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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ihnen gelernt hatte, als sie Sternbilder in den Sand malten und am Wasser standen und ihm Vorträge über die Gezeiten, Strömungen und Winde hielten. Es war sein größter Wunsch, selbst Seefahrer zu werden, und er hatte mit der Ausbildung begonnen, denn in dem starren Kastensystem der yapianischen Inseln war dies der einzige Weg für einen Mann, um aufzusteigen. Aber dann war der eine Seefahrer an einem Fieber gestorben und der andere in einem Kampf getötet worden, bevor er die Gelegenheit gehabt hatte, sein Wissen weiterzugeben. Die Seefahrer und die Krieger waren nun Geister, die der Vergangenheit angehörten. Wenn dieser Weibsmann ein Seefahrer war, dann waren die Jungen nur elende Pisser, wenn sie davon redeten, ihn zu töten. Sarapul fühlte sich durchströmt von Energie wie schon seit Jahren nicht mehr.
    »Ich kann dir was zeigen«, sagte Sarapul. Er versuchte aus dem Schneidersitz aufzustehen, doch er schaffte es nicht und plumpste wieder auf den Boden. Kimi packte einen seiner knochigen Arme und half ihm auf. »Komm mit«, sagte Sarapul.
    Der alte Mann führte Kimi den Pfad entlang zum Strand und blieb an der Wasserlinie stehen. Er begann zu singen. Seine Stimme klang wie ein vertrocknetes Palmblatt im Wind. Er schwang die Arme im Bogen herum und schleuderte sie dem Himmel entgegen, so daß man glauben konnte, seine Brust würde augenblicklich aufspringen wie eine verfaulte Brotfrucht. Und plötzlich kam Wind auf.
    Er griff in den Sand, hob ihn auf und warf ihn in den Wind. Dann klatschte er in die Hände und fing wieder an zu singen, bis die Palmen über ihnen im Wind schaukelten. Dann hörte er auf.
    »Jetzt warten wir«, sagte er. Er deutete aufs Meer hinaus. »Schau dorthin.«
    Am Horizont erhob sich eine Dunstsäule aus dem Ozean und wallte schwarz und silbern schimmernd auf, bis sie zu einer gewaltigen Gewitterwolke angewachsen war. Sarapul klatschte erneut in die Hände, und ein Blitz zuckte aus der Wolke wie ein weißer Sprung in einer Vase aus blauem Glas. Augenblicklich folgte ein ohrenbetäubender Donnerschlag, der noch volle zehn Sekunden nachhallte.
    Sarapul drehte sich zu Kimi um, der mit aufgerissenem Mund dastand und auf die Gewitterwolke starrte. »Machst du das?«
    Zitternd schüttelte Kimi seine Verblüffung ab. »Nein, das habe ich nie gelernt. Mein Vater hat gesagt, er könne den Donner herbeirufen, aber ich habe ihn nie dabei gesehen.«
    Sarapul grinste. »Schon jemals einen Kerl gefressen?«
    Kimi schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Schmeckt wie Spam«, sagte Sarapul.
    »Das hab ich schon gehört.«
    »Ich kann dir zeigen, wie man den Donner herbeiruft. Mitden Sternen kenne ich mich allerdings nicht aus.«
    »Ich kenne mich mit den Sternen aus«, sagte Kimi.
    »Dann hol deine Sachen«, sagte Sarapul.
     

32
Die Missionarsstellung
     
    Die Wachen kamen bei Sonnenuntergang, um Tucker abzuholen, gerade als er dabei war, sich die Hose und das Baumwollhemd anzuziehen, das der Doktor ihm dagelassen hatte. Die Sachen des Doktors waren ihm mindestens drei Größen zu groß, doch bei den ganzen Verbänden, die Tucker am Leib hatte, war dies ein wahrer Segen. Seine eigenen Turnschuhe waren Tucker noch geblieben, und die streifte er nun über seine nackten Füße. Er bat die Wachen zu warten, und so blieben sie steif und schweigend wie aus Stein gehauen im Türrahmen stehen.
    »Hey, Jungs, sprecht ihr Englisch?«
    Die Wachen gaben keine Antwort, doch sie ließen ihn nicht aus den Augen.
    »Japaner, was? Bin nie in Japan gewesen, aber ich hab mal gehört, ein Big Mac kostet zwölf Dollar bei euch.«
    Er wartete auf eine Antwort, doch ohne Erfolg. Die Japaner standen reglos und schweigend da, während kleine Schweißperlen durch ihre Bürstenhaarschnitte hindurchschimmerten.
    »Ihr müßt mich entschuldigen, Jungs, ich würde ja zu gerne mit euch Quasselstrippen weiterquatschen, aber ich muß zum Essen mit dem Doc und seiner Frau.«
    Tuck humpelte auf die Wachen zu und hielt seine Ellbogen ausgebreitet, damit sie ihn unterhakten. »Sollen wir los?«
    Die Wachen drehten sich um und führten ihn durch die Siedlung zu einem der Bungalows am Strand. Dort blieben die Wachen am Fuß der Treppe zur Veranda stehen. Tuck kramte in seinen Hosentaschen. »Tut mir leid, aber ich hab kein Kleingeld. Laßt euch am Empfang ein paar Yen geben und sagt Bescheid, daß sie's mir auf die Rechnung setzen sollen.«
    In einem cremefarbenen Anzug trat der Doktor durch die Schwingtür, in der Hand ein hohes Glas mit

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