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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Licht und Gestalten, die sich darum bewegten. Die Haifischmenschen hatten eine Kerosinlampe zur Trinkrunde mitgebracht. Wie zivilisiert.
    Während einige der Männer ihn stumm begrüßten, als er sich in die Runde einreihte, saß der alte Häuptling schweigend da und starrte auf den Sand zwischen seinen Füßen. Neben ihm lag ein Stapel Zeitschriften.
    »Was ist los, Jungs?«
    Ein Anflug von Panik breitete sich in der Runde aus, bis Abo schließlich den Kopf hob und sagte: »Die Wachen haben deinen Freund erschossen.«
    Tuck wartete, doch Abo wandte seinen Blick ab. Tuck sprang auf und baute sich vor Malink auf. »Häuptling, ist das wahr, was er sagt? Haben sie Kimi wirklich erschossen? Ist er tot?«
    »Nicht tot«, sagte Malink und schüttelte den Kopf. »Sehr schlimm verletzt.«
    »Bring mich zu ihm.«
    »Er ist in Sarapuls Haus.«
    »Klar. Ich schau später im Stadtplan nach, wo das ist. Also bring mich jetzt endlich zu ihm.«
    Der alte Malink schüttelte den Kopf. »Er wird sterben.«
    »An welcher Stelle haben sie ihn getroffen?«
    »Im Wasser, beim Minenfeld.«
    »Nein, ihr Penner. An welcher Stelle des Körpers.«
    Malink hielt die Hand an die Seite: »Ich sage: ›Bringt ihn zum Medizinmann‹, aber Sarapul sagen: ›Medizinmann ihn erschießen.‹« Nun schaute Malink Tucker zum ersten Mal in die Augen. Sein großes braunes Gesicht war übersät mit Sorgenfalten. »Vincent dich schicken. Was ich machen?«
    Tuck spürte, wie peinlich dem alten Mann die Situation war. Gerade hatte er vor seinem Stamm zugegeben, daß er ratlos war. Der Gesichtsverlust nagte an ihm wie eine hungrige Strandkrabbe.
    Tuck sagte: »Vincent ist sehr zufrieden mit deiner Entscheidung, Malink. Und jetzt bring mich zu ihm, ich muß Kimi unbedingt sehen.«
    Einer der jungen Vincents erhob sich. Im Bewußtsein seiner eigenen Tapferkeit sagte er: »Ich werde dich hinbringen.«
    Tuck packte ihn an der Schulter. »Du bist ein guter Mann. Geh voraus.«
    Einen Augenblick schien es, als habe der junge Vincent vergessen zu atmen. Es war so, als hätte Tuck seine Schulter mit dem Schwert berührt und ihm einen Platz in der Tafelrunde zugewiesen. Schließlich nahm er sich zusammen und rannte los in den Dschungel. Tuck folgte ihm in dichtem Abstand, wobei er ein paarmal beinahe von Ästen guillotiniert worden wäre, unter denen der junge Vincent einfach hindurchgelaufen war. Außerdem schnitt ihm der Korallenkies beim Laufen in die Fußsohlen.
    Als sie den Dschungel hinter sich gelassen hatten, konnte Tuck sehen, daß in Sarapuls Hütte Licht schien. Die Hütte selbst kannte er noch von seinem Tag im Kannibalenbaum. Er wandte sich an den jungen Vincent, der vor Angst schlotterte. Es war, als hätte er einen Drachen gejagt und nun den Fehler gemacht stehenzubleiben, um darüber nachzudenken, was er eigentlich tat.
    »Kimi ist bei dem Kannibalen?«
    Der junge Vincent nickte heftig, während er von einem Fuß auf den anderen trippelte, als ob er sich gleich in die Hosen pinkeln würde.
    »Mach schon«, sagte Tuck. »Geh zurück und sag Malink, daß er herkommen soll. Und trink erst mal einen, du kannst es brauchen.«
    Vincent nickte und machte sich davon.
    Vorsichtig schlich sich Tuck zur Tür, bis er den alten Kannibalen sehen konnte, der über Kimi gebeugt am Boden kauerte und versuchte, ihm aus einer Kokosschale Flüssigkeit einzuflößen.
    »Hey«, sagte Tuck. »Wie geht's ihm?«
    Sarapul schaute sich um und bedeutete Tuck hereinzukommen. Tuck machte sich klein, um durch die niedrige Tür hindurchzupassen, doch innen ragte das Haus bis zu einer Spitze in Höhe von fünf Metern auf. Tuck kniete sich neben Kimi. Der Seefahrer hatte die Augen geschlossen, und selbst im orangefarbenen Schimmer von Sarapuls Lampe sah er bleich aus. Er war nicht zugedeckt, lediglich ein breiter Verband war um seine Körpermitte gewickelt.
    »Hast du das gemacht?« fragte Tuck.
    Der alte Kannibale nickte. »Sie ihn schießen im Wasser. Ich ihn herausziehen.«
    »Wie oft?«
    Sarapul hielt einen langen knorrigen Finger in die Höhe.
    »Auf beiden Seiten? Ist die Kugel durchgegangen?« Tuck deutete mit seinen Fingern auf beide Seiten seiner Hüfte.
    »Ja«, sagte Sarapul.
    »Laß mich mal sehen.«
    Der alte Kannibale nickte und wickelte Kimis Verband ab. Tuck rollte den Seefahrer sachte auf die Seite. Kimi stöhnte, doch er wachte nicht auf. Die Kugel hatte ihn etwa fünf Zentimeter oberhalb der Hüfte erwischt, etwa zweieinhalb Zentimeter vom Rand des Bauches entfernt. Es

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