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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Perspektive beaufsichtigten. Alle drei Fraktionen strebten nach Macht, vermieden es dabei aber, den Eindruck von Machtgier zu erwecken. Demütige Leistung hieß die Devise, ausgerichtet auf Ziele, die nicht zu offensichtlich sein durften, weil dann die Gefahr bestand, dass man sie nicht erreichte.
    Memor blieb zunächst still. Gelegenheitsberichte kamen als Nächstes, und Asenath ordnete eine Essenszeit an, um das Allgemeine der Zeremonie vom Besonderen zu trennen. Alle Zwölf-hoch-Zwei kehrten in den Bankettsaal zurück, angeblich für die Mahlzeit, aber in Wirklichkeit wurde diese Gelegenheit genutzt, um Vereinbarungen zu treffen und die Lage für neue Bündnisse zu sondieren.
    Memor aß nur ein bisschen, um hellwach zu bleiben. Schließlich kehrten sie zu ihren Sitzen zurück, und Asenath nickte Memor zu.
    »Bitte führen Sie mich«, sagte Memor, um der hierarchischen Ordnung Genüge zu leisten. Ausführlich berichtete sie über die Primaten, ihr seltsames Verhalten und ihre noch seltsameren Körper. Detaillierte Bilder von ihnen schwebten durch den Versammlungssaal und drehten sich, zeigten den Beobachtern alle Einzelheiten. Die Genitalien waren nicht außergewöhnlich, aber Körperstruktur und -haltung erregten Aufsehen. Das Entkommen einiger Exemplare der Letzten Eindringlinge ließ Memor unerwähnt, betonte dafür ihre Untersuchung der anderen. Sie zeigte das Ergebnis der neuralen Analysen und wies darauf hin, wie sie ihre Fähigkeiten einschätzte: dem Volk natürlich unterlegen, aber vielleicht über denen der anderen Aufgenommenen stehend – über jenen Geschöpfen, denen das Volk früher begegnet war und die es in die Ökosphären der Himmelsschale integriert hatte.
    Sie verbeugte sich, als sie voller Bedauern darauf hinwies, dass die Eindringlinge, die sie zuvor untersucht hatte, entkommen waren. Demütig beendete sie ihre Schilderungen mit: »Ich entschuldige mich bei allen dafür, dass es mir nicht gelang, die sonderbaren Primaten wieder einzufangen.«
    Gefieder raschelten, und Memor versuchte vergeblich, einen Eindruck von der Reaktion der Zuhörer zu gewinnen. Der Rat hatte viele Fragen. Einige seiner Mitglieder schienen Memors zuvor abgelieferte Berichte nicht gelesen zu haben.
    Warum trugen die Fremden Kleidung im milden Klima der Schale? War ihre Heimatwelt kälter oder lebensfeindlicher? Die Bedeckung des ganzen Körpers abgesehen von Kopf und Gliedmaßen … Handelte es sich dabei vielleicht um Statussymbole? Diente die Kleidung dazu, subtile Waffen zu verbergen? Oder waren die Körper erst vor kurzer Zeit geschaffen worden und noch fragil, weshalb sie bedeckt werden mussten?
    Als Memor erklärte, dass die Primaten ihre Kleidung die ganze Zeit über trugen, mit Ausnahme der Schlafperioden, fragte jemand, ob die Körperbedeckung Ausdruck von Selbstdarstellung sein mochte.
    Die Hinterfüße der Letzten Eindringlinge wiesen dicke Schutzschichten auf. Hatten sie sich auf einer Welt entwickelt, wo jeder Schritt Gefahr bedeuten konnte? Und wie sollte man ihre eigentümliche Gangart erklären, die aussah, als fielen sie die ganze Zeit über kontrolliert nach vorn? Bei den meisten Lebensformen der Himmelsschale zeigten die Bewegungsmuster mehr Sicherheit; zweibeinige Spezies waren recht selten.
    Eine Gestalterin stellte spezifische Fragen, die Memors Untersuchungen der Fremden betrafen. Die Zähne schienen nicht spezialisiert zu sein, aber was hatte es mit den eigentlich nutzlosen Muskellappen vor dem Mund auf sich? Und gäbe es nicht einen besseren Schutz für die vorstehenden Augen? Bedeutete die kleine Nase mit den winzigen Löchern darin, dass die Wesen nicht gut riechen konnten? Welchen Nutzen hatten die modifizierten Vorderfüße im Vergleich mit der Möglichkeit, auf vier Beinen zu gehen und gleichzeitig Arme zu haben?
    Sie schienen die Zehn als Basis ihres Zahlensystems zu verwenden statt der effizienteren Zwölf. Warum?
    »Ihre Hände haben zehn Finger.«
    »Der Vorteil von zwölf – die ersten drei Bruchzahlen sind ganzzahlig, und es gibt zahlreiche andere nützliche Aspekte – gegenüber zehn sollte auch für andere intelligente Spezies offensichtlich sein.«
    Dem konnte Memor nicht widersprechen, und deshalb fuhr sie fort: »Ihre Anpassung ist sonderbar …«
    Neue Bilder erschienen und zeigten, wie sich die Münder der Letzten Eindringlinge bewegten. Die Muskeln in den schmalen Gesichtern arbeiteten, die Brauen hoben und senkten sich, die Nasenlöcher wurden mal kleiner und größer, und

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