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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Anblick des großen Auges, das auf den Bug des Bootes aufgemalt war, fühlte Malink ein Kribbeln in seinem Bauch. Etwas aus einer Zeit, die noch länger zurücklag, als er sich erinnern konnte, einer Zeit, als sein Volk über Tausende von Kilometern in solchen Kanus gesegelt war, nur geleitet von dem Auge des Kanus und dem Wissen der großen Seefahrer. Verlorene Künste, die durch die Erinnerung daran Trauer hervorriefen. Er schüttelte den Kopf. »Niemand weiß mehr, wie man ein Segelkanu baut, Sarapul. Du bist so alt, daß du dich gar nicht mehr daran erinnern kannst, was du alles vergessen hast.«
    »Er kann es reparieren«, sagte Sarapul und deutete auf Kimi.
    Kimi grinste. »Mein Vater hat es mir beigebracht. Er war ein großer Seefahrer aus Satawan.«
    Malink zog eine seiner buschigen Augenbrauen in die Höhe. »Hast du da auch unsere Sprache gelernt?«
    »Ich kann es reparieren. Und ich kann damit segeln.«
    »Er bringt es mir bei«, sagte Sarapul.
    Malink spürte, wie sich das Kribbeln in seinem Bauch zu schierer Erregung auswuchs. Das hier war etwas, das in ihm ein Gefühl wachrief, wie er es seit der Ankunft von Vincent nicht mehr empfunden hatte. Dies war ein Geheimnis, das ihn eher aufrichtete, als es auf ihm lastete, doch die Würde seines Amtes als Häuptling verbot ihm, lauthals aufzuschreien vor Freude.
    »Du darfst den Baum fällen, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Du darfst niemandem etwas davon erzählen«, sagte Sarapul.
    »Ich werde niemandem davon erzählen. Aber wenn das Kanu wieder repariert ist, mußt du einen von den Jungen zum Seefahrer ausbilden.« Er schaute Kimi fragend an. »Wirst du das tun?«
    Kimi nickte.
    »Du kannst deinen Baum haben, alter Mann«, sagte Malink. »Ich werde niemandem davon erzählen.« Er drehte sich um und ging, trotz seiner O-Beine leichtfüßig schlendernd, den Weg hinab.
    Kimi rief ihm nach: »Ich habe gehört, mein Freund, der Pilot, war gestern nacht im Dorf.«
    Malink wandte sich um. Der Kokosnußtelegraph reichte offensichtlich bis in den hintersten Winkel der Insel. »Er hat nach dir gefragt. Und er hat gesagt, daß er wiederkommen wird.«
    «Hatte er eine Fledermaus dabei?«
    »Nein, eine Fledermaus hatte er nicht dabei«, sagte Malink. »Komm doch zur Trinkrunde heute nacht. Vielleicht kommt er auch.«
    »Ich kann nicht«, sagte Kimi. »Die Jungs aus dem Jungmännerhaus hassen mich.«
    »Sie hassen den Weibsmann«, sagte Malink, »nicht den Seefahrer. Du kommst.«
     
    Nachdem er sich ein nahrhaftes Abendessen, bestehend aus Dosenpfirsichen und Pulverkaffee, gegönnt hatte, überprüfte Tuck die Position der Wachen, löschte das Licht und baute sein kokosköpfiges Double unter dem Moskitonetz zusammen. Obwohl es erst das zweite Mal war, kam es ihm vor wie eine Routineaktivität. Keine Spur mehr von der Nervosität und Panik der vergangenen Nacht, als er unter dem Fenster hindurch zum Badezimmer kroch und das Duschbecken aus Metall hochklappte.
    Er stieg durch die Öffnung hinab und wollte gerade nach seinen Flossen und der Tauchermaske greifen, als er ein Klopfen an der Tür hörte. Er erstarrte vor Schreck.
    Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und Beth Curtis nach ihm rief: »Mr. Case, schlafen Sie schon?«
    Sie durfte auf keinen Fall die Attrappe in seinem Bett zu Gesicht bekommen. »Ich bin im Bad, einen Augenblick.«
    Er packte den Rand der Aussparung für das Duschbecken und hievte sich mit einem Ruck zurück ins Badezimmer. Die Metallwanne kippte um und fiel über die Öffnung. Es klang, als würde der Blechmann aus dem Film Der Zauberer von Oz versuchen, sich aus einer Mülltonne zu befreien.
    Er hörte, wie Beth Curtis auf die Badezimmertür zukam. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Alles prima«, sagte Tuck. »Mir ist nur die Seife runtergefallen.« Er schnappte sich ein Stück Seife vom Waschbecken und legte es ins Duschbecken. Dann riß er die Badezimmertür auf.
    Vor ihm stand Beth Curtis in einem langen Kimono aus roter Seide, der bis zum Nabel offenstand, so daß sich darunter eine schmale Schlucht nackten weißen Fleisches offenbarte. Was immer Tuck sagen wollte, er hatte es vergessen.
    »Sebastian hat mich gebeten, Ihnen das hier zu bringen.« Sie hielt ihm einen Scheck hin. Tuck riß seinen Blick von ihrem Dekollete los und nahm den Scheck.
    »Fünftausend Dollar! Mrs. Curtis, das ist wirklich mehr, als ich je verlangt habe.«
    »Sie haben es sich verdient. Es war wirklich süß von Ihnen, daß Sie sich die Zeit genommen

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