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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Hadley-Zirkulationsmustern, denn die Tassenwelt war nicht rund, aber angesichts der kolossalen Ausmaße der Schale fiel es Cliff schwer, sich Hadley-Zellen an diesem Ort vorzustellen. Die Oberflächenschwerkraft variierte über die ganze Halbkugel hinweg, im Gegensatz zur einfallenden Sonnenenergie, die immer konstant blieb. Wie sah die atmosphärische Dynamik unter solchen Voraussetzungen aus? Es schien unwahrscheinlich zu sein, dass es auf der Tassenwelt Jahreszeiten gab, denn es fehlte eine Achsenneigung. Was verteilte die Feuchtigkeit, und wie sahen die Verteilungsmuster aus? Was geschah mit der Evolution ohne den Einfluss von Jahreszeiten?
    Sie brachen wieder auf und gingen, den Wind im Rücken, seitlich über den Hang – dadurch konnten sie weit genug nach vorn und nach hinten sehen und brauchten keine Überraschungen zu fürchten, zumindest nicht von Tieren. Die intelligenten Vogel-Leute verfügten über Technik und konnten damit von überall her kommen.
    Auch vom Himmel? Cliff schaute ins zarte Blau über ihnen. Unterschiedlich große Vögel flogen am weiten Himmel. Von der Körperform her wirkten sie vertraut und boten damit ein gutes Beispiel für konvergente Evolution – die Gesetze der Physik hatten sie geformt. Aber es gab auch andere, seltsamere fliegende Geschöpfe, die sich von Aufwinden weit nach oben tragen ließen und im Dunst oder dem Hintergrundgleißen des Jets verschwanden. Die Sicht trübende Industrieabgase gab es hier nicht. Irgendwo dort draußen sind die Vogel-Leute und suchen nach uns, dachte Cliff. Unser einziger Vorteil ist die enorme Größe dieser Welt.
    Sie erreichten ein Tal, ständig umgeben von einer seltsamen Mischung aus Vertrautem und Fremdartigem, die stän dige Wachsamkeit verlangte. Cliff ging den anderen mit gutem Beispiel voran, indem er sich ständig umsah und kaum sprach. Dadurch konnten sie hören, ob sich ihnen etwas näherte.
    Irma brachte es auf den Punkt. »Stellt euch vor, wir sind in Afrika«, sagte sie. »Überall könnten Löwen auf der Lauer liegen.«
    Howard Blaire und Terry Gould, erst vor kurzer Zeit aus dem Kälteschlaf geweckt, waren gute Techniker, hatten aber kaum Felderfahrung. Unterwegs sprachen sie immer wieder miteinander, und Irma forderte sie mehrmals auf, still zu sein. Die Bäume wurden kleiner, und um sie herum gab es mehr braune Büsche und hohes graues Gras. Vögel zwitscherten und sangen in den Baumwipfeln, verstummten aber, wenn sich die Menschen näherten.
    Vorsichtig schritten sie durchs hohe Gras, das trocken knisterte, als sie es bewegten. Nach dreißig Metern merkte Cliff, wie sich vor ihnen etwas bewegte.
    Es lief ihm kalt über den Rücken, und ein plötzlicher Adrenalinschub ließ ihn zittern. Zusammen mit den anderen duckte er sich im hohen Gras und beobachtete, wie ein gelbbrauner Dorn etwa zwanzig Meter vor ihnen über den Weg strich, den sie genommen hätten. Der Dorn – oder vielleicht das Ende eines Schwanzes – drehte sich, kam ihnen ein oder zwei Meter entgegen und verharrte.
    Cliff und seine Begleiter warteten angespannt.
    Dann setzte sich das Geschöpf wieder in Bewegung und entfernte sich recht schnell – vielleicht rochen die Menschen zu seltsam. Oder das Wesen holt Verstärkung, dachte Cliff.
    Es war ein Fehler gewesen, durchs Gras zu gehen. Mit ihren Lasern konnten sie sich auf eine Entfernung von etwa zehn Metern zur Wehr setzen, aber diese Distanz schrumpfte, wenn ihnen dichter Wald oder hohes Gras die Sicht nahmen. Cliff wurde nervös, und den anderen erging es ebenso. So schnell wie möglich verließen sie das Gras und kletterten an der Seite des schmalen Tals empor, um einen weiten Blick zu haben. Sie suchten noch immer nach Wasser, und Cliff ordnete unterwegs eine neuerliche Bestandsaufnahme an.
    Was ihn selbst betraf … Er hatte sich in Hinsicht auf die fünfzehn Kilo Marschgepäck nicht für Proviant und Wasser entschieden, sondern unter anderem für einen Schlafsack und eine Kochausrüstung. Die technischen Spielereien, die an Bord der SunSeeker für planetare Einsätze zur Verfügung standen, hatte er zurückgelassen, denn die meisten von ihnen setzten eine Energiequelle für Aufladung voraus. In seinem Rucksack steckten zum Glück auch strapazierfähige Stiefel und, vielleicht noch wichtiger, Steigeisen, mit denen man einen Baum erklettern konnte. Sie bestanden aus Karboaluminium, wogen also nicht viel, und einmal angelegt brauchte man nur kurz die Hacken aneinanderzuschlagen, um sie ausklappen zu

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