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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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sie Alvermann, der dankend ablehnte. Schwerfällig ließ er sich auf seiner Bank nieder.
    »Ich war auch mal en feiner Pinkel, können Se mir glauben. Hatte sogar en Auto und en Haus und so was wie ’ne Familie. Aus, raus, dein Klaus. Meine Alte hat ’nen noch feineren Pinkel getroffen und is abgehauen. Und der Junge und ich, wir hams nich geschafft, wissen Se?«
    Wie gerne hätte er dem Alten den Alkohol aus dem Schädel geprügelt.
    Wieder nahm der Mann einen Schluck, der Wein lief über sein Kinn auf den Pullover. Er greinte und rief dann Worte, die nicht zu verstehen waren, vielleicht einen Namen.
    »Lasset die Kindlein zu mir kommen, hat er doch gesagt. Unser Herr, das war ein feiner Junge.«
    Alvermann sprach langsam und betonte jedes Wort:
    »Hören Sie, Mann, wissen Sie, wo der Junge jetzt sein könnte?«
    »Da in der Alten aus Holz war er. Hab ihm was zu essen abgegeben. Wein nie, der war ja noch klein. Jetzt isser weg. Alle sin weg.«
    Er rüttelte den Alten an der gesunden Schulter, versuchte ihn aus dem wirren Geflecht aus Vergangenheit und Gegenwart zu holen.
    »Kommen Sie, helfen Sie mir. Ich muss Frederik dringend finden.«
    »Ich darfs doch keinem erzählen, sonst kommen die und wollen mir wieder wehtun.«
    Alvermanns Ahnungen. Er begriff, dass es sich nicht um eine Schlägerei unter Pennern gehandelt hatte.
    »Wer war das? Wer hat Sie verletzt?«
    »Das waren die doch. Die haben sich an mich rangemacht. Erst ganz freundlich, dann sind die immer gemeiner geworden.«
    Die letzten Worte waren wieder kaum noch zu verstehen. Der Alte fiel um wie ein gefällter Baum. Alvermann rief die Kollegen von der Wache an. Sie sollten umgehend eine Suchmeldung nach Frederik durchgeben und eine Schnapsleiche einkassieren. Wenig später kam ein Polizeiwagen und sorgte für den Abtransport.
    Das Blinken seines Anrufbeantworters lenkte ihn von seinen trüben Gedanken ab. Janne!
    »Wenn du nicht gestorben bist, lieber Erik, sollten wir uns beraten, ob oder ob nicht. Ich meine, ich habe dich noch nicht vergessen; es könnte aber bald geschehen.«
    Lachend stand Alvermann eine Weile neben dem Telefon, den Hörer in der Hand. Dann hörte er noch zweimal die kleine Nachricht ab. Wie sehr er Jannes Stimme mochte, Herrgott, und wie müde er war.
    Er öffnete eine Flasche Rotwein und nahm Glas und Flasche mit ins Bett.
    Seine Gedanken kreisten um Frederik, und dann wieder um den Alten. Morgen würde er ihn nüchtern antreffen und hoffentlich mehr erfahren. Wo war der Junge, verdammt? Zwischendurch mischte sich Jannes Stimme ein. Ob oder ob nicht.
    Das, dachte er, ist nicht die Frage.

28
    Masur war sich nicht sicher, ob die Frau da sein würde. An ihrer Stelle hätte er das Weite gesucht.
    Das hier ist eine Liga, dachte er, in der man untergeht, wenn man nicht ganz starke Zuspieler hat, und wer sollten die sein?
    Er fuhr die Kaiserallee entlang und parkte zwei Straßen vor der Lennenstraße. Instinktiv griff er nach der Waffe. Er lachte belustigt auf, als er an das letzte Gespräch mit Alvermann dachte. Er schloss den Wagen ab und machte sich auf den Weg.
    Im »Black Cat« brauchte er nicht lange, um die Kollegen zu identifizieren, die zu seiner Sicherheit abkommandiert waren. Alles in allem machten sie ihre Sache nicht so schlecht. Als sich zwei Damen neben ihnen in die Polster sinken ließen, wurden sie sogar richtig gut.
    Was haben wir für eine prima Arbeit, befand Masur. So viel Spaß, der auch noch bezahlt wird.
    Gegen 0.30 Uhr – er hatte sich nur an Kaffee und Cola festgehalten und war mehrmals mit eindeutigen Angeboten bedacht worden – war Masur sicher, dass hier nichts mehr zu erwarten war. Der Gedanke, dass der Frau möglicherweise etwas passiert war, tauchte hartnäckig immer wieder auf.
    Er zahlte und verließ den Platz an der Bar, auf dem er an die neunzig Minuten gehockt hatte. Seine beiden Schatten spielten die Nummer angetrunkener Helden, die sich auf den Weg zu neuen Abenteuern machten.
    Draußen atmete er tief ein, die Luft drinnen war geschwängert von Schweiß und anderem. Wenn man in Vögelstimmung ist, dachte er, passt es.
    Er hatte es kommen sehen, dass sich die Frau nicht blicken lassen würde. Dennoch war er enttäuscht, und die Frage blieb, ob sie jemand davon abgehalten hatte zu erscheinen. Das würde er heute nicht mehr klären können.
    Auf jeden Fall nicht gleich zum Wagen zurück, beschloss er. Lieber noch ein paar Schritte in der milden Nachtluft. Hab heute eh nur auf dem Hintern

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