Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Platz für selbstverständlich.«
»Und das gilt auch für uns?« Lau Pin rollte mit den Augen.
»Die Astronomen sind riesig . Sie brauchen Platz«, sagte Mayra. »Fred, was …« Fred beobachtete mit finsterer Miene ein in der Nähe schwebendes Himmelsauge. »Schon gut.«
Fred Ojama litt sehr unter der Gefangenschaft. Er war die ganze Zeit über in sich zurückgezogen und verdrießlich.
»Hast du noch mehr von den kopfgroßen fliegenden Sensoren gesehen?«, wandte sich Beth an Lau Pin.
Lau Pin schnitt eine Grimasse. »Zwei sind mir die ganze Zeit über gefolgt.«
Niemand von ihnen mochte die Kugeln, die sie ständig beobachteten und etwa so groß waren wie ein menschlicher Kopf. Lau Pin hatte sich eingehender mit ihnen beschäftigt und herausgefunden, dass sie von einem starken elektromagnetischen Feld umgeben waren. Eine Art Magnetkissen? Erklärte das die Fähigkeit der Sensoren zu schweben? Die entsprechenden Magnetfelder waren etwa hundertmal so stark wie das der Erde und verliefen parallel zum Boden. Abduss vermutete, dass es etwas mit dem Betrieb des riesigen Artefakts zu tun hatte; vielleicht half magnetischer Druck bei der Stabilisierung.
Tananareve hörte dies alles durch den weichen Filter eines Betäubungsmittels, das ihr die Schmerzen nahm. Sie gab sich damit zufrieden, einfach nur dazuliegen, zu hören und zu beobachten. Um sie herum wuchsen Ranken, nicht gebogen, wie es bei höherer Schwerkraft der Fall gewesen wäre, sondern gerade aufragend und verbunden mit Pflanzen, deren Blätter dichte Schichten bildeten. Die Blätter waren so groß wie Tananareve, und die Äste, zu denen sie gehörten, wiesen knotenartige Erweiterungen auf. Manchmal ließ sich kaum erkennen, wo die Äste aufhörten und die Blätter begannen. In dem grün-braunen Dickicht huschten kleine Geschöpfe umher, die über weiße Faserbündel so dick wie Tananareves Arm tollten. Diese Bündel wiederum reichten wie Speichen durch offene Bereiche und verbanden die Bäume miteinander. Woraus die Fasern bestanden, konnte Tananareve nicht feststellen. Vielleicht waren es keine einzelnen Gewächse, sondern Teile einer viel größeren Pflanze, verborgen hinter den Bäumen.
Plötzlich begriff sie, dass sie noch immer in den falschen Bahnen dachte. Dies war kein irdischer Wald. Sie befanden sich in einer künstlichen Welt, auch wenn sie aussah wie die Wildnis eines Naturparks auf der Erde.
Memor schickte einen kleinen Bediensteten ins Dickicht, ein Geschöpf wie ein Frettchen, mit großem Kopf und flinken Augen. Es sprang von einem Blatt zum anderen, rutschte über ein besonders großes und landete auf dem Rücken eines Katzenwesens, das von ihm wie ein Kissen zusammengedrückt wurde. Zitternd starb das Geschöpf, was Tananareve sehr bedauerte. Das Katzenwesen hatte Flügel und ein glattes orangefarbenes Fell. Es war sehr schön, und umso mehr bestürzte sie sein Tod.
Memor schnaufte anerkennend. Mit einigen schnellen Bewegungen seiner scharfen Krallen häutete das Frettchen seine Beute, riss ihm Fleischbrocken aus dem Leib und lief mit ihnen zu Tananareve. Sie würgte fast, als sie den Geruch der blutigen Brocken wahrnahm, und deutete zu ihren Gefährten am Feuer.
Tananareve beobachtete, wie Memors Untergebene röhrenförmige Insekten fingen und sie mit großer Freude zu Brei zerquetschten. Besonders gern zerrissen sie große, dicke Blätter und pulten rote Samenkörner heraus. Tananareve zeichnete alles auf, sah zu und lernte.
Eins der Frettchen brachte ihr scharlachrote Zwiebeln, die in großen Büscheln wuchsen, wie Weintrauben. Memor gab ihr mit Gesten und Farbmustern ihres Gefieders zu verstehen, dass sie für Menschen genießbar waren. Tananareve streckte die Hand nach einer solchen Frucht aus, und die Zwiebeln zischten zornig, als sie eine pflückte. Alles nur Schau – die Frucht blieb passiv, als sie hineinbiss. Der Geschmack war angenehm aromatisch und setzte sich sogar gegen die vom Schmerzmittel geschaffene Taubheit durch – dies schmeckte besser als das Essen an Bord der SunSeeker , so viel stand fest.
Es war mit ziemlicher Sicherheit der faszinierendste Moment ihres Lebens, doch sie war verletzt und halb betäubt. Tananareve widerstand der Versuchung, nach den gebrochenen Rippen und dem rechten Oberarm zu tasten. In Hinsicht auf die Rippen half nur, sich möglichst wenig zu bewegen, um zu vermeiden, dass sich ihr ein Knochenfragment in die Lunge bohrte. Den Arm hatte Beth geschickt geschient. Das Betäubungsmittel aus
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