Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
Reichweite schleppte. Und dann hörte ich plötzlich links von mir etwas klappern und knirschen. Es klang wie ein altes Fenster, das geschlossen wurde.
    Neugierig schlich ich an dem Skelett einer toten Brombeerhecke entlang und näherte mich der Geräuschquelle. Ich entdeckte ein Gartenhäuschen, das in einem besseren Zustand war als die meisten anderen. Die Fenster waren intakt und unter dem Giebel des Flachdachs hingen keine Spinnweben. In der Dämmerung hätte ich mich niemals gewagt, durch das schief in den Angeln hängende Tor zu treten, aber noch war es hell. Neben der Türschwelle standen drei leere Limoflaschen. Hier war kürzlich noch jemand gewesen, sonst hätten längst Tiere oder der Wind die Flaschen umgeworfen.
    Ich verletzte eindeutig die Privatsphäre von irgendwem, den ich nicht näher kennenlernen wollte. Egal. Ich war zu neugierig, um zu gehen, ohne einen Blick durch das Fenster riskiert zu haben. Außerdem hatte ich eine gute Entschuldigung, hier herumzustöbern, oder nicht?
    Â»Miez, miez«, lockte ich und näherte mich der Hütte. »Stevens? Stevens, wo bist du? Bist du etwa da drin?« Das schlecht geputzte Glas, schwebender Staub dahinter und die Dunkelheit erschwerten mir die Sicht. Ich musste meine Stirn gegen die Fensterscheibe drücken und mit einer Hand das Licht der tief hängenden Sonne davon abhalten, sich darin zu spiegeln. Tatsächlich, das Gartenhaus schien bewohnt. Kleider lagen auf einem gemachten Bett. Dahinter führte eine schmale Tür in einen zweiten Raum, vermutlich die Nasszelle. Auf dem Tisch, der das Herzstück der Hütte ausmachte, stapelte sich Papier. Selbst eine Kochnische gab es, Geschirr stand neben einem Gaskocher zum Abtrocknen auf einem Tuch. Ob es noch nass war, konnte ich nicht erkennen. Wer, zum Geier, mochte hier –?
    Â»Die Neugier tötet die Katze!«
    Ich fuhr so heftig herum, dass ich mit der Schulter gegen den Fensterladen krachte.
    Marlon. Und er sah aus wie ein fuchsteufelswilder Racheengel, der gerade einem düsteren Gemälde entkommen war, um die Welt heimzusuchen.
    Â»Was willst du denn hier?«, blaffte ich ihn an, um meinen Schreck zu verbergen.
    Er blickte sich um, die Oberlippe ablehnend geschürzt, so wie ich es Tage zuvor bei seinem Bruder gesehen hatte. »Du meinst nicht etwa mich, oder? Du wirfst mir nicht gerade vor, dass du in meinen Garten eingebrochen bist und ich die Dreistigkeit besitze, nach Hause zu kommen und dich dabei zu stören, oder?«
    Sein Garten? Jetzt ging es aber los! War er noch zu retten, sich hier einzuquartieren? »Was meintest du mit der Katze?«, verlangte ich zu wissen. »Wer hat die Katze getötet?«
    In Marlons Gesicht spielte Verärgerung mit Spott. »Ich weiß von keiner Katze. Es ist nur ein Sprichwort, kennst du das nicht? Ich habe dich eine Katze locken hören, aber ich gebe dir Brief und Siegel drauf, dass sie nicht hier ist.«
    Â»Du bist doch gerade erst gekommen.«
    Â»Siehst du doch!« Es gefiel ihm gar nicht, dass ich sein Versteck gefunden hatte. Er schien mit jeder Sekunde ärgerlicher zu werden. Doch ich spürte, dass nur ein kleiner Teil dieses Ärgers mir galt.
    Â»Ich habe ein Fenster zuschlagen hören.«
    Meine misstrauische Bemerkung machte ihn nur noch zorniger. Er verengte die Augen, sodass sein Blick mir fast Löcher in den Pelz brannte. »Das hintere lässt sich nicht richtig schließen. Wenn ein Windstoß unter der Tür durchzieht, schlägt es auf und zu.«
    Und trotzdem wohnst du hier?, wollte ich ihn fragen, aber ich bekam es nicht über die Lippen. Ich fragte mich, ob Corbin ihn rausgeworfen hatte. Wegen mir? Nun gut, die Wohnung in dem fast leer stehenden Hochhaus war auch kein Luxus gewesen. Aber das hier war doch … eine Baracke! Mich wunderte, dass es hier überhaupt fließendes Wasser gab.
    Â»Du solltest nicht hier sein«, meinte Marlon und schob die Tür auf. Ein Schloss schien es nicht zu geben, er hatte nicht einmal die Klinke runterdrücken müssen.
    Â»Ich wohne keine hundert Meter Luftlinie entfernt.« Unschlüssig, ob ich ihm in die Laube folgen sollte, blieb ich im Eingang stehen. »Man kann mein Zimmerfenster von hier aus sehen. Ich habe schon als Kind in diesen Gärten gespielt. Du hast mir nicht zu sagen, ob ich hier sein darf oder nicht.« Mir fiel die Gestalt ein, die ich im Hof gesehen hatte, an dem Abend,

Weitere Kostenlose Bücher