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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ungläubig, doch dann dachten sie an die Verfolger und willigten widerstrebend ein.
    Sie mussten den Rumpf Hunderte von Metern weit ziehen. Terry löste die beschädigte Tragfläche, und anschließend benutzten sie die Räder, um den Flugzeugrumpf über den Boden rollen zu lassen. Cliff nutzte die Gelegenheit, sich die Werkzeuge an dem Gürtel anzusehen, den er dem fremden Wesen abgenommen hatte. Seitdem schienen Tage vergangen zu sein, und er wusste, was das bedeutete: Er erreichte seine Grenzen und lief Gefahr, völlig das Zeitgefühl zu verlieren.
    Er drehte die Objekte am Gürtel hin und her und stellte fest, dass es sich bei ihnen um Schraubenschlüssel, Hämmer und Schraubenzieher für Schrauben mit fünfeckigen Köpfen handelte. Und sie waren ziemlich groß. Schwer zu benutzen, aber nicht unmöglich. Ein Instrument, das ihm zunächst rätselhaft blieb, erwies sich als Laser. Das fand er vor allem mithilfe der Anschlüsse heraus, die für einen klappbaren Solarkollektor bestimmt waren.
    Der Laser gab ein wie zornig klingendes Summen von sich, als Cliff ihn einschaltete. Die anderen jubelten. Der Laserstrahl schnitt schnell und sauber durch nicht benötigtes Metall. Nach und nach gelang es ihnen, den Flugzeugrumpf in eine Form zu bringen, die ihren Erfordernissen entsprach.
    Sie verwandelten ihn in ein Sandsegelboot, mit der noch verwendbaren Tragfläche als Segel. Die neuen Werkzeuge erleichterten es ihnen, alles zusammenzuschrauben.
    Das Glück war auf ihrer Seite. Der Wind wehte noch immer aus der Richtung, aus der sie kamen, und er wurde stärker.
    Sie setzten die dicken Reifen in den Sand und drehten anschließend die Tragfläche in den Wind. Cliff hielt den Atem an. Wenn es nicht klappte, saßen sie am Rand der Wüste fest.
    Es klappte nicht. Die Räder blieben im Sand stecken, und sie mussten sie mit den Händen ausgraben. Anschließend kletterten sie wieder voller Hoffnung ins lange Passagierabteil, doch die Räder steckten erneut fest. Enttäuschung machte sich breit.
    Terry hatte eine neue Idee und schlug vor, die Räder vom Rumpf zu lösen und ihr Gefährt zu einem echten Segelboot zu machen. Inzwischen war Cliff so müde, dass er nur noch schlafen wollte, aber er gestattete Terry, die Räder mit dem Laser wegzuschneiden.
    Sie stiegen aus und schoben. Der Sand unter dem Rumpf knirschte, Wind wehte … und das Segelboot wurde schneller. Cliff lief neben dem Rumpf und drückte mit beiden Händen, bis er genug Bewegungsmoment gewonnen hatte. Dann entschied er: »Alle einsteigen!«
    Die anderen riefen und schrien und kletterten mit letzter Kraft an Bord. Kurze Zeit später blickte Cliff zurück und stellte fest, dass er die Baumgrenze nicht mehr sehen konnte. Der Wind drückte das improvisierte Segel nach vorn und sorgte für Beschleunigung. Immer schneller glitten sie über den großen See aus Sand, ohne zu wissen, was vor ihnen lag. Es war in jeder Hinsicht eine Reise ins Unbekannte.
    Was steht uns jetzt bevor?, dachte Cliff, bevor er der Erschöpfung nachgab und einschlief.

VIERTER TEIL
    »Die wahre Entdeckungsreise
    besteht nicht darin, neue Landschaften
    zu suchen, sondern
    mit neuen Augen zu sehen.«
    MARCEL PROUST

20
    Tananareve sah zu dem vor ihr aufragenden großen Wesen hoch und versuchte, sich nicht zu ducken.
    Halt den Kopf oben, hatte ihre Mutter immer gesagt, und diesen Rat beherzigte sie jetzt, während das Geschöpf wie ein mobiler Berg vor ihr stand.
    Ein ziemlich intensiver Geruch ging von ihm aus, stark genug, um ihr Tränen in die Augen zu treiben und sie niesen zu lassen.
    Memor hatte erneut etwas mitgebracht, ein zusammendrückbares Objekt, das aus einer Art Plastik zu bestehen schien. Sie legte den Gegenstand vor Tananareve und trat darauf. Das Etwas quiekte, zischte, erhob sich und wankte auf stummelförmigen Beinen umher. Eine Lebensform? Plötzlich lief es davon, als hätte es Angst.
    So fühle ich mich, dachte Tananareve. Memor brachte jedes Mal etwas mit, das sie überraschte. Welche Botschaft steckte dahinter? Handelte es sich um so etwas wie eine Visitenkarte?
    Memor hielt eine kleine Ansprache, die aus lauten bellenden, pfeifenden und knurrenden Geräuschen bestand. Hinzu kamen Bewegungen der langen Arme und das Sträuben des Gefieders; auch die Farbe der Federn veränderte sich. Tananareve glaubte zu verstehen. Memor wollte wissen, ob sie wach war.
    »Natürlich bin ich wach«, erwiderte sie in Worten, die mehr wie ein Grollen klangen. Das schien Memor zu erfreuen. Jedes

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