Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Stimmungswandel beim Publikum. »Wenn Sie recht haben, Profunder«, sagte eine Savant, »müssen wir auf die Hilfe der Personen zurückgreifen, die diese seltsamen Primaten kennen.«
Der Profunde neigte verwundert den Kopf. »Ich habe darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, sie zu töten.«
»Aber nur Memor weiß, wie die Fremden denken, ja?«
»Ich kann nicht behaupten, ihre Gedanken zu kennen«, sagte Memor. »Aber ich weiß mehr oder weniger, wie sie reagieren.«
Die Savant war verwirrt und bat mit einem klassischen Farbenspiel ihres Gefieders um eine Erklärung.
»Ich kann das Verhalten der Fremden unter bestimmten Umständen voraussagen, ohne die ihrem Verhalten zugrunde liegenden Motive zu verstehen.«
Die Kopffedern des Profunden bildeten einen blauen und goldenen Kreis. »Ich glaube, Memor hat gezeigt, dass sie das Verhalten der Primaten nicht vorhersagen kann, denn immerhin sind sie ihr entkommen.«
»Sie ist, was wir haben«, sagte die Gruppenmeisterin plötzlich. »Sie hat die Fremden untersucht.«
»Aber das Risiko!«, wandte der Profunde ein und sprach zum Saal. »Wir wissen von früher, dass Besucher von Planeten mit einer planetaren Denkweise zu uns kommen. Das behindert sie. Wenn sie eine Weile in unserer Welt gelebt haben, sehen sie ihren Fehler ein und finden ein neues Gleichgewicht. Die Aufgenommenen sind uns recht nützlich gewesen, nachdem sie fügsam gemacht wurden; sie haben unser aller Leben verbessert. Doch solche Wesen leiden zwangsläufig aus tief in ihren Genen verankerten Gründen – eine Nostalgie, die ihren gewohnten Rhythmus von Tag und Nacht betrifft, den Wechsel der Jahreszeiten und überaus veränderliches Wetter. Die Aufgenommenen könnten von einer solchen Nostalgie angesteckt werden. Rebellionen und Gewalt wären mögliche Folgen, und dann …«
Die Gruppenmeisterin hob die Arme, und sofort wurde es still im Saal. Sie richtete einen ruhigen Blick auf Memor. »Sie werden einen Weg finden, die Fremden zu lokalisieren und wieder gefangen zu nehmen.«
Memor zögerte. »Aber … wie soll ich …«
»Sie kennen die Primaten. Sie sind mit ihren Interaktionen vertraut, mit ihrer Sprechweise, mit den Bewegungen in ihren Gesichtern, die ganz deutlich zeigen, was in ihnen vorgeht! Machen Sie Gebrauch von diesem Wissen. Zwei Gruppen der Fremden treiben sich in unserer herrlichen Welt herum. Es sind Gemeinschaftswesen, ja?«
»Sie treffen sich häufig und sprechen oft miteinander …«
»Gut. Verwenden Sie das.«
»Soll ich sie anlocken?«
»Wenn Sie eine Möglichkeit dafür sehen.«
»Kann ich auf das Himmelskommando zurückgreifen? Seine Flieger und Himmelsfische sind imstande, große Gebiete in kurzer Zeit zu kontrollieren.«
»Einverstanden.« Die Gruppenmeisterin schniefte kurz.
Memor zögerte und verbeugte sich dann. Die Vorsicht gemahnte sie, nicht noch weiterzugehen, aber … »Was ist mit dem Schiff der Fremden?«
»Wie bitte?« Die Gruppenmeisterin war nicht daran gewöhnt, dass man Fragen an sie richtete.
»Ihr Raumschiff umkreist unseren Stern. Angenommen, es verfügt über Mittel, von denen wir nichts wissen?«
»Das ist zweifellos Sache der Astronomen.« Die Gruppenmeisterin bewegte sich so, als hätte sie bisher noch nicht darüber nachgedacht. »Ich habe beim Rat gehört, dass sich die Spiegelsysteme nicht schnell genug justieren lassen, um auf das Schiff gerichtet zu werden. Es kann manövrieren und ist vermutlich imstande, einem Strahl auszuweichen.«
Eine Savant fügte hinzu: »Ein kleines Schiff könnte die Himmelsschale ohnehin nicht ernsthaft beschädigen.«
»Ah, das ist tröstlich«, sagte Memor und verneigte sich demütig. Und dann, als sie sich aufrichtete, hatte sie eine Idee.
38
Als sie nach einer langen Fahrt mit dem Magnetwagen Rast machten, begab sich Cliff auf die Suche nach Nahrung. Es fühlte sich gut an, den Wagen zu verlassen und sich Bewegung zu verschaffen.
Sofort fiel ihm auf, dass es hier kaum Spuren oder Exkremente von Tieren gab. Er fand einige reife Beeren und Früchte, die nicht an Zweigen wuchsen, sondern direkt an den Baumstämmen, was das Pflücken erleichterte. Mithilfe mehrerer Ausrüstungsgegenstände hatte er einen Giftdetektor improvisiert, der ihnen gute Dienste leistete. An Bord der SunSeeker gab es zu diesem Zweck natürlich weitaus bessere Geräte, aber als sie mit der Eros gelandet waren – vor einer Ewigkeit –, hatten sie nur mit einem Aufenthalt von wenigen Tagen gerechnet.
Der Detektor hielt die
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