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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Säugetiere, würde ich sagen. Ich erkenne keine Genitalien, und offenbar fehlen auch Zitzen.«
    »Haben sich auch hier Primaten entwickelt?«, fragte Howard.
    »Vielleicht hat ihre Entwicklung gerade erst begonnen«, sagte Cliff. Wenn man diesen Proto-Affen einige Jahrmillionen Zeit ließ, könnte in ihnen dann Intelligenz entstehen? Konnten sie vielleicht sogar intelligenter werden als die Vogel-Leute? Wahrscheinlich nicht, denn wenn sich die Primaten als Konkurrenz bemerkbar machten, würden die Vogel-Leute zu verhindern wissen, dass die Primaten zu ernsthaften Rivalen heranwuchsen. Bereits etablierte Intelligenz war im Vorteil, und Affen hatten nichts, das sie automatisch besser machte.
    »Seht nur, dort«, flüsterte Aybe und streckte den Arm aus. Ein Bach glitzerte am Fuß des Hanges, dem sie schon seit einer ganzen Weile folgen.
    Die anderen hatten es plötzlich sehr eilig, ihn zu erreichen, und Cliff sah sich gezwungen, sie zurückzurufen. Raubtiere bevorzugten die Nähe von Wasserstellen, weil es dort leichte Beute für sie gab. Andererseits: Dies war weder eine Wüste noch eine Savanne; hier konnten Predatoren die ganze Zeit über jagen.
    Sie trafen keine Tiere am Bach an und nutzten die Gelegenheit, ihren Durst zu stillen. Das kühle Wasser schmeckte herrlich, und Cliff gab der plötzlichen Versuchung nach und streckte den ganzen Kopf hinein, froh darüber, den Schmutz der letzten … Tage loszuwerden. Obwohl es hier gar keine Tage gab. Er musste sich ein neues Wort dafür ausdenken.
    Cliff erinnerte sich an eine Berechnung der Wickramsinghs an Bord der SunSeeker . Man nehme die Erde und forme aus ihr eine Schale so groß wie die Tassenwelt – dann wäre sie nur einen Zentimeter dick gewesen. Hier in diesen Hügeln, die teilweise erodiert waren, konnte man die Beschaffenheit des Bodens erkennen. Es handelte sich um ein Konglomerat, das aussah wie Kaffeepulver, in dem jemand graue Felsbrocken verstreut hatte. Einzelne Schichten existierten natürlich nicht, denn hier gab es keine richtige Geologie.
    Um Hunderte von Metern hohe Hügel zu bekommen, mussten die Erbauer Massen von Jupitergröße verarbeitet und ein ganzes Sonnensystem verändert haben. Das erklärte die Abwesenheit von Asteroiden in der Nähe des roten Sterns. Sie hatten entfernt werden müssen, damit sie später nicht die Atmosphärenmembran durchschlagen und die Tassenwelt ihrer Luft berauben konnten. Cliff dachte daran, dass er aufhören musste, die Welt um sie herum für einen besonders großen Planeten zu halten. Sie war vielmehr ein … kolossaler Apparat, der Lebensraum für zahllose unterschiedliche Geschöpfe bot.
    Sie legten beim Bach eine kurze Rast ein und folgten ihm dann hügelabwärts. Die Ufer zeigten noch mehr Konglomeratgestein, gelbliche Kugeln in körnigem Sand. Cliff fragte sich, wie die Erbauer die Verteilung von Land und Wasser geplant hatten.
    Ein oder zwei Meter Felsgestein oder Wasser waren nötig, um die kosmische Strahlung abzuschirmen. Aber bei diesen Ausmaßen … Immer wieder kehrten Cliffs Gedanken zur immensen Größe der Tassenwelt zurück. Sie hatte etwas Sur realistisches, Unwirkliches, was einen Hinweis auf die Fremdartigkeit in den Denkmustern der Erbauer bot. Wer – was – konnte so etwas planen und konstruieren? Die Vogel-Leute? Das hielt Cliff für unwahrscheinlich; so klug waren sie ihm nicht erschienen.
    Nach einer Weile erreichten sie eine Lichtung mit einem See. Fliegen summten zwischen und über schilfartigen Gewächsen, die den gesamten Uferbereich für sich beanspruchten. Die Menschen fanden keine Stelle mit leichtem Zugang zum Wasser. Cliff wäre gern geschwommen, um das Jucken überall an seinem Leib loszuwerden. Vielleicht später.
    Ein Insekt schwirrte in der Nähe seines Kopfes. Es hatte sechs Flügel und war etwa so groß wie ein Sperling. Vielleicht ein Libellen-Äquivalent in den Feuchtgebieten der Tassenwelt. Konvergente Adaptation. Weidenartige Bäume wuchsen am Ufer, größer als auf der Erde und mit verdrehten, spiralförmig gewundenen Stämmen. Konvergente Evolution schien Bestäuberpflanzen hervorgebracht zu haben. Die Staubblätter waren größer, die Stempel länger und ebenso verdreht wie die Stämme der »Weiden«, aber offenbar verfolgte die Natur hier die gleiche Fortpflanzungsstrategie. Büsche wie Lorbeer und Sumach gediehen neben Bäumen, die wie Kiefern aussahen. Andere Pflanzen wirkten weitaus fremdartiger und hatten ihre Wipfel genau auf die rote Sonne am Himmel

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