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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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beherrschte nur Memor die TransSprache. Lange Zeit hatte sie geglaubt, dass sie nie Gelegenheit bekommen würde, von ihrem linguistischen Wissen Gebrauch zu machen. Es musste noch viel Zeit vergehen, bis die Himmelsschale in die Nähe des Ziels gelangte, wo sie damit rechneten, nach langen Epochen auf eine intelligente Spezies zu stoßen. Jetzt konnte Memor ihre sprachlichen und neurologischen Kenntnisse hier anwenden, bei diesen Wesen. Aufregung erfasste sie.
    Das Ziel-Volk war mächtig – es genügten Teleskope, um zu diesem Schluss zu gelangen. Aber es hatte nie irgendwelche interstellaren Ambitionen gezeigt, denn bei seinem Stern fehlten sowohl Fusionssignaturen als auch große Konstruktionen. Memor fand das erstaunlich, aber noch überraschender war das plötzliche Erscheinen dieser Besucher. Die Langen Aufzeichnungen erwähnten frühere Besuche, doch der letzte lag sehr lange zurück. Und jetzt war ein Schiff gekommen, von hinten, und es hatte die Astronomen beunruhigt. Die inzwischen weiblich gewordene Memor nahm dies nicht zum Anlass, besorgt zu sein. Ganz im Gegenteil. Sie freute sich, sah eine Chance gekommen.
    Memor war erst spät informiert worden, denn sie hatte seit zahlreichen Drehungen nicht Wache gehalten. Außerdem war sie männlich gewesen; es hatte ihr also an Urteilsvermögen gemangelt. Als weibliches Wesen hatte sie noch während der turbulenten Veränderung den Moment genutzt und sich mit anderen Tänzern zusammengetan, mit dem Ergebnis, dass sie jetzt Gelegenheit erhielt, ihre besonderen Fähigkeiten einzusetzen. Was sich bestimmt nicht nachteilig auf ihre Karriere auswirken würde. Diese Aussicht schenkte ihr ein wohliges Empfinden, das über Vorfreude hinausging. Sie sah sich am Beginn einer großen Ära; davon war sie überzeugt.
    Memor hatte sich große Mühe gegeben, die TransSprache zu lernen, denn einer in jeder Generation musste das Wissen erwerben und weitergeben. Sie hatte nie zu hoffen gewagt, ihre Kenntnisse der vor Äonen für die Kommunikation mit dem Ziel-Volk konzipierten Metasprache einmal konkret anwenden zu können. Die Schale hatte dem sich nähernden Schiff Signale geschickt, aber keine Antwort bekommen, was allerdings nicht unbedingt der TransSprache zur Last gelegt werden konnte. Es gab viele mögliche Erklärungen dafür, warum die Reisenden an Bord des Schiffes nicht antworteten.
    Zuerst hatte Memor angenommen, dass die Fremden vom Zielvolk ausgeschickt waren, mit dem Auftrag, die sich nähernde Himmelsschale zu untersuchen. Aber … Vielleicht stimmte das gar nicht. Dieser Gedanke kam vermutlich aus dem Untergeist, und Memor beschloss, sich eingehender damit zu befassen, sobald sie Zeit dazu fand.
    Zweifellos bestand die Möglichkeit, dass die Reisenden vom Ziel-Stern kamen, der sich noch immer Lichtjahre vor der Schale befand, und bei dieser Vorstellung klopfte Memors großes Herz schneller. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass ihr Schiff von hinten gekommen war. Lag dort der Ursprung der Besucher? Oder handelte es sich um einen Trick, der über den wahren Ausgangspunkt ihres Fluges hinwegtäuschen sollte? Bei den routinemäßigen astronomischen Beobachtungen hätte eigentlich die Fusionssignatur der Reisenden auffallen müssen, wenn ihr Schiff wirklich aus dem Zielbereich gekommen wäre.
    Nein, wahrscheinlich gehörten die Besucher nicht zum Zielvolk. Memor beschloss, sie zunächst »Letzte Eindringlinge« zu nennen.
    Die Kameras in Sektor 1126 lieferten Bilder, und Memor wartete in der Hoffnung, mehr herauszufinden. Eine zweite Gruppe der Letzten Eindringlinge trieb sich dort frei herum, aber seit fünf Wachzeiten waren sie nicht mehr in die Nähe einer Kamera gekommen. Sollten sie schlauer sein als angenommen?
    Auch im Raumschiff mussten sich lebende Letzte Eindringlinge befinden. Memor beobachtete es auf einem Schirm, wie es in einem weiten Bogen um die Sonne flog und dabei langsamer wurde. Sie hatte sich gefragt, ob es zurückkehren und versuchen würde, die gelandeten Eindringlinge zu retten. Aber seit fünf Wachzeiten blieb es weit über der Schale und gab gelegentlich Schub, um seinen Kurs zu korrigieren. Vielleicht drohte von den Geschöpfen an Bord zur Zeit keine Gefahr.
    Memor sträubte ihr Gefieder und spürte, wie der Wind hindurchstrich. Es fühlte sich ebenso angenehm an wie das schnelle Klopfen ihres Herzens. Es ist das stolze Lied des Lebens, das Gelegenheiten bringt.
    Sie öffnete den Untergeist, vorerst nur ein kleines, schmales Fenster, das

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