Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
atemberaubend.«
    »Das ist nichts Außergewöhnliches«, sagte Tuck. »Sie drücken einem mit dem Katheter die Luft ab und benutzen das Stethoskop, um aufzupassen, daß man nicht über den Jordan geht, wenn man zappelt wie ein Fisch auf dem Trockenen.«
    »Ach wirklich?« sagte Curtis. »Sie haben Frauen gesehen, die das machen?«
    Tuck gab sich alle Mühe, auszusehen wie ein aufrechter junger Mann. »Ob ich das gesehen habe? Sind Ihnen die Würgemale an meinem Hals nicht aufgefallen, als Sie mich untersucht haben?«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Curtis. »Jedenfalls, ich hatte etwas Derartiges noch nie gesehen. Sie …« Irgendwie schien Curtis aus dem Konzept geraten zu sein. »Der Taucheranzug heute morgen. Hatte das mit Sex zu tun? Ich meine damit, die meisten Leute würden das doch unbequem finden.«
    »Nein, ich versuche nur, ein wenig abzunehmen.«
    Curtis blickte ihn ernst an. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Sie sind noch immer ziemlich dürr von den Strapazen Ihrer Irrfahrt hierher.«
    »Ich will mich runterschaffen auf vier Kilo«, sagte Tuck. »Drüben in den Staaten ist gerade ein Gandhi-Revival im Gange, und Typen, die aussehen, als würden sie gleich verhungern, müssen sich die Weiber mit 'nem Stock vom Leib halten. Das Ganze hat angefangen mit weiblichen Models, aber mittlerweile hat es auch die Männer erfaßt.«
    Curtis schaute peinlich berührt drein. »Ich bin wohl nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand. Beth versucht auf dem laufenden zu bleiben, darüber, was in den Staaten passiert, aber hier draußen scheint es irgendwie irrelevant. Ich denke, ich bin froh, wenn das alles hier vorüber ist und wir die Insel verlassen können.«
    »Warum gehen Sie denn nicht einfach? Sie sind Arzt. Sie könnten eine Praxis in den Staaten aufmachen und auch ohne all dies hier ein Vermögen machen.«
    Curtis warf einen kurzen Blick in Richtung des Wachmanns und sah dann wieder Tuck an. »Ein Vermögen, kann sein, aber kein Vermögen wie das, das wir im Augenblick anhäufen. Ich bin zu alt, um wieder von vorn anzufangen, und zwar ganz unten.«
    »Sie haben achtundzwanzig Jahre Erfahrung. Sie haben selbst gesagt, daß der Gesundheitsstandard der Menschen, um die Sie sich gekümmert haben, höher war als irgendwo sonst im Pazifik. Sie müßten nicht noch mal ganz von vorn anfangen.«
    »Doch, das müßte ich. Mr. Case – Tuck –, ich bin zwar Arzt, aber kein sonderlich guter.«
    Tuck war in seinem Leben einer Menge Ärzte über den Weg gelaufen, doch es war kein einziger darunter gewesen, der es je über sich gebracht hatte zuzugeben, daß er von irgend etwas keine Ahnung hatte. Unter Fluglehrern war es ein Standardwitz, daß Ärzte die schlechtesten Schüler abgaben. »Sie halten sich für Götter. Unsere Aufgabe ist es, ihnen beizubringen, daß auch sie sterblich sind. Nur Piloten sind Götter.«
    Dieser Kerl hier wirkte so jämmerlich, daß Tuck sich krampfhaft in Erinnerung rufen mußte, daß der gute Doktor ein Mörder war, der mindestens zwei Menschen auf dem Gewissen hatte. Er schaute zu, wie Curtis mit dem blutbefleckten Siebener Eisen den Ball über hundert Meter weit bis auf weniger als zehn Meter an die Fahne heranbrachte, die in einem kleinen Rasenstück unweit des Strands steckte.
    Tuck machte sich auf die Suche nach seinem Ball. Er hatte mit dem Neuner Eisen lediglich einen schmatzenden Aufsetzer zustande gebracht, und der Ball war zwischen den Wurzeln eines Stelzenbaums gelandet, einer merkwürdigen Baumgattung, deren knorrige Wurzeln sich einen Meter hoch über den Boden erhoben und den Baum so aussehen ließen, als würde er jeden Moment aus eigener Kraft davonschreiten. Tuck hoffte, daß er es tun würde.
    Der Caddie folgte Tuck, und als sie außer Hörweite des Doktors waren, wandte Tuck sich an den stoischen Japaner: »Du kannst es ihm nicht sagen, oder?«
    Der Wachmann tat so, als würde er nicht verstehen, aber Tuck merkte, daß er, wenn auch nur am Tonfall, durchaus mitbekam, was er sagte. »Ihr könnt es ihm nicht sagen, und ihr könnt mich verdammt noch mal nicht abknallen, stimmt's? Ihr habt den letzten Piloten umgebracht und euch damit bis zum Hals in die Scheiße geritten, stimmt's? Deswegen lauft ihr mir hinterher wie eine Herde Entenküken, richtig?« Es war zwar nur eine vage Vermutung, die Tuck da vorbrachte, aber es war die einzig logische Erklärung.
    Mato schaute sich nach dem Doktor um.
    »Nein«, sagte Tuck. »Der Doktor weiß nicht, daß ich Bescheid weiß.

Weitere Kostenlose Bücher