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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Frische in ihr Denken brachte. Es war, als erstrahlte plötzliches scharlachrotes Licht, das den Übergeist erstaunte. Sie spürte, wie dort Gedanken und Gefühle endlos miteinander rangen, wie sie sich vermischten und Neues schufen – mentaler Humus, aus dem die Früchte von Ideen wuchsen, Nahrung für den immer hungrigen Übergeist. So anders, so ozeanisch, so weiblich …, dachte Memor.
    Neugierig blickte sie durchs geöffnete Fenster in ihrer geistigen Welt und erlebte eine immer wieder überraschende Vielfalt . Sofort bildete sich eine erste Erkenntnis: Vielleicht musste sie ältere Ideen miteinander verknüpfen und in einem neuen Licht betrachten, um mit dieser Situation richtig umzugehen. Vielleicht sollte sie dem Untergeist Gelegenheit geben, sich eine Zeit lang allein damit zu befassen. So etwas kam sehr selten vor, aber es bot interessante Perspektiven. Auf diese Weise konnte sie ihr ganzes Potenzial ausschöpfen, alle ihre Talente entfalten und vielleicht sogar zu einem Meister werden, hoch oben an der Spitze der Astronomen-Hierarchie.
    Der Umgang mit den Eindringlingen war alles andere als leicht. Auch in dieser Beziehung brauchte Memor Ideen. Sie fragte sich, wie lange die Fremden ohne Nahrung auskamen. Durch die schützenden Kokons, in denen sie steckten, konnten sie weder essen noch trinken, oder? Also war es besser, sie aus dem Vakuum herauszuholen.
    Die Dienstler dockten das Wartungsvehikel an. Sie gingen mit großer Vorsicht zu Werke und schnatterten besorgt, denn sie wollten ihre Vorgesetzten auf keinen Fall verärgern. Was nur recht und billig war.
    Die Eindringlinge leisteten keinen Widerstand. Das wäre auch zwecklos gewesen, und mit diesem Verhalten zeigten sie zumindest ein Mindestmaß an Intelligenz und auch ein gewisses Urteilsvermögen, was vielleicht noch wichtiger war. Möglicherweise gehörten sie zu einer höher entwickelten Primaten-Variante als die entkommenen Fremden.
    Drei große Astronomen umgaben die Geschöpfe, stampften mit den Füßen und trieben sie vorwärts. Die Eindringlinge setzten sich in Bewegung und trugen das verletzte Individuum. Sie blieben dicht beisammen, vermutlich eingeschüchtert von den großen Astronomen, die sie weit überragten. Furchterfüllte Gesten verrieten sie.
    Sieben kleinere Dienstler eilten mit Ausrüstung voraus durch die Luftschleuse.
    Die Eindringlinge verharrten auf der anderen Seite, und ihre Augen wurden groß – eine Reaktion, die sich bei vielen Spezies beobachten ließ und Erstaunen zum Ausdruck brachte. Vielleicht überraschte sie der Kontrast: Gras, hohe Bäume und Schwärme von Vögeln mit breiten Schwingen, alles in geringer Schwerkraft. Memor stellte fest, dass die Dienstler einen energetischen Zaun errichtet hatten. Ausgezeichnet. Die Eindringlinge konnten also nicht entkommen.
    Memor beauftragte einen Astronomen und mehrere Dienstler, Nahrung zu holen. Sie gab ihnen detaillierte Anweisungen: Es sollte etwas von jeder Art geholt werden. Skreekors, Haarige, Käfer, Früchte, Rinde, Gras. Noch wussten sie nicht, wovon sich diese Geschöpfe ernährten, obwohl die Zusammensetzung ihrer Aminosäuren vertraut war – sie ähnelte der vieler Bewohner der Himmelsschale. Memor wusste, dass die meisten Wesen Beschränkungen unterlagen, die nicht nur ihre Ernährung betrafen, sondern auch Umwelt, Schlafzyklen, Paarung, Wärme und Kälte. Die Spezialisierung betraf tausend Dinge, aber die Ernährung spielte dabei eine besonders wichtige Rolle. So sehr sich Memor auch bemühte, Nahrung heranzuschaffen, es bestand trotzdem die Gefahr, dass diese Geschöpfe verhungerten.
    Memor wünschte sich, dass sie am Leben blieben und lernten, und deshalb ließ sie ihren Untergeist über verschiedene Ideen nachdenken. Diese primitiven Wesen durften nicht einfach so zugrunde gehen; sie mussten von ihr lernen und sie von ihnen.
    »Mayra«, sagte Fred, »hast du Bilder von der Blasenkette aufgenommen?«
    Mayra sah ihn an. »Es sind Gebäude«, sagte sie. »Kuppeln. Aber nicht einfach nur Halbkugeln. Auf diese Weise haben wir ebenfalls gebaut, in der niedrigen Schwerkraft auf dem Mond. Ja, ich habe einige Aufnahmen mit meinem Kommunikator gemacht. Hast du es nicht bemerkt?«
    »Nein«, erwiderte Fred. »Mir war schlecht vor Hunger.«
    »Wir sind erst über die Blasen hinweggeflogen und dann über einen Höhenrücken. Hast du ihn gesehen? Er erstreckt sich dort drüben.«
    »Es spielt ohnehin keine Rolle«, warf Beth ein. »Wir sind hier gefangen. Glaubt ihr, die

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