoi, Wurm!« rief er in Wurmsprache. »Stimmt dieses Schild?«
»Gewiß«, erwiderte der Wurm. »Ich bin der Wasserwurm, der alle willkommen heißt, die die Insel des Wassers besuchen. Komm, laß mich dich berühren, dann wirst du es verstehen.«
Dolph traute der Sache nicht, denn bisher hatten sie auf den anderen Inseln keine sonderlich guten Erfahrungen gemacht. Andererseits wollte er auch nicht unhöflich sein, also lehnte er nicht geradeheraus ab. »Ist der Himmelstaler hier? Danach suchen wir nämlich.«
»Komm nur näher, dann werde ich dir antworten«, erwiderte der Wurm.
Dann stieß das Boot mit der Spitze gegen die Insel. Der Wurm berührte die Spitze – worauf sie sich in Wasser auflöste!
»Weg von hier!« schrie Dolph, in der Hoffnung, daß das Skelett ihn verstehen würde.
Das Segel schwang herum, und in Schräglage fuhr das Boot davon. Dolph und Nada nahmen schnell wieder Schlangengestalt an und duckten sich, um nicht aus dem Boot zu stürzen. »Mein Ellenbogenknochen!« rief Marks Schädel. »Er ist verschwunden!«
»Der Wasserwurm hat ihn in Wasser verwandelt!« zischte Dolph. »Alles, was er berührt, wird zu Wasser! Wahrscheinlich heißt diese Insel deshalb Insel des Wassers.«
»Dann kann auch der Himmelstaler nicht hier sein«, warf Nada ein.
»Warum hat sich die Insel denn
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