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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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dem radikalen Entschluß aufraffte, den ganzen Schwarm durch Schwefelgas zu töten. Mitten in dem Gewimmel von toten Bienen und Honig lag etwas gelbes Strohartiges, schon stark mit Wachswaben bebaut. Ein Hut vermutlich, den der Unbekannte getragen haben mochte. Durch einen Zufall hatte der Schwarm sich darauf niedergelassen. In seiner Verzweiflung hatte der Eindringling sich das Ding vom Kopf gerissen und war dann über den
    Stacheldrahtzaun entflohen. So malten sich die Dinge in der Vorstellung des Alten. Wie dieser Mensch jetzt ungefähr aussehen mußte, das konnte Zacharias sich nach seiner langen Imkerpraxis ebenfalls deutlich vorstellen. Zerstochen und verschwollen bis zur Unkenntlichkeit. Wenn man ihn jetzt nur hätte, würde es eine Kleinigkeit sein, seine Täterschaft mit Sicherheit festzustellen.
    Wer konnte es sein? Unwillkürlich hakten die Gedanken des Alten bei Mr. Turner fest. Es konnte nicht schwerfallen, herauszubekommen, wo er sich jetzt aufhalten mochte. Er eilte ins Haus ans Telephon und rief den Heidewirt an.
    »Mister Turner? Ja, gewiß, Herr Zacharias! Er hat heute früh bei mir für eine Zweitagetour getankt und ist losgefahren. Wo er steckt, kann ich nicht sagen. Unbestimmt habe ich gehört, daß er nach Norden zu in die Heide wollte.«
    »Danke schön, Herr Horn!« Ärgerlich legte Zacharias den Hörer wieder auf. Selbst wenn dieser Sendbote Mr. Headstones mit dem Bienenabenteuer etwas zu tun hatte, würde man es ihm nach zwei Tagen nur noch schwer nachweisen können. Das einzige Beweismittel blieb der Hut. In reichlich schlechter Laune kehrte Zacharias dorthin zurück.
    Mit Hilfe des Spachtels und einer jener hölzernen Zangen, wie sie zum Herausnehmen und Einsetzen der Wabenrahmen in der Imkerei vielfach gebraucht werden, holte er sich das Corpus delicti aus dem Fangkasten heraus und brachte es zunächst für längere Zeit unter einen mäßig laufenden Wasserleitungshahn. Alles was noch an Honig und toten Bienen vorhanden war, wurde dadurch restlos herausgewaschen. Aber was zurückblieb, war immer noch wenig geeignet, dem Alten Freude zu machen.
    Auch jetzt nach der gründlichen Ausspülung wog der feine leichte Panama immer noch ein reichliches Pfund. Und dies Übergewicht war reines Wachs, ein Stoff, der sich nur in sehr wenigen Chemikalien und auch dann langsam und meistens nur in der Wärme löst. Nach langem Hin und Her erschien es Zacharias immer noch am praktischsten, das vermaledeite Ding einfach in Wasser auszukochen. Nach diesem Plan beschloß er zu handeln.
    So ging das eine Weile ganz gut. Das Schweißleder jedoch vertrug die Behandlung weniger gut als das Strohgeflecht. Vor den Augen von Zacharias löste es sich in wenigen Sekunden auf.
    Nur noch Schaum bildete sich jetzt auf dem heißen Wasser. Schließlich hörte auch das auf. Der Alte hatte sein Ziel erreicht: Auch von den letzten Wachsspuren war der Hut befreit; aber wie sah er nun aus, als er ihn aus dem Gefäß herausnahm! Die Form, die er früher einmal gezeigt haben mochte, hatte bei der Behandlung schweren Schaden gelitten, aber der Alte war schon wieder dabei, neue Pläne zu schmieden. Wenn er das Gebilde erst einmal halb trocken ließ und dann vorsichtig mit einem elektrischen Bügeleisen behandelte, dann mußte ihm das doch schließlich die alte Form wiedergeben. Irgendein passendes Schweißleder würde sich schließlich auch noch auftreiben lassen, und dann würde man weitersehen können.
    Den Hut stellte er an einem geeigneten Platz zum Trocknen auf, dann machte er es sich auf einem Sofa bequem und wartete darauf, daß ihm die Augen zufallen sollten.

Aber vorläufig kam es dazu noch nicht. Immer wieder mußte er auf die Bücherreihen seiner Bibliothek blicken. Da stimmte doch irgend etwas nicht! Da standen doch das große englische und das entsprechende französische Werk anders als sonst! Immer wieder suchte er eine Erklärung dafür, ohne sie mit Sicherheit finden zu können. Während er noch darüber hin und her sinnierte, kam der Schlaf über ihn.
    Mr. Turner war inzwischen mehrere Stunden nordwärts gefahren, bis er eine mittelgroße Stadt erreichte. Immer stärker war sein Wunsch nach Ruhe und Ausspannung geworden.
    Ein mittleres Hotel am Marktplatz veranlaßte ihn, haltzumachen. Mit Mühe und Not brachte er seinen Wagen in die Garage und stolperte in die Gaststube. »Herr! Wie sehen Sie aus?« empfing ihn der Wirt. »Sind wohl unterwegs in einen Bienenschwarm geraten?«
    Mr. Turner bestätigte die Meinung

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