Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
sich zwi
schen den verlassenen Zugkarren mit ihren abspreizenden
Deichseln und den hohen Stapeln von Fischkisten zurechtzufin
den. Am Quai, auf beiden Seiten, lagen kleine spanische Fischer
boote, die sich langsam in der schwachen Dünung hoben und
senkten und spielerisch an ihren Vertäuungen zogen.
Plötzlich begegneten wir einer Gruppe von Japanern. Sie un
terhielten sich leise und gingen alle in der gleich eigentümlichen,
schlurfenden und schleppenden Art dahin.
»Seid vorsichtig jetzt, Jungs«, sagte ich ihnen auf Schwedisch,
gerade als sie vorbeigingen, und sie drehten sich alle um, und
einer von ihnen winkte mir fröhlich zu, als hätte er mich verstan
den.
Wir gingen weiter, nein, der Jäger war wieder stehengeblieben.
»Still«, sagte er. »Was ist da zu hören? Es müssen Wellen sein.
Es klingt genauso wie im Wald.«
Obwohl es fast vollständig windstill war, konnte man tatsäch
lich vom Meer her ein starkes Brausen hören. Die Luft war
feucht, roch aber dennoch nach Staub. Nach Staub und Fisch. Es
war immer noch warm, aber nicht drückend. Nicht wie noch vor
einer Stunde, als ich, nur mit meiner Unterwäsche bekleidet, im
Hotelzimmer auf dem Bett lag, das Kleid neben mir, die Füße auf
das Fußende des Bettes gelümmelt, die Beine weit auseinander,
die Arme gerade vorgestreckt. Ich stöhnte, und draußen im
Badezimmer schnaubte meine Freundin unter der Dusche.
Es war in dem Augenblick, gerade als sie die Dusche abgestellt
hatte, daß wir schließlich davon zu sprechen begannen, ob ich
gehen sollte.
»Er sah süß aus«, rief sie durch den Türspalt. »Wie alt ist er?«
»Zwanzig, dreiundzwanzig.«
Die Balkontür stand geöffnet, und unten von der Straße her
waren Stimmen zu hören. Plötzlich wurden sie im Brausen der
Toilette ertränkt.
»Bist du noch da?« fragte ich im Scherz.
»Und ob. Jetzt sollst du mal sehen. Eine Vorführung, Striptea
se.«
Sie glitt vollkommen nackt ins Zimmer und stellte sich in ei
ner herausfordernden Pose hin, die Hüften hervorgedreht, die
Hände im Nacken verschränkt. Sie war nett anzusehen, am
ganzen Körper braun, sogar auf dem Bauch. Aber wie gewöhn
lich dachte ich daran, daß sie das helle, wirre Haar ›dort unten‹
abschneiden sollte, wenn auch aus keinem anderen Grunde als
wegen der Wärme. Es abschneiden oder abrasieren.
»Sieh mal«, sagte sie und grabschte den BH von einem Stuhl.
»Umgekehrter Striptease.«
Mit langsamen, ›sexy‹ Bewegungen begann sie, sich anzuzie
hen, Stück für Stück, Höschen, Hüftgürtel, Strümpfe, Kleid,
Schuhe.
»Siehst du?«
Sie war vollkommen angezogen, aber jetzt nahm sie den
Überzug vom Bett und hüllte sich darin ein.
»Bravo«, sagte ich. »Du könntest jeden beliebigen Mann vor
Aufregung verrückt machen.«
»Warte. Ich bin noch nicht fertig.«
Sie riß die Wolldecke vom Bett und wickelte sie noch zweidreimal über dem Bettüberzug um sich herum. Dann nahm sie
den abgetretenen Teppich, der zwischen unseren Betten lag, und
mit einem langen, schmachtenden Blick sank sie auf den Stuhl,
den Teppich bis ans Kinn hochgezogen.
»Komm«, flüsterte sie heiser. »Komm und nimm mich.«
So hatten wir miteinander gescherzt, ehe ich, gerade noch
rechtzeitig, mich fertig anzukleiden begann. Als ich so weit war,
ging ich auf den Balkon hinaus. Die Straße war zufällig men
schenleer, aber vom Kinderheim gegenüber konnte man den
abendlichen Gesang hören. Meine Freundin kam hinter mir auf
den Balkon hinaus.
»Vierzehn Tage sind wir jetzt hier«, sagte sie. »Wir haben zwei
Dosen Sonnencreme verbraucht und uns viermal gehäutet. Aber
viele getroffen haben wir noch nicht.«
»Du«, sagte ich. »Ich habe etwas Dummes getan. Versprich
mir, nicht zu lachen. Ich habe mir das Pessar eingesetzt.«
Sie antwortete nicht. Statt dessen legte sie ihre Hand auf mei
ne und drückte sie leicht.
Ich sollte den Jäger am Marktplatz unten im Hafen treffen.
Ich sah ihn vor mir, wie ein Stierkämpfer wirkte er, schmal und
geschmeidig, und in meiner Fantasie sah ich auch, wie er sein
rotes Tuch hochhielt, und wie er es dann mit einer gewaltigen,
umfassenden Gebärde auseinanderfaltete und um meine Schul
tern legte.
Wir gingen also im Hafen auf die Pier hinaus, und jetzt konn
ten wir die großen, hell erleuchteten Schiffsrümpfe deutlich
erkennen.
»Ich hatte Gelbsucht«, sagte ich. »Als es am schlimmsten war,
sah ich genau wie eine Japanerin aus.«
Er hatte sich mir zugewandt und lächelte schnell und ein we
nig
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