Himmelskraft
des Wirtes und fragte nach einem Zimmer.
Schnell wurde er mit dem Wirt handelseinig. »Sie müssen sich ausruhen, lieber Herr, gleich zu Bett legen, vor morgen mittag nicht aufstehen und fleißig kühlen. Ich lasse Ihnen etwas aus der Apotheke besorgen.« Wenige Minuten später streckte sich Turner behaglich in seinem Bett, und bald kam auch der Wirt zurück und brachte ihm alles Nötige.
Wohlig fühlte Mr. Turner die kühlen Kompressen auf seinem Gesicht, und bald ging es ihm ebenso wie siebzig Kilometer südwärts dem alten Zacharias: Er lag in einem angenehmen Schlaf.
Ganz anders fühlte sich Dr. Frank. Das Ereignis am Vormittag hatte ihn nicht niedergeworfen, sondern im Gegenteil mit neuer Energie und Schaffensfreude geladen. Erst einmal gab er ein längeres Telegramm an Generaldirektor Dr. Bergmann auf. Dann kehrte er in den großen Saal zurück und betrachtete noch einmal in aller Ruhe das Schlachtfeld.
Einerseits fühlte er sich stolz, daß ihm eine Entdeckung gelungen war, die geeignet schien, der ganzen Elektrotechnik ein neues Gepräge zu geben. Andererseits wurde ihm schwül bei dem Gedanken, daß der Versuch, der heute früh gelungen war, aber mit einer Katastrophe geendet hatte, noch Dutzende von Malen wiederholt werden mußte, bevor man die neue Technik vollkommen beherrschen würde.
Ein Geräusch riß ihn aus seinem Sinnen. Frank ging durch den Vorraum und das Portal ins Freie. Ein Chauffeur war dort vorgefahren und fragte nach einem Herrn Zacharias. Mit der Antwort, daß er jetzt nicht hier wäre, gab der Mann sich nicht zufrieden. Er käme aus Düren, erklärte er, sei die ganze Nacht durchgefahren und wolle jetzt neue Ladung für die Metallwerke holen. Litzendraht auf Kabelrollen.
Dr. Frank blickte sich in dem Arbeitsraum von Zacharias um und staunte. Wie ein Berserker mußte der Alte in den letzten Tagen gearbeitet haben, um das zu schaffen. Eine ganze Reihe von Trommeln stand dort zum Abtransport bereit.
Ungelegen kam es ihm, daß er den Chauffeur und seinen Mitfahrer in den Raum hineinlassen mußte, um die Trommeln herauszubringen. Bisher war Jochen Dannewald für solche Sachen zu Hilfe genommen worden. Aber wo den in aller Eile herbekommen? Wer mochte wissen, an welcher Stelle im Dorf er augenblicklich steckte? Aber schließlich war ja nicht viel zu sehen. So entschloß sich der Doktor, die Fahrer hereinzurufen, und gab ihnen Auftrag, das fertige Gut zu verladen. In einer knappen Viertelstunde war alles erledigt, und die Lastwagen rollten davon. Eine gute Weile noch stand Dr. Frank vor dem Gebäude und blickte in den blauen Himmel.
Plötzlich bemerkte er ein weißes Pünktchen, das schnell näher kam und sich bald als ein kleines Düsenflugzeug entpuppte. Gespannt beobachtete er, wie es auf dem glatten Rasen neben dem Gebäude niederging und ausrollte, und dann konnte er Bergmann kräftig die Hände schütteln. Sein Telegramm hatte dem Generaldirektor keine Ruhe gelassen. Auf schnellstem Wege war er hierhergeeilt, um mit eigenen Augen zu sehen, was Dr. Frank erreicht hatte.
Schweigend standen dann die beiden Männer vor dem Bild der Verwüstung.
»Nun, und der Effekt?« fragte Bergmann schließlich. Dr. Frank wies auf ein Stückchen Metall von etwa der Größe einer Streichholzschachtel, das zwischen den Quarzsplittern der Röhre auf dem Zementboden der Halle lag.
Unwillkürlich bückte sich Bergmann und wollte das Stück aufnehmen, aber jeder Versuch war vollkommen vergeblich. Er hatte den Eindruck, als ob es irgendwie mit dem Boden verschraubt wäre. Dr. Frank konnte seine Belustigung über die erfolglosen Bemühungen Bergmanns nicht länger verbergen.
»Sie vergessen das spezifische Gewicht, verehrtester Dr. Bergmann«, unterbrach er dessen zwecklose Versuche. »Das Stückchen da wiegt immerhin mehr als 2000 Kilo. Wir wollen es mit einem Kran aufheben.« Er ging zu einem Deckenkran, der für die Montage der Riesenröhre eingebaut war, und manövrierte ihn bis über das Metallstückchen hin, so daß er schließlich eine kräftige Froschklemme an das Stückchen heranbringen konnte. Dann bückte er sich, schob die Backen der Klemme über zwei Seiten des kleinen Metallklotzes und setzte die Kette des Kranzuges in Bewegung. Bergmann konnte beobachten, wie die gezahnten Klemmenbacken auf dem neuen Metall knirschten und wie die Kette sich unter der Hantierung des Doktors stark straffte. Wie hypnotisiert starrte er auf das winzige Stückchen Metall, das sich Millimeter um Millimeter vom
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