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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Überlegen kam er wieder davon ab. Bis Düren waren es rund vierzig Kilometer. Wenn die Fahrer unterwegs einkehrten, würde er sie immer noch mit seinem schnellen Personenwagen einholen können. Wenn sie nicht einkehrten - ja, dann war eben nichts zu machen. Turner verließ sich auf sein gutes Glück und verfolgte seinen Weg in die Innenstadt weiter. Bald hatte er auch das Geschäft entdeckt und brachte seine Wünsche vor. Schnell türmten sich ganze Berge von Hüten vor ihm auf.
    Er begann sie zu probieren und fand bald einen, der ihm vorzüglich paßte. Und was ihn besonders erfreute, war der Stempel im Schweißleder, der Stempel der gleichen amerikanischen Firma, von der sein alter Hut stammte. Das war ein günstiger Zufall. Gleichmütig zog er ein Bündel Banknoten aus der Brieftasche, zahlte den geforderten Preis und verließ mit kurzem Gruß den Laden.
    Wenige Minuten später saß er in seinem Wagen und rollte auf der Landstraße nach Düren dahin.
    Etwa fünfundzwanzig Kilometer weiter glaubte er gefunden zu haben, was er suchte. Vor einem Dorfkrug hatte ein Lastzug haltgemacht. Schon von weitem erkannte Turner, daß die Fahrzeuge Kabeltrommeln geladen hatten, aber bei näherer Betrachtung erlebte er eine Enttäuschung. Nicht mit jenem Litzendraht, dem er auf der Spur war, sondern mit voll ausgesponnenen starken Trossen waren die Trommeln bewickelt. Es hätte kaum Zweck für ihn gehabt, hier haltzumachen und einzukehren.
    Nun, hoffentlich später, versuchte er sich zu trösten, während er weiterfuhr, auf dem Wege bis nach Düren stehen ja noch mehrere Schenken an der Landstraße. Diese Betrachtung Mr. Turners war zweifellos richtig, nur etwas hatte er dabei übersehen: Es gab nämlich in den Metallwerken eine gut eingerichtete Kantine, die auch die Lieferanten der Werke benutzen durften, und gerade darauf spekulierten die Fahrer, hinter denen Turner her war. Deswegen waren sie die ganze Nacht hindurch gefahren, um zur Mittagsstunde in Düren einzutreffen und zu einer guten und billigen Verpflegung zu gelangen.
    So war das Unternehmen Turners ein Fehlschlag, und zwar ein doppelter. Nicht nur die Fahrer waren ihm entgangen, er kam auch selbst gerade um die Mittagsstunde an und mußte lange warten, bevor es ihm gelang, die Herren zu treffen, die er sprechen wollte. Nun saß er endlich Direktor Kämpf gegenüber, und was er von dem zu hören bekam, war wenig erfreulich für ihn.
    »Ich will ganz offen mit Ihnen reden«, eröffnete der Direktor die Unterhaltung. »Wir wissen nicht mehr, was wir von Ihnen halten sollen.«
    Turner bekam einen roten Kopf. »Ich verstehe Sie nicht, Herr Direktor«, antwortete er unsicher.
    »Dann will ich’s Ihnen deutlicher sagen, Mister Turner. Sind Sie der Generalbevollmächtigte Mister Headstones oder sind Sie ein.« Er verschluckte das Wort >Schwindler<, das ihm auf den Lippen lag.
    »Natürlich bin ich der Generalbevollmächtigte, bitte, Herr Direktor Kämpf.«
    Turner suchte eine Weile in seiner Brieftasche, bis er ein gestempeltes Papier fand, das er nun ausbreitete und vor Direktor Kämpf hinlegte. Es war eine vor einem Notar aufgenommene Verhandlung, die ihm in der Tat weitgehende Vollmachten erteilte, unter anderem auch die, Käufe und Verkäufe für die United Electric in Europa abzuschließen.
    Der Generaldirektor las das Schriftstück und reichte es seinem Gegenüber zurück.
    »Sie sind in der Tat bevollmächtigt, Mister Turner. Ich nehme alles zurück, was ich etwa gegen Sie gesagt haben sollte; um so unverständlicher ist mir das Vorgehen Ihres Vollmachtgebers.« Er griff nach einem Schrank und brachte ein Aktenstück zum Vorschein. Auf den ersten Blick erkannte Turner die charakteristischen Schriftzüge Headstones.
    Zwischen Briefen lagen auch Telegramme, deren Anblick allein genügte, um ihm die gute Laune zu verderben.
    Was in diesen Briefen und Depeschen stand, ließ sich wohl am besten durch die bekannte französische Redensart ausdrücken: Ordre, contreordre, desordre. Kämpf klappte das Aktenstück wieder zu. »Was halten Sie davon, Mister Turner?« fragte er.
    Der schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, Herr Direktor Kämpf. Aber zu meiner Freude sehe ich daraus, daß Mister Headstone ja schließlich doch alle meine Abmachungen mit Ihnen gutheißt.«
    »In dem letzten Telegramm, das vor drei Tagen einlief, tut er das allerdings«, erwiderte Direktor Kämpf. »Aber wer garantiert uns dafür, daß er morgen oder vielleicht schon heute seine Meinung nicht wieder

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