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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Spiegeln sprach die Worte immer wieder. An einigen Stellen – vielleicht dort, wo die Spiegel nicht ganz genau ausgerichtet waren – verschwammen die Konturen wie hinter einem Vorhang flirrender Hitze.
    »Bedeutet das, Beth befindet sich in der Gewalt der Vogel-Leute?«
    »Wir haben es mit fremden Wesen zu tun, die vielleicht auf eine ganz andere Art und Weise denken. Es könnte eine an Beth gerichtete Nachricht sein, mit der sie aufgefordert wird, zu den Vogel-Leuten zu kommen. Oder die Herren der Schale fordern uns – mich – auf, zu Beth zu gehen.«
    »Na so was«, sagte Terry.
    Mit gerunzelter Stirn starrte Cliff auf das Bild und die sich wiederholenden Lippenbewegungen. Die Überraschung war so groß, dass er das Gefühl hatte zu schweben. Oft hatte er von Beth geträumt, voller Sehnsucht, und manchmal hatte er sich vorgestellt, dass sie längst tot war, umgekommen in irgendeinem Dreckloch.
    »Es könnte auch sein, dass die Nachricht von Beth stammt …«, sagte er langsam und hoffnungsvoll.

39
    Die Träume machten es schlimmer für Cliff. Am nächsten »Tag« erwachte er mit Erinnerungen an den köstlichen Duft von gebratenem Truthahn. In seiner Kindheit war das Thanksgiving-Festmahl seiner Vorstellung von einem Paradies sehr nahegekommen. Es hatte ihm großen Spaß gemacht, zusammen mit seiner Mutter Zwiebeln zu schneiden und den Vogel zu füllen, mit all den Spezialitäten, die nur sie verwendete. Er glaubte sogar, den Geschmack im Mund zu haben, als er im Sonnenschein blinzelte und den Traum festzuhalten versuchte. Der Magen schien seine Sehnsucht zu teilen und knurrte.
    Träume von Essen … In letzter Zeit hatte er sie immer häufiger. Sie ernährten sich von einfacher, wenig abwechslungsreicher Kost, die zumindest ihr Überleben gewährleistete, aber sein Unterbewusstsein schien nicht viel davon zu halten.
    Cliff stand auf, gähnte und nahm eine der angenehm riechenden Früchte, die sie tags zuvor gefunden hatten. Es war ihnen gelungen, vom Magnetwagen aus mit ihren Lasern kleine Tiere zu erlegen, und außerdem sammelten sie Beeren und Kräuter, aber trotzdem kehrte Cliff »nachts« zu den Festessen seiner Kindheit und Jugend zurück. Vermutlich kam darin eine tiefere Sehnsucht zum Ausdruck, die ihm jedoch verborgen blieb.
    Er sprach mit Irma darüber, als sich der »Tag« dem Ende entgegenneigte. Sie brauchte nicht lange zu überlegen, um eine Antwort zu finden. »Beth«, sagte sie und sah ihm dabei in die Augen.
    Cliff blinzelte überrascht. Er hatte es nicht erkannt, obwohl es offensichtlich war. »Ich … schätze, da hast du recht.«
    »Du vermisst sie ebenso wie ich Herb vermisse.« Sie sah ihn noch immer an.
    »Natürlich.« Mit dieser Antwort wollte Cliff Zeit gewinnen, um zu überlegen. Er wusste nicht recht, was er von der Situation halten sollte.
    »Du erinnerst dich nicht an Herb, oder?«
    »Äh, ein Ingenieur, nicht wahr?«
    »Nein, ein Systemtechniker.«
    »Oh, ja, jetzt fällt es mir wieder ein …«
    »Redwing wollte ihn aus dem Kälteschlaf holen, damit er sich das Problem mit dem Antrieb vornimmt, aber dann hatten wir zu viel zu tun.«
    »Und du vermisst ihn …« Unbehagen erfasste Cliff.
    »Wir helfen uns gegenseitig dabei, mit den schweren Dingen fertigzuwerden, Cliff. Ich wollte nur, dass du das weißt.«
    »Natürlich.« Eine kurze Pause. »Was nichts damit zu tun hat, dass ich echte Gefühle für dich empfinde.«
    Irma lächelte. »Ich empfinde auch etwas für dich, aber die Gefühle sind – wie soll ich sagen? – nicht sehr tief.«
    »Der Sex hat etwas, das die Psycher ›Nutzenfunktion‹ nennen.«
    »Kein Problem, solange uns beiden das klar ist. Und da wir gerade dabei sind … Ich bin noch nicht müde.«
    Das war eindeutig eine Einladung. Cliff lächelte und sagte: »Ich vertrete mir noch ein bisschen die Beine, bevor ich mich hinlege.«
    Die Gruppe folgte einer gewissen Routine, wenn sie sich zur Ruhe begab. Sie suchte sich einen sicheren Ort, von dem aus man die Umgebung im Auge behalten konnte und der möglichst im Schatten lag. Anschließend wurden Leinen mit Ausrüstungsteilen angebracht, die klapperten, wenn etwas gegen sie stieß. Jemand von ihnen hielt Wache, wenn etwas auf mögliche Gefahren hindeutete. Es sollte auch ein »stilles Örtchen« in der Nähe geben, eine Stelle, wo man seine Notdurft verrichten konnte, ohne dass einen die anderen dabei sahen. Die Nähe von frischem Wasser war ebenfalls wünschenswert.
    Diesmal hatten sie ihr Lager unter den Wipfeln

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