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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Glück haben, liegen morgen Abend schon erste Ergebnisse vor.«
    Masur stand auf und ging zum Fenster. Er blieb dort stehen, den Rücken den Kollegen zugewandt.
    »Die Krone der Schöpfung, pah! Jeder Köter hat mehr Anstand im Leib, nur dass er nicht komponieren kann.«
    Alvermann schaute irritiert hoch.
    »Kommt noch was, Masur?«
    »Nee, das war es schon.«
    Alvermann fuhr fort:
    »Nur noch ein Anwohner, den wir nicht erreichen konnten. Die Aussage von Frau Kremin liegt vor euch, sehr interessant. Masur kann gleich zusammenfassen. Weiter … die Hunde sind einer Spur bis zur Straße gefolgt, dann war Schluss. Stimmt mit Frederiks Aussagen überein, auch dass es sich um zwei Täter gehandelt hat. Schuhgrößen zweiundvierzig und einmal stolze sechsundvierzig.«
    »Was ist mit den Kameras in diesem Teil des Parks?«, unterbrach Bulleken, der Jüngste in Alvermanns Gruppe. Er hatte sich den ganzen Tag in einer Fortbildung den Hintern platt gesessen und war erst vor einer halben Stunde von zu Hause gekommen. Ellen Neusser hatte ihn im Eilverfahren informiert.
    »Gibt es da, funktionieren aber nicht. Kein Geld. Übrigens, hätte auch gereicht, wenn du erst morgen früh gekommen wärst. Ja, dann noch zu morgen und dem Presseaufruf. Wird sicher ein heftiges Echo auslösen. Wer übernimmt den Hintergrund für die Telefonisten? Bulleken, du kannst anfangen, ab sieben Uhr, ja?«
    Dann nickte er Johanna König zu, die neben ihrer Arbeit eine Tochter allein großzog. Sie war tagsüber bei einer Gerichtsverhandlung als Zeugin vernommen worden und hatte sich am späten Nachmittag mit um die Vermisstenanzeigen gekümmert.
    Sie ging zu der Stellwand und nahm eine der Anzeigen ab.
    »Mehrere Vermisstenanzeigen sind noch offen. Hier, das Mädchen aus Belgien passt ziemlich gut, wir warten auf den zahnärztlichen Befund«, informierte sie die Kollegen. Dann schaute sie auf die andere Stellwand und fuhr weniger sachlich fort, während ihr sicher ihr achtjähriges Kind durch den Kopf ging:
    »Wie jung. Das hatten wir hier noch nicht, oder? Selbst das Kinderbordell damals war nicht von dieser … Unmenschlichkeit. So was kenne ich bisher nur aus Lehrbüchern oder durch die Infos vom lka . Kinderpornografie im Internet, natürlich. Aber das hier ist … tja, was soll ich sagen? … Benutzt und auf den Müll geworfen.«
    Ihre Stimme klang angestrengt.
    Bei ihren Besprechungen war ausdrücklich erwünscht, das auszusprechen, was ihnen gerade durch den Kopf ging, ohne langes Abwägen. Falsch oder richtig gab es nicht, sondern nur das Sammeln von Assoziationen, von Gedankensplittern, von Ideen. Alvermann hielt viel davon, wenngleich er selber sich hier zurückhielt.
    »Weiter«, forderte er sie auf.
    »Mehr habe ich nicht, ich bin nicht mal wütend, ich bin leer, einfach leer wie … «
    »Leer wie meine Brötchentüte, nachdem der Chef Hand angelegt hat«, sagte Meiners betrübt, blies die Tüte mit Luft auf und ließ sie knallen.
    König verließ den Raum.
    Die Männer blieben stumm, niemand schien Lust auf einen Kommentar zu haben. Alvermann hatte sich nach dieser erneuten Unterbrechung in ein Schriftstück vertieft, das er jetzt hochhielt:
    »Hier, bitte lest alle den Bericht der Rechtsmedizin, und zwar gründlich, damit wir den gleichen Stand haben. Interessant ist vor allem die Drogenzusammenstellung.«
    Masur, über dessen äußere Erscheinung alle hinwegsahen, kam an den Tisch zurück und rieb sich die Augen. Alvermann wollte sich nicht vorstellen, wie lange der Kollege schon ohne Schlaf war. Hoffentlich war es nur Kaffee, der ihn wachhielt.
    »Die Presse hat alles und wird wie üblich berichten. Tja, jetzt zu deiner Zeugin, Masur.«
    Masur hatte Frau Kremin am frühen Abend abholen lassen und sich sehr um die alte Dame bemüht. Sie bekam einen Tee vorgesetzt und Männi, ihr Dackel, einen Wassernapf.
    Die Frau hatte, als sie morgens wie üblich gegen sechs Uhr mit ihrem Hund durch den Park marschiert war, einen Geist gesehen, wie sie behauptete. In der Nähe der Holzfrau hatte Männi sein Häufchen gemacht, und sie hatte sich gerade gebückt, um die Hinterlassenschaft aufzunehmen, als ein Mann wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war.
    »Mit so großen Augen wie ein Gespenst. Ich konnte ja nicht so schnell aufstehen, und der guckte mich vielleicht an! Ich habe es mit der Angst zu tun bekommen, aber der auch, glaube ich. Zum Glück hat er sich dann gleich weggedreht und ist in Richtung Straße gelaufen. Wo es doch so empfindlich

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