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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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kicherten, aber Memor achtete nicht darauf.
    »Die Fremden sind sehr an der Entstehung des Universums interessiert, obgleich sich mit diesem Wissen nicht viel anfangen lässt. Was noch seltsamer ist: Sie richten ihr Augenmerk auch auf das langfristige Schicksal des Universums und hegen in dieser Hinsicht recht starke Empfindungen. Manche von ihnen sind sogar religiös! Für Astronomen sind diese Dinge mit zu viel Unbekanntem verknüpft, und deshalb halten wir sie für nicht sonderlich dringlich. Doch die Letzten Eindringlinge sehen das ganz anders.«
    »Wie kann dies wichtig sein?«, fragte eine Savant.
    »Es gehört zu den Gründen, die die Primaten veranlassten, mit ihrem kleinen, gefährlichen Raumschiff aufzubrechen, ja?«
    »Um nach Antworten auf so vage Fragen zu suchen?«
    »Nicht ganz. Das Hauptmotiv der Fremden, dessen sie sich kaum bewusst sind, besteht in der Erweiterung ihres Horizonts. «
    »Warum? Welcher Nutzen kann sich daraus ergeben?«
    »Tief in ihrem Innern herrscht Unruhe, und diese Unruhe ist es, die sie antreibt. Ich habe sie in ihrem Untergeist gesehen.«
    »Ich bezweifle, dass solche Geschöpfe aufgenommen werden können«, sagte die Savant.
    »Es ist unsere Aufgabe, ihnen Erleuchtung zu bringen.« Memor benutzte ein weiteres Klischee. »Um ihnen die Sehnsucht nach den Horizonten zu nehmen, mit denen die Evolution sie ausgestattet hat.«
    »Kennen wir ihren Ursprung?«
    Memor tarnte ihre Lüge mit einer violetten Verfärbung der Federn. »Ich fürchte, das können wir noch nicht sagen.« In gewisser Weise entsprach es der Wahrheit: Sie konnte es nicht sagen.
    »Ich meine nicht den planetaren Ursprung der Primaten, sondern die Ursache ihrer Unruhe, ihrer Ängste.«
    Daran hatte Memor gedacht, worauf sie auch ganz offen hinwies. Eine neue Diskussion begann, und vermutlich fragten sich die Suchgruppen, warum die Gespräche so theoretisch waren. Doch das spielte keine Rolle. Es kam in erster Linie auf den Ton dieser Versammlung an, auf die Atmosphäre.
    Memor ergriff wieder das Wort. »Wir nehmen an, dass sie aus einer feindlichen Umgebung fliehen mussten, und diese Krise forcierte ihre Evolution. Vielleicht wurde ihre Zahl zu groß für die Umwelt, was sie zwang, sich nach neuen Lebensräumen umzusehen. Es folgte eine beschleunigte Evolution der Werkzeugherstellung und allgemeiner, sozialer Intelligenz.«
    Jetzt, da sie es aussprach … Diese Vorstellung hatte durchaus ihren Reiz. Was hatte die Fremden veranlasst, mit einem so fragilen Schiff aufzubrechen? Vielleicht suchten sie nach der Möglichkeit eines neuen Anfangs.
    Eine Savant sagte: »Sie könnten unsere Landschaften überschwemmen!«
    Ein Murmeln zog durch den Raum, und Memor brachte die Versammlung wieder zum Schweigen. »Wir haben gewiss die Möglichkeit, so etwas zu verhindern. Wir sind ihnen zahlenmäßig weit überlegen, um mindestens zwanzig Zwölfer-Größenordnungen.«
    Bis zu diesem Moment war ihr die Fremdartigkeit der Primaten noch nicht im vollen Ausmaß klar gewesen, obwohl sie einen Blick in ihren Untergeist geworfen hatte. Dies war der zentrale Punkt: Sie liebten Neues, Aufregung und Bewegung, obwohl das ihren Tod bedeuten konnte.
    Das Vogel-Volk hingegen lebte unter perfekten Bedingungen, um dem Leben Konstanz zu geben und der Zeit eine Gleichmäßigkeit, die ihrem Anfang und ihrem Ende Bedeutung nahm. Um Beständigkeit zu garantieren, war die Himmelsschale geschaffen worden, eine künstliche Welt, besser als alle natürlichen, eine Umgebung, die Kontinuität gewährleistete. Natürlich gab es für das Vogel-Volk nach wie vor Evolution, aber ein hoher Entwicklungsstand versetzte es in die Lage, sie unter Kontrolle zu halten. Auf diese Weise lebte es seit Äonen ohne nennenswerte Veränderungen, was jede neue Generation zur Kenntnis nahm und zu schätzen lernte. Das höchste Ziel einer jeden Spezies bestand zweifellos darin, krude Zufälligkeit zu besiegen und das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die Astronomen lenkten nicht nur die Beziehungen zwischen der Schale und dem Himmel, sondern auch die Lebensgestaltung in der Schalenwelt.
    Daran dachte Memor, während sie der Diskussion im Saal zuhörte. Als wieder Stille einkehrte, sagte sie: »Die Primaten kennen vielleicht einen Teil unserer Geschichte, aber es liegt enorm viel Zeit hinter uns! Sie können unmöglich alles verstehen.«
    Dies brachte ihr Applaus ein. Die Aufgenommenen hatten gelernt, dass die ruhige Konstanz der Schale das Ziel jedes wahrhaft

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