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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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bevor ich es mir anders überlegen konnte, huschte ich hindurch. Hinter mir schnappte das Schloss zu, die Verriegelung klackerte mehrmals. Das Tor war verschlossen. Ich fröstelte trotz schwüler Wärme in meinem feuchten Top, denn jetzt saß ich auf diesem Gelände fest. Der Zaun war gute drei Meter hoch und im oberen Bereich mit Stacheldraht umwickelt – mit diesem fiesen NATO-Draht, an dem man sich wirklich böse wehtun kann, wie ich aus Erfahrung wusste. Ich verdrängte die Frage, wie ich hier wieder rauskommen sollte. Entscheidend war: Solange das Tor geschlossen war, kam der Typ auch nicht rein. Ha! Also keine Zeit verlieren! Ich rannte zwischen Zaun und abgestellten Lkw-Anhängern entlang, bis ich Stephan Olivier fast eingeholt hatte.
    Â»Hey!«, rief ich ihm zu.
    Er drehte sich in einer fließenden Bewegung zu mir um. Seine Hand schoss in die Sporttasche, die er über der Schulter trug, und für einen Moment zogen sich meine Gedanken um eine einzige Befürchtung zusammen: Wenn er eine Pistole hatte, nützte mir der Zaun rein gar nichts. Er entspannte sich jedoch ein wenig, als er mich erkannte. Aus der Öffnung in seiner Tasche lugte das Frettchen. Erleichtert atmete ich aus. Es handelte sich sicher nicht um ein blutrünstiges Kampffrettchen, das er auf mich hetzen wollte.
    Â»Was willst du denn schon wieder?« Stephan Olivier gab sich lässig, aber ich sah, wie nervös ihn mein Auftauchen machte. »Wo sind deine Freunde?«
    Â»Diese Freunde , wie du sie nennst, haben mich überfallen und entführt, falls du das verpasst haben solltest.«
    Er lachte gehässig und hakte eine Hand in die Hosentasche. »Dann wärst du nicht hier.«
    Â»Ich bin ihnen entkommen.« Ich hob das Kinn. »Und ich würde gerne wissen, warum diese Typen mich niedergeschlagen haben, nur weil ich in der Nähe deiner Wohnung war. Was geht da zwischen euch ab?«
    Olivier drehte an einem Ring, den er am Mittelfinger trug. Sein Blick wurde forscher, als es mir lieb war. Er glaubte mir nicht. Ob ich erwähnen sollte, dass ich den Namen seiner komischen Organisation kannte? Nein, das wäre dumm. Wer zu viel wusste, stand meist sehr weit oben auf den Abschusslisten. Besser, ich stellte mich ahnungslos.
    Â»Denkst du etwa, ich gehöre zu denen?«, fragte ich geradeheraus. »Das wäre reichlich komisch, denn die glauben, ich wäre auf deiner Seite.«
    Â»Lass mich raten. Du bist natürlich nur auf deiner eigenen Seite und hast mit alldem nichts zu tun.«
    Ich spürte, wie ich vor Wut über seinen Spott errötete. »Ich will wissen, wo ich da hineingeraten bin. Wer sind die? Was habt ihr für Probleme miteinander? Und wer bist du?«
    Er trat näher an den Zaun. »Du bist neugierig«, sagte er leise. »Und das gefällt mir nicht. Ich kaufe dir deine Ahnungslosigkeit nicht ab. Du weißt, wer diese Bastarde sind. Gehörst vermutlich zu ihnen.«
    Die Arroganz in seiner Visage war kaum zu überbieten, aber ich gab mir alle Mühe. »Kann nicht sein. Du hättest doch sicher keinen Bastard gerettet.«
    Â»Die Sache in der U-Bahn? Das ging viel zu schnell. Sieh es mal so: Wenn du an die Letzte denkst, sind wir jetzt quitt.«
    Ich verstand nicht, was er meinte, aber es war auch egal. »Denk, was du willst. Du liegst falsch. Ich habe mit denen nichts zu schaffen. Ich hasse sie!« Na gut, Marlon nicht. Emma auch nicht wirklich. Den Schläger dafür umso mehr.
    Â»Sollte das der Fall sein, tut es mir sehr leid, was mit dir passiert.« Er klang nicht ehrlich, sein Blick schien verschlagen, aber die Worte beunruhigten mich trotzdem.
    Â»Was meinst du?«
    Â»Du bist verloren, kleines Mädchen.« Stephan Olivier zuckte mit den Schultern. Sein Frettchen zwängte sich aus der Sporttasche und krabbelte auf seine Schulter. »Du bist nur ein dreckiges Spielzeug für die. Aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät. Ich zweifle zwar daran, aber wenn du die Wahrheit sagst – woran ich ebenfalls zweifle –, hast du vielleicht noch eine Chance.«
    Â»W…welche?«
    Â»Lauf weg«, flüsterte er frostig. »So schnell du kannst.«
    Â»Was geschieht sonst?« Ich spürte, wie ich zitterte. Hinter mir röhrte ein Lkw-Motor, eine Tür schlug zu, aber ich achtete kaum darauf. Meine Aufmerksamkeit galt Stephan Olivier, hinter dessen schöner hoher Stirn sich all die Informationen

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