Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
wieder in die Luren.«
»Da pfeifen wir drauf.«
»Aber die warten wohl auf Euer Gnaden. Die vier Mädchen
aus Friesland…«
»… scheiß ich drauf. Deine Schenkel, dein Schoß…!«
»Nein, nicht so. Das ist so komisch.«
»Das ist nur ungewohnt. Hier Tochter, komm mit deiner
Hand!«
»Was denn?«
»So! Hier!«
»Wie komisch!«
»Das ist nicht komisch. Das ist natürlich.«
»Warum ist der so weich?«
»Gedulde dich ein bißchen, meine Tochter!«
»Meine Brüder, oben in den Bergen, haben viel härtere, außer
wenn sie pinkeln.«
»Wart ein bißchen.«
»Was für ein kleines Dings Euer Gnaden haben.«
»Teufel, warte bloß.«
»Wie lustig das ist.«
»Hölle, wie wenig lustig.«
»Müssen Sie pinkeln?«
»Nein, zum Teufel. Das ist aber merkwürdig.«
»Jetzt blasen sie in die Luren. Nein aber, was ist das?«
»Es klingt, als wenn ein Pferd wiehert. Warte! Bleib! Was willst
du im Erker? Bleib hier!«
»Ich muß auf die Wiese sehen.«
»Mein liebes Kind, bleib bei mir. Ich brauche nur ein wenig
Zeit, um deine anmutige Erscheinung zu genießen, deinen wei
chen Nacken, deinen runden, festen Busen, deinen jungen, fri
schen Schoß.«
»Unten auf der Wiese steht ein weißes Pferd.«
»Laß es stehen!«
»Jetzt wiehert es wieder und sieht zu mir hoch. Armes Pferd,
es ist ganz allein. Es hat sich losgerissen und verlaufen.«
»Wir scheißen auf Pferde.«
»Sie sind wirklich brutal.«
»Ach, wenn dem nur so wäre.«
»Aber ordnet Eure Kleidung. Liegt nicht da mit der ganzen
Sache draußen. Jetzt blasen sie wieder in die Hörner.«
»Diese verfluchten Herolde.«
»Ich muß mich um das Pferd kümmern. Es sieht so traurig
aus.«
»Wer sieht wohl nicht traurig aus?«
»Armer Herzog! Aber ich kann hier nicht untätig stehen, und
Sie müssen bald den Krieg beginnen. Zieht Eure Hosen an und
denkt an alle Menschen, die auf Euch warten.«
»Ich scheiß auf die Menschen. Meine Tochter, ich will nur
dich haben.«
»Seid nicht traurig.«
»Was zum Teufel soll man denn sonst sein?«
»Nein, nein, nicht weinen!«
»Ich weine nicht. Ich bin nur enttäuscht.«
»So. Jetzt schließen wir die Öse hier und den Riemen da. Wie
stilvoll Sie in Ihrer prachtvollen Uniform aussehen.«
»Findest du?«
»Ja. Das ist die prachtvollste Uniform, die ich je gesehen ha
be.«
»Wenn ich es selbst sagen soll, sie sitzt recht gut. Man ist ja
nicht mehr so jung.«
»Sie sind der schönste Herzog, den ich kenne! Sie sollen eine
richtige Umarmung bekommen.«
»Oh, meine Tochter!«
»So.«
»Mein Kind!«
»Und einen Kuß auch.«
»Ummmm… ummmmm.«
»Warum nennt man Sie eigentlich Herzog Alf von Organien?«
»Der Teufel mag es wissen, meine Tochter! Der Teufel!«
»Wollen wir vier-zwei-vier reiten?« fragte Morgan aus der Breta
gne. »Das werden wohl die Blauweißen tun.« Er schloß mit
einem Knall das Visier.
»Es ist schon eine verdammte Menschenmenge auf den Tri
bünen«, sagte Wilhelm von Wallonien, der in der Tür des Anklei
deraumes stand und spähte. »Und seht! Da kommen die vier
Mädchen aus Friesland.«
Alle grün-schwarzen Kämpen drängten zur Tür.
»Ja, verflucht«, sagte Monsieur Richard.
»Pa… pa… pa… pax der Rothaarigen«, sagte der alte Marcus
und zwirnte seinen Bart.
»Verflucht, aber was macht man denn mit den Köpfen?« fragte
der Troubadour und lehnte sich in der Bank zurück, während er
einen Fidibus an die Pfeife führte.
»Das ist es ja eben. Das ist das Interessante«, sagte der Hen
ker, der Rolf hieß. »Das kommt darauf an. Einige Prinzipale
wollen sie zur allgemeinen Abschreckung auf Zaunpfosten aufge
setzt wissen, ein Teil will sie ein paar Tage auf dem Galgenhügel
haben, bis die Krähen sie abgefressen haben. In Städten mit einer
Universität oder höheren Schulen gibt es immer einen Professor
der Anatomie, der sie für den Unterricht gebrauchen kann. Es ist,
wie gesagt, sehr verschieden. Prosit!«
»Prosit«, sagte der Troubadour und erhob seinen Humpen.
So wie er saß, konnte er in die Gasse hinaussehen, die jetzt bis
auf ein paar spielende Kinder leer war. Die Sonne stand hoch
über den Strohdächern, und der Frühlingswind war mild. Eine
Fliege summte verschlafen unter der Balkendecke, und der Trou
badour Peter Cornelius gähnte.
Aber plötzlich leuchtete sein Gesicht auf! Ja.
Ja, doch, es war ein Pferd! Zu, zum Teufel: Was an sein Ohr
drang, war das Trippeln einer edlen Stute auf den Katzenköpfen
des Pflasters. Er erhob sich von der Bank und ging zur Fenster
luke. Weit hinten in
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