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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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–, wachte er mit einem heiseren Schrei auf, als ein Röhrchen Mascara vom Himmel auf seine Brust fiel. Sepie richtete sich auf und schnappte sich das Röhrchen, das auf den Boden des Bootes gerollt war.
    »Um dich hübsch zu machen«, sagte sie, wobei sich ihre Stimme bei dem Wort »hübsch« überschlug.
    Tuck war zu desorientiert, um zu erkennen, was sie da in der Hand hielt. Er nahm es ihr ab und betrachtete es mit blinzelnden Augen. »Das ist Mascara.«
    »Roberto«, sagte Sepie.
    Tuck suchte den Himmel ab, doch er konnte den Flughund nirgendwo sehen. Es wurde allmählich hell. »Du bringst uns Mascara? Wir kommen um vor Durst, und du bringst uns Mascara?«
    »Kimi ihm beibringen«, sagte Sepie.
    Tuck hätte nie geglaubt, daß er noch Energie genug für einen Wutausbruch gehabt hätte, doch er kam dessen ungeachtet. »Du …«
    Sepie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Hör mal.«
    Tuck horchte. Er hörte nichts. »Was?«
    »Brandung.«
    Tuck horchte. Er hörte es. Er hörte außerdem noch etwas anderes, ein rhythmisches Plätschern im Wasser, das gar nicht weit weg war von ihrem Kanu. Er schaute in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sah, daß sich etwas über die Wasseroberfläche auf sie zubewegte.
    »Aloha!« tönte es aus der Dunkelheit, und dann tauchte ein weißer Mann mittleren Alters in einem Hochseekajak auf. »Ich bin wohl nicht der einzige, der gern frühmorgens rausfährt«, sagte er.
     
    Während ihrer ersten Nacht im Waikiki Beach Hyatt Regency drückte Sepie die Toilettenspülung achtundsiebzigmal und konsumierte Waren aus der Minibar im Wert von zweihundertvierzig Dollar (fünf Pepsi Cola und eine Schachtel Schokorosinen).
    »Man macht hier rein, und es geht einfach weg?«
    »Ja.«
    »In diese Schüssel?« Sie deutete darauf.
    »Ja.«
    »Man macht einfach?«
    »Ja.«
    »Und man drückt das Ding hier?«
    »Ja.«
    »Und es geht weg?«
    »Ganz genau.«
    »Wohin?«
    »Ins nächste Zimmer.« Abwasser – sie hatten sich nicht über Abwässer unterhalten.
    »Und die drücken darauf, und es geht weg?«
    »Paß auf, Sepie, hier drüben ist ein Fernseher. Du drückst da drauf, und es wechselt das Bild.«
    Tuck konnte nicht sicher sein, weil sie nie Sex miteinander gehabt hatten und weil sie ihm erzählt hatte, daß sie einem Mann alles vormachen konnte, aber er hatte fast den Eindruck, als hätte sie in diesem Augenblick einen Orgasmus gehabt.
    Er rang ihr das Versprechen ab, das Zimmer nicht zu verlassen, und ließ sie, fröhlich Toiletten spülend und Kanäle wechselnd, im Zimmer zurück, während er zur Polizei ging.
     
    Der wachhabende Beamte am Empfangspult des Polizeireviers von Honolulu begegnete Tucker mit Geduld, Höflichkeit und der angemessenen Aufmerksamkeit – bis zu dem Zeitpunkt, als Tuck sagte: »Hören Sie, ich weiß, ich sehe ein bißchen aus, wie durch den Wolf gedreht, aber ich war zwei Wochen lang in einem Kanu auf hoher See.« Bei diesem Satz hob der Sergeant die Hand, um Tucker zu bedeuten, daß nun er an der Reihe war mit Reden.
    »Sie sind zwei Wochen auf See gewesen?«
    »Ja, ich bin mit einem Boot entkommen.«
    »Also, wie lange ist es nun her, seit diese angeblichen Morde sich ereignet haben?«
    »Etwa einen Monat, vielleicht auch länger.«
    »Und Sie sind erst jetzt dazu gekommen, sie anzuzeigen?«
    »Ich hab's Ihnen doch erklärt. Ich saß auf Alualu fest. Ich bin in einem Segelkanu entkommen.«
    »Dann«, fuhr der Sergeant fort, »ist Alualu keine Straße in Honolulu.«
    »Nein, es ist eine Insel in Mikronesien.«
    »Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen, Sir. Das liegt außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs.«
    »Na ja, und wer kann mir helfen?«
    »Versuchen Sie's beim FBI.«
    Während der Taxifahrt zu den Büros des FBIs änderte Tuck seine taktische Marschrichtung. Er würde sich bedeckt halten und erst dann zu seinem Sermon ansetzen, wenn er die erste Hürde an der Frontlinie passiert hatte. Die Empfangsdame war eine zierliche Asiatin von etwa vierzig, deren prononcierter Aussprache man anhörte, daß Englisch nicht ihre Muttersprache war.
    »Ich bin sicher, daß ich Ihnen helfen kann, wenn Sie mir einfach nur sagen, worum es sich bei dem handelt, das Sie zu Protokoll geben möchten.«
    »Das kann ich nicht. Ich muß mit einem Agenten reden. Ich fühle mich so lange nicht sicher, solange ich nicht mit einem echten Agenten geredet habe.«
    Sie machte einen eingeschnappten Eindruck, und ihr Tonfall wurde noch förmlicher. »Vielleicht können Sie

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