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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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kühl war, habe ich mich gewundert, weil der junge Mann im Hemd unterwegs war.«
    »Und der ist wirklich über den Pfad gekommen, der in die Büsche führt, wo das Mädchen gefunden wurde?«
    »Der kann nur von dort gekommen sein oder über die Wiese. Die Füße steckten in so eleganten hellen Lederslippern, wissen Sie, so geflochten und direkt vor meiner Nase. Wenn er über die Wiese gekommen wäre, hätte er nasse Füße bekommen müssen, die war doch völlig durchweicht von dem Regen. Die hatte der … na, wie hieß er noch, der bildschöne Mann, der Tenor eben … ja, Herrgott noch mal … Eins A, sag ich Ihnen.«
    Masur konnte die kreminschen Bröckchen zusammenfügen und sah ein Paar geflochtene Lederschuhe, die sich über den kleinen Weg näherten, bis sie abrupt vor der alten Dame am Boden zum Stehen kamen. So weit, so gut.
    Masur hatte ihr das Phantombild gezeigt. Möglich sei es, aber sie habe ja ihre Brille zu Hause und nicht auf der Nase gehabt. Und nein, einen Bruzillis, den kenne sie leider auch nicht.
    Dann war es zu dem kritischen Punkt gekommen. Masur hatte ihr die Uhrzeit nicht abnehmen wollen. Frau Kremin hatte Stein und Bein geschworen, dass sie immer um dieselbe Zeit in den Park gehe, da sorge Männi schon für. Beide hatten nicht locker gelassen, bis es Tränen gab.
    »Sie ist ein harter Brocken«, fuhr Masur fort, »habe mich aber in aller Form bei ihr entschuldigt. Resultat, eine Essenseinladung am Sonntag, Gulasch und Bohnensalat. Sie fand, ich sähe irgendwie unbehaust aus, was immer das heißen soll. Bräuchte was auf die Rippen, die Frauen stünden nicht auf die mageren Heringe. Soweit Männi und die Frau an seiner Seite. Dann zu morgen: Ich löse dich ab mittags ab, Bulleken. Da bin ich eh hier. Ansonsten: Zu dem hier fällt mir natürlich das Kinderbordell neunundneunzig ein, aber das ist ja zur Chefsache erklärt worden.«
    Alvermann nickte und wandte sich dann an Bulleken:
    »Ich will, dass da jemand ganz unvoreingenommen draufguckt. Bulleken, besorge dir die Akten und arbeite dich ein. Bericht an mich, dann sehen wir weiter.«
    Bulleken hatte nach seiner Polizeiausbildung und einem Psychologiestudium als Fallanalytiker beim BKA angefangen, dort aber bald das Handtuch geworfen. Die Arbeit sei ihm zu trocken gewesen, hatte er in der Gruppe verlauten lassen.
    »So so, dann lass den Frischling mal machen«, war Masurs Kommentar gewesen.
    Alvermann schien erleichtert.
    »Weiter. Was tut sich in euren Köpfen?«
    »Neulich hatte einer meiner Informanten etwas zur Lennenstraße, was vielleicht zu unserem Fall passen könnte. Es hieß, da soll heftig umstrukturiert werden, auf tief.«
    »Soll heißen?«, wollte Meiners wissen und streckte sich in alle Himmelsrichtungen. Bulleken rückte mit seinem Stuhl zur Seite, um ihm genügend Platz zu geben.
    Masur schenkte sich Kaffee nach und überlegte einen Moment. König kam zurück, und Masur wartete, bis sie sich gesetzt hatte.
    »Soll heißen, dass sich da ein Machtwechsel vollzieht, ohne großes Aufsehen, was wiederum heißen kann, dass Absprachen mit viel Geld im Spiel sind. Mehr wusste mein Kontakt nicht, schien aber beunruhigt. Ich habe ihm gesagt, dass ich an der Entwicklung interessiert bin. Ich bleibe dran.«
    Masur gähnte ausgiebig und steckte Meiners an, der sich fast den Kiefer ausrenkte. Seine ersten Worte klangen verwaschen:
    »Worüber wir unbedingt nachdenken müssen, ist, wieso sie dieses Kind halbtot in den Park gebracht haben, wenn doch die Möglichkeit bestand, dass das Mädchen hätte überleben und aussagen können. Oder es ist abgehauen und hat sich vor denen versteckt. Was denkt ihr?«
    »Der Junge hat ausgesagt, dass einer der Männer auf dem Weg etwas getragen hat«, meinte Bulleken, »aber möglicherweise waren es Decken oder Kleider. Und die Kremin hat einen von ihnen dann später noch wieder bei der Suche gesehen. Obwohl, so blind können die doch nicht gewesen sein.«
    Masur sprang auf:
    »Und wo sind dann die Decken oder Kleider geblieben? Und wieso suchen die dann ausgerechnet da, wo der Park Hunderte anderer Möglichkeiten bietet? Wartet mal … Es sei denn, sie hätten sie in das Gebüsch flüchten sehen.«
    König hatte auf ihrem Block herumgekritzelt, lauter Männchen liefen über das Papier in Richtung Rand, wie auf der Flucht. Ihre Stimme klang müde, aber ihr Kopf war noch hellwach:
    »Nee, nee, Blödsinn, ihr habt den Bericht von Doktor Kempa nicht gelesen. Die Kleine hätte in ihrem Zustand auf keinen Fall

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