Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Kleidung in dem Sinne trugen, abgesehen von den Dingen, die offenbar dazu dienten, Ausrüstungsmaterial zu tragen. Breite bunte Streifen zogen sich über ihre Körper bis hin zum Hals. Sie schienen Headsets zu tragen oder vielleicht besonders verzierte Hüte. Am Hinterkopf zeigten sich erstaunlich stark ausgeprägte Hahnenkämme, manche einen ganzen Meter lang.
Redwings Stimme kam aus den Helmempfängern. »Besuch. Wurde auch Zeit! Fred, halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Fred antwortete nicht.
Weitere Vogel-Leute erschienen, näherten sich den Schleusen und schienen mit den anderen zu sprechen. Die Körpersprache: Herumstolzieren, Verbeugen, das Aufplustern des Gefieders. Schnäbel bewegten sich.
»Wir haben zwei Spezies, mindestens zwei«, berichtete Cliff. »Eine große und eine mittelgroße. Selbst die Mittelgroßen überragen uns und scheinen den Großen untergeordnet zu sein. Die Großen tragen Beutel unter dem Hals oder am Rücken.«
Der Erstkontakt stellte sich ganz und gar als ein Beobachter-Ereignis heraus.
Die Landegruppe verzichtete darauf, die Untersuchungen der Schleuse mit den Strahlprojektoren fortzusetzen – die Vogel-Leute hätten es vielleicht für einen Angriff gehalten. Alle standen einfach nur da und guckten.
Beth lachte leise. Sie hatten viele Lichtjahre zurückgelegt, begegneten zum ersten Mal extraterrestrischen Intelligenzen … und konnten nur starren.
Schließlich hatte Cliff es satt. »Kehren wir in die Eros zurück. Vielleicht veranlasst es die Fremden dazu, die Schleuse zu öffnen.«
Beth hielt es für eine gute Idee, zumal Luft und Energie der Raumanzüge zur Neige gingen.
Doch Cliffs Hoffnungen blieben unerfüllt, und auch am nächsten Tag geschah nichts. Einige Vogel-Leute kamen und gingen, aber niemand von ihnen näherte sich der Schleuse.
Die Menschen errichteten ein Lager: Druckzelte, Wasservorräte, Mikrowellenöfen. Vielleicht vermittelte es den Fremden eine Vorstellung davon, wie sie lebten, dachte Beth. Sie teilten Wachen ein, damit immer jemand da war, der die Vogel-Leute beobachtete und alles aufzeichnete.
Jeder von ihnen entwickelte eine eigene Theorie über die Passivität der Wesen – Captain Redwing hatte gleich ein halbes Dutzend –, aber sie nützten nicht viel, da es keine Möglichkeit gab, sie zu überprüfen. Also veranstalteten sie immer wieder Besprechungen, sprachen mit der SunSeeker und probierten verschiedene Ideen aus.
Noch mehr Vogel-Leute erschienen, bis Abduss’ tausend von ihnen zählte. »Vielleicht ist ihnen nicht mehr viel Technik geblieben?«, spekulierte Irma. »Oder es sind doch nur Tiere.«
»Sie tragen Gegenstände«, sagte Abduss. »Nicht nur die Halsbeutel. Die drei Großen dort … Sie ziehen etwas, ein etwa fünf Meter langes Objekt. Scheint aus Metall zu bestehen.«
Sie warteten weiter. Und es kamen noch mehr Vogel-Leute.
Sie steckten ganz offensichtlich in einer Sackgasse, und deshalb schlug Cliff vor, die Außenwand der Luftschleuse aufzuschneiden – selbst Diamant konnte ihren Werkzeugen nicht standhalten. Vielleicht, so meinte er, gab es im Innern der Schleuse Kontrollen, mit denen sich die Innenwand öffnen ließ.
Natürlich gab es Einwände. Dies war ein sehr wichtiger Moment, und vielleicht machten sie einen großen Fehler, wenn sie sich auf eine Weise verhielten, die als aggressiv gedeutet werden konnte. An dieser Ansicht hielten sie einen ganzen Tag fest, bis Irma schließlich fragte, wie lange sie noch warten sollten, ohne etwas zu tun. Bis der SunSeeker die Luft ausging? Bis dahin würden Jahrhunderte vergehen.
Das größte Problem: Wie sollten sie sich durch die Wand schneiden? Bisher hatte nichts funktioniert. Sie versuchten es mit hochenergetischen Gaslasern, auf eine ultraviolette Frequenz eingestellt, die das Material der Wand vollständig absorbierte. Erste Versuche waren erfolgreich – der Strahl fraß sich schnell in die Außenwand und verdampfte ihren Kohlenstoff.
Sie stellten den Laser vor der Luftschleuse auf. Auf der anderen Seite hatte sich inzwischen ein ziemlich großes Publikum eingefunden. Es bereitete Beth Unbehagen, unter den Blicken der vielen Vogel-Leute zu arbeiten. Die Fremden starrten nur – warteten sie auf etwas? Ihre Blicke zeigten eine bemerkenswerte Ruhe. Oder bemerkenswerte Intelligenz , dachte Beth.
Sie begannen in der Mitte der durchsichtigen Wand. Nach kurzer Zeit übertrugen die akustischen Detektoren ein Zischen, was nur bedeuten konnte: Die Vogel-Leute ließen Luft in
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