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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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den Körper darunter.
    Zwar befand sich die Beute außer Reichweite, und die Laserblitze mussten zumindest unangenehm sein, aber der Dachs gab nicht auf. Stundenlang strich er hungrig und zornig grollend um die Bäume. Vielleicht war er daran gewöhnt, sich in Geduld zu fassen. Zum Glück schien ihm das Klettern nicht zu gefallen.
    Das Geschöpf sah nach einem Säugetier aus, aber dieser äußere Eindruck konnte täuschen. Konvergente Evolution passte das Leben den biologischen Nischen an. Wie Beuteltiere im Vergleich mit Plazentatieren: eine ähnliche Gestalt, aber eine ganz andere Physiologie.
    Eine Zeit lang verständigten sie sich mit Rufen, aber schließlich wurden sie still. Erneut machte sich Müdigkeit bemerkbar. Wenigstens war es hier schattig. Cliff atmete die feuchte Luft im Zwielicht zwischen den Bäumen tief ein und spürte, wie die Anspannung langsam aus seinem Körper wich. Abgesehen vom kurzen Schlaf im hellen Licht war dies die erste echte Ruhepause seit Verlassen der Schleuse, und inzwischen war ziemlich viel Zeit verstrichen. Sein Magen knurrte. Er nahm etwas von den Nahrungskonzentraten, die er bei sich führte, und kaute nachdenklich. Sie erfreuten ihn mit herrlichem Zitronengeschmack, und anschließend trank er vorsichtig einen Schluck Wasser. Ah.
    Dann lauschte er der Welt und versuchte dabei, das Knurren des Dachses auszublenden. Diese Welt summte (Insekten?) und bellte (in Rudeln lebende Prädatoren, die sich verständigten oder Territorium markierten?) und sirrte (was verbarg sich hinter diesem Geräusch?). Eine Symphonie des Lebens, ein seltsamer Gesang im größten aller Zoos …
    Er schlief ein, ohne es zu wollen. Und er träumte von Beth in dunklen Bildern voller Verlangen und Sorge.

DRITTER TEIL
    »Gutes Urteilsvermögen resultiert
    aus Erfahrung, und Erfahrung resultiert
    aus schlechtem Urteilsvermögen.«
    M ULLA NASRUDIN

13
    Ein Dienstler brachte Memor einen leckeren Skreekor, der nach seiner Furcht duftete. Sie verspeiste ihn mit großem Vergnügen, während sie die Eindringlinge beobachtete.
    Der Skreekor war groß, fast so groß wie die neuen Eindringlinge, aber zweifellos viel schmackhafter. Dieses Exemplar war leicht gewürzt und groß genug für eine Mittwach-Mahlzeit. Das Geschöpf wehrte sich nicht; vielleicht erkannte es in den letzten Momenten seines Lebens die natürliche Ordnung der Dinge an. Memor achtete beim Essen nicht auf das Knacken der kleineren Knochen; sie würde sie später auswürgen.
    Erneut fragte sie sich, ob die Eindringlinge zu magischen Tricks imstande waren, die über die Grenzen der bekannten Wissenschaft hinausgingen. Es war unwahrscheinlich. Gravierende Probleme hatten sie nicht verursacht, aber das Vogel-Volk hatte zu langsam reagiert. Jetzt schienen die Fremden sicher untergebracht zu sein; einer von ihnen war verletzt und starb vielleicht. Ihre Ausrüstung wirkte fremdartig auf Memor, machte jedoch einen recht primitiven Eindruck. Die Geschöpfe hantierten mit ihrem Spielzeug und schnatterten unablässig, ein typisches Verhalten von Primaten, wie aus den alten Aufzeichnungen der Himmelsschale hervorging, die Adaptationen ähnlicher viergliedriger Wesen betrafen.
    Die geflohene Gruppe hatte nicht etwa Klugheit gezeigt, sondern Panik, und nur durch reines Glück war sie entkommen. Doch Glück blieb nicht von Dauer. Welchen sonderbaren Ursprung diese Fremden auch haben mochten, ihre von Hast und Hektik geprägten Bewegungsmuster zeigten, wie schwer es ihnen fiel, mit Neuem fertigzuwerden. Schlimmer noch: Offenbar konnten sie nicht planen, vielleicht der größte aller Fehler.
    Außerdem waren sie langweilig. Ihnen fehlte ein buntes Gefieder – nicht eine einzige Feder steckte an ihrem Leib. Was bedeutete, dass sie sich nicht tarnen konnten. Wie seltsam musste die Welt sein, auf der sie sich entwickelt hatten!
    Ihre Haut war offenbar nicht imstande, irgendwelche Signale zu vermitteln, und für eine nuancierte Sprache gab es bisher noch keine Anhaltspunkte. Das Geschnatter mit ihren weichen Mündern und einfache Handzeichen, allein daraus bestand ihre Kommunikation. Die weiblichen Exemplare zeigten Säugetiermerkmale: Bei ihnen hatte der Körper weniger Masse und wies mehr Rundungen auf. Sonderbar. Wie erfolgte die sexuelle Selektion? Alles war so klein bei ihnen und zerbrechlich, wie das verletzte Individuum bewies.
    Memor überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, ihnen die Sprache beizubringen.
    Von sechs Astronomen und doppelt so vielen Dienstlern

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