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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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überprüfte ihren Lippenstift und zwinkerte ihm im Spiegel zu. »Showtime, Liebling.«
     
    Malink trottete durch den Dschungel. Seine Schultern schmerzten unter der Last des Proviantkorbs, den er schleppte. Er hatte jeden Tag Essen zu Sarapuls Versteck gebracht. Es lag nicht daran, daß er seinen Leuten nicht vertraut hätte, aber er wollte einfach niemanden mit einem solch schwerwiegenden Geheimnis belasten. Die letzten von ihnen, die Sarapul zu Gesicht bekommen hatten, hatten gesehen, wie er, am ganzen Körper blutüberströmt, keuchend im Sand gelegen hatte. Malink hatte erzählt, der alte Kannibale sei tot, und er hätte seinen Körper den Haien übergeben. Ein Häuptling mußte viele Geheimnisse mit sich herumtragen und sein Volk manchmal auch anlügen, um ihm Leid zu ersparen.
    Nach dem dritten Tag war Malink bereit, den Kannibalen wieder in sein Haus auf der abgelegenen Seite der Insel zurückkehren zu lassen. Die Wachen hatten ihre Suchaktion mittlerweile eingestellt, und der Medizinmann hatte aufgehört, Fragen zu stellen. Vielleicht würde ja alles wieder wie früher werden, aber vielleicht wäre das gar nicht richtig. Obwohl er es eigentlich nicht wollte, glaubte Malink dem Piloten. Die Himmelsgöttin und der Medizinmann würden seinem Volk Leid zufügen. Er war zu alt für all dies. Er war zu alt zu kämpfen. Und wie sollte man gegen Maschinenpistolen kämpfen mit nichts weiter als Speeren und Macheten?
    Er blieb an einem mächtigen Mahagonibaum stehen und stellte den Proviantkorb ab, um zu verschnaufen. Er sah Rauch, der in dünnen Fäden über die Farne strich, und schaute in die Richtung, aus der er kam. Irgend jemand war dort drüben, verborgen hinter den Blättern einer Taro-Pflanzung, die so groß waren wie Elefantenohren.
    Etwas raschelte, und Malink kauerte sich hin.
    »Du hast doch nicht etwa Schiß, Knirps?«
    Malink erkannte die Stimme aus den Tagen seiner Kindheit, und er hatte keine Angst. Aber er wußte auch, daß er das nicht extra sagen mußte. »Ich bin kein Knirps mehr, ich bin jetzt ein alter Mann.«
    Vincent kam lässig hinter der Taro-Pflanzung hervorgeschlendert. Seine Fliegeruniform und die Bomberjacke sahen haargenau so aus, wie Malink sie in Erinnerung behalten hatte. »Du wirst immer 'n Knirps bleiben, Kleiner. Hast du immer noch das Feuerzeug, das ich dir geschenkt hab?«
    Malink nickte.
    »Das Zippo war mein Glücksbringer. Ich hätt's mal besser behalten sollen. Scheiß drauf, Schnee von gestern.« Vincent machte eine wegwerfende Handbewegung, eine Zigarette zwischen den Fingern. »Paß auf, ich will, daß ihr ein paar Leitern baut. Du weißt, was eine Leiter ist, richtig?«
    »Ja«, sagte Malink.
    »Klar weißt du das, so 'n schlauer Bursche wie du. Also, was ich von euch will, ist, daß ihr – sagen wir mal – vier Leitern baut. Und zwar stabil und leicht. Nehmt am besten Bambus dafür. Schnallst du das, Kleiner?«
    Malink nickte. Er grinste über beide Ohren. Vincent fuhr fort:
    »Du quasselst mir glatt das Ohr ab, Kleiner. Also jedenfalls, ich will, daß ihr diese Leitern baut, weil ich nämlich große Pläne mit dir und den Haifischmenschen habe. Riesengroße Pläne, Kleiner. Immens riesengroße Pläne. Ich rede hier von fundamentalen Oberarschplänen, die ich mit euch habe. Klar?«
    Malink nickte.
    »Gut, dann baut die Leitern und wartet auf weitere Anweisungen.« Der Flieger schritt rückwärts in die Taro-Pflanzung.
    »Du hast gesagt, du würdest zurückkommen«, sagte Malink. »Du hast gesagt, du würdest zurückkommen und Kargo mitbringen.«
    »Du siehst nicht aus, als hätte man dich kurzgehalten, Kleiner. Du hast dein Kargo doch haufenweise gekriegt.«
    »Du hast gesagt, du würdest zurückkommen.«
    Vincent hob beide Hände. »Was soll der Scheiß? Sind wir hier bei der Post? Komm mir nicht auf die schräge Tour, Kleiner. Ich brauch dich.« Der Pilot fing an sich zu verflüchtigen, er wurde so durchscheinend wie der Rauch seiner Zigarette.
    Malink trat einen Schritt vor. »Die Himmelsgöttin wird uns Befehle geben?«
    »Die Himmelsgöttin hat's vor fünfzig Jahren zerbröselt, Kleiner. Diese Dame, die auf meiner Landebahn mit dem Arsch rumwackelt, ist 'ne Lusche.«
    »Lusche?«
    »Fauler Zauber, das ist sie, Kleiner. Sieht prachtvoll aus und ist im Bett garantiert 'ne Prachtnummer, aber sie zockt euch ab.«
    »Sie ist nicht die Himmelsgöttin?«
    »Nein, aber sieh zu, daß sie nicht sauer wird.« Mit diesen Worten löste sich der Pilot gänzlich in nichts

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