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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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müssen gesund werden, Mr. Case. Ich brauche Sie, denn wir müssen unbedingt eine Partie Golf spielen.«
    »Golf?«
    »Sie spielen doch, oder?«
    Tuck brauchte einen Augenblick, um sich auf den abrupten Themenwechsel einzustellen, und sagte dann: »Sie spielen hier Golf?«
    »Ich bin schließlich Arzt, Mr. Case. Und selbst hier im Pazifik hat die Woche einen Mittwoch.« Dann lächelte er und verließ den Bungalow.
     

31
Rache: süß und kalorienarm
     
    Sarapul zwirbelte die letzten Fasern in sein Seil und zog sein Messer, um das ausgefranste Ende zurechtzutrimmen. Es war ein gutes Messer, made in Germany, mit einer biegsamen Klinge, die sich hervorragend dafür eignete, Fische zu filetieren oder hauchdünne Streifen aus der Rinde der Kokospalmen zu schneiden, um so den Tuba am Laufen zu halten. Er hatte das Messer nun schon seit zehn Jahren, und er bewahrte es stets blankpoliert und gewetzt auf einem Stück gelblichem Schweineleder auf. Die Klinge schimmerte bläulich, als er das Messer aufhob, und er sah das Antlitz der Rache, das sich im blanken Metall spiegelte.
    Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Die Jungen werden dich töten.«
    Kimi, das Messer fest umklammert, um dem Alten die Kehle durchzuschneiden, erstarrte mitten in der Bewegung. »Du hast meinen Freund gefressen.«
    Sarapul hielt sein Messer mit der Klinge nach unten, so daß er sich gleichzeitig umdrehen und Kimi aufschlitzen konnte, doch seine Knochen waren träge. Der Filipino würde ihn töten, bevor er sich auch nur halb herumgedreht hatte. »Dein Freund ist bei dem Medizinmann und der Schlampe von Vincent. Malink hat ihn weggeschafft.«
    »Nicht der Freund. Roberto. Die Fledermaus.«
    »Fledermäuse sind tabu. Wir essen keine Fledermäuse auf Alualu.«
    Kimi senkte das Messer um ein paar Zentimeter. »Angeblich eßt ihr auch keine Leute, aber du tust das trotzdem.«
    »Nicht, wenn ich sie kenne. Jetzt komm schon her, damit ich dich sehen kann. Ich bin alt, und ich kann den Kopf nicht mehr so weit herumdrehen.«
    Kimi ging im Halbkreis um einen Baum herum und kauerte sich sprungbereit dem alten Mann gegenüber hin.
    Sarapul sagte: »Du wolltest mich töten.«
    »Wenn du Roberto gegessen hättest, schon.«
    »Das gefällt mir. Niemand tötet heute noch jemanden. O ja, die Jungen reden davon, daß sie dich töten, aber ich glaube, Malink wird es ihnen ausreden.«
    Kimi räusperte sich. »Hättest du mich gefressen, wenn sie mich umgebracht hätten?«
    »Den Vorschlag hat jemand aus der Trinkrunde gemacht. Ich weiß aber nicht mehr, wer.«
    »Und woher weiß ich dann, daß du Roberto nicht gefressen hast?«
    »Schau mich doch an, Kleiner. Ich bin vielleicht hundert Jahre alt. Manchmal gehe ich zum Strand, um zu pinkeln, und die Gezeiten wechseln schneller, als ich mein Wasser lassen kann. Wie soll ich eine Fledermaus fangen?«
    Kimi setzte sich auf den Boden und ließ sein Messer auf den Kies fallen. »Irgendwas ist Roberto passiert. Er ist weggeflogen.«
    »Vielleicht hat er ein Fledermausweibchen gefunden«, sagte Sarapul. »Vielleicht kommt er wieder zurück. Willst du was trinken?« Der alte Kannibale hielt ihm seinen Krug mit Tuba entgegen, und Kimi beugte sich kurz vor, schnappte ihn und begab sich schnell wieder außerhalb der Reichweite des Messers.
    Er trank einen Schluck und verzog das Gesicht. »Warum wollen sie mich töten?«
    »Sie sagen, du bist ein Weibsmann, und deinetwegen vergißt Sepie ihre Pflichten als Liebesdienerin. Und sie mögen dich nicht. Aber mach dir keine Sorgen, niemand bringt heutzutage noch irgend jemanden um. Es ist nur besoffenes Gerede.«
    Kimi ließ den Kopf hängen. »Sepie hat mich aus dem Jungmännerhaus rausgeworfen. Sie ist sauer auf mich. Ich weiß nicht, wo ich bleiben soll.«
    Sarapul nickte mitfühlend, doch er sagte nichts. Er selbst lebte schon so lange im Exil, daß er sich an die Entfremdung gewöhnt hatte, aber er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er sich gefühlt hatte, als er von Malink verbannt worden war.
    »Du sprichst unsere Sprache ziemlich gut«, sagte Sarapul.
    »Mein Vater kam aus Satawan. Er war ein großer Seefahrer. Er hat es mir beigebracht.«
    »Du bist ein Seefahrer?« In den alten Zeiten rangierten die Seefahrer noch über den Häuptlingen, sie standen nur eine Stufe unter den Göttern. Als er noch ein Junge war, hatte Sarapul die Seefahrer von Alualu verehrt wie Helden. Der lang ausgeträumte Traum seiner Kindheit tauchte wieder auf, und er erinnerte sich daran, wie er von

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