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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Case.« Beth Curtis rollte mit den Augen und lachte, während sie am Tisch Platz nahmen.
    Tuck könnte förmlich spüren, wie sein Körper die Nahrung aufsog. Er erzählte ihnen die Geschichte seiner Reise zu der Insel, wobei er den Gefahrenaspekt so weit in den Vordergrund stellte, daß seine Verletzungen, Kimi und sein verzweifeltes Verlangen nach Alkohol in den Hintergrund traten. Roberto erwähnte er überhaupt nicht. Bis Tucker in seinen Erzählungen bei dem Taifun angelangt war, hatten seine Gastgeber bereits ihre zweite Flasche Weißwein entkorkt und einen Gutteil davon getrunken. Die Wangen von Beth Curtis waren gerötet, und mit glänzenden Augen sog sie begierig jedes von Tucks Worten auf.
    Tuck hatte ernsthaft vorgehabt, sie nach Kimi zu fragen und was ihre kryptischen Botschaften zu bedeuten hatten oder die Bedingungen, zu denen er eingestellt worden war – und vor allem, woher das ganze verdammte Geld kam. Doch statt dessen ließ er für Beth Curtis seinen Charme und Witz spielen, und als er gegen Mitternacht den Bungalow verließ, war er ziemlich angetan von sich und der Frau des Doktors.
    Seine Gastgeber standen Arm in Arm an der Tür, als die Wachen Tucker zurück in seine Unterkunft geleiteten. Auf halbem Weg drehte er sich noch einmal um und winkte ihnen zu, gerade so, als sei er derjenige, der zwei Flaschen Wein getrunken hatte.
    »Was glaubst du?« fragte der Medizinmann seine Frau.
    »Nicht das geringste Problem«, sagte sie mit einem Paradelächeln in Tucks Richtung.
    »Ich hätte wirklich energischeren Widerstand gegen unsere Bedingungen von ihm erwartet.«
    »Als ob er in einer Position wäre, wo er die Wahl hat. Der Mann hat nichts, ist nichts, und wenn er die Illusion zerstört, die wir ihm bieten, muß er sich selbst gegenübertreten.«
    »Sein Blick, wenn er dich ansieht – als wärst du eine jungfräuliche seligmachende Vestalin. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Das hab ich schon im Griff. Sieh du lieber zu, daß unser Fliegerbürschchen seinen Job machen kann.«
    »Es dauert allenfalls noch eine Woche, bis er wieder fliegen kann. Aber er hat schon wieder von diesem Seefahrer angefangen, als wir draußen waren.«
    »Wenn der wirklich hier ist, siehst du besser zu, daß du ihn findest.«
    »Ich werde heute nacht noch mit Malink reden. Die Micro Spirit ist übermorgen fällig, und wenn wir den Navigator finden, können wir ihn mit dem Schiff zurückschicken.«
    »Je nachdem, was er gesehen hat«, sagte sie.
    »Genau, je nachdem, was er weiß.«
     
    Als Tucker Case seinen Bungalow betrat, war er rundum glücklich und zufrieden. Jemand hatte in seiner Abwesenheit das Licht eingeschaltet und das Bett gemacht. »Was soll das, kein Pfefferminzbonbon auf dem Kissen?« Er zog ein Paar von den Pyjamahosen des Doktors an und schnappte sich einen Spionageroman aus dem Stapel Taschenbücher, den irgend jemand auf dem Couchtisch aufgetürmt hatte.
    Die hatten einen Fernseher. Im Bungalow der Curtis' war ein Fernseher gewesen. Er mußte sie bitten, ihm auch einen hinzustellen. Nein, verdammt, er mußte verlangen, daß sie ihm einen Fernseher hinstellten. Was sagte Mary Jean immer? »Du kannst den ganzen Tag verkaufen, aber solange du kein Geld verlangst, hast du keinen Verkauf getätigt.« Gutes Essen, gutes Geld und ein klasse Flugzeug zum Fliegen – wo gab's denn so was? Er hatte einen absoluten Volltreffer gelandet. Ich bin der Phönix, der sich aus der Asche erhebt. Das Comeback-Kid. Ich bin so gut wie die Goldjungs vom US-Eishockeyteam bei der Olympiade 1980. Ich bin das verfickte Walroß, coo-coo ka-choo.
    Er ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Und da sah er sich plötzlich im Spiegel. Augenblicklich sank seine Stimmung in den Keller. Ich werde nie wieder bumsen, solange ich lebe. Ich hätte weiterbohren sollen wegen Kimi. Ich hab noch nicht mal gefragt, was ich überhaupt durch die Gegend fliegen soll. Ich bin ein Wurm ohne eine Spur von Rückgrat. Ich bin Abschaum. Ich bin die Hindenberg, Michael Milken, Richard Nixon. Ich sehe Gespenster und sprechende Fledermäuse, und ich sitze fest auf einer Insel, wo das einzige weibliche Wesen Mutter Teresa aussehen läßt wie eine beinamputierte Steptänzerin in einer Leprakolonie. Ich bin die Personifikation des Scheiterns, fleischgewordene Dämlichkeit, gepaart mit himmelschreiendem Idiotentum. Ich bin der schwärenüberwucherte Pin-up-Boy von Wundbrandhausen. Der geisteskranke, arbeitslose Busfahrer des Todeslagerkartells.
    Ohne

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