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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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obwohl ein inneres Gefühl ihm sagte, daß der Boden nachgerade reichlich heiß geworden war.
    Was ihn festhielt, war die Gaststube des Kruges, in der die Monteure, welche die neuen Maschinen des AE-Werks aufstellten, ihre Mittagsmahlzeiten einzunehmen pflegten. An sich mochten die von den Werkleuten gesprächsweise hingeworfenen Worte belanglos und unwichtig erscheinen, aber Turners regsamer Geist fügte sie zu einem Mosaik zusammen, das schließlich doch ein ziemlich richtiges Bild von dem ergab, was in dem AE-Werk vor sich ging.
    Was er auf diese Weise unauffällig in Erfahrung brachte und von der nächsten Stadt aus verschlüsselt an Headstone kabelte, kam ungefähr auf das Folgende heraus: »Die Montage der neuen Maschinenanlage geht ihrer Vollendung entgegen. Die Anlage wird eine Leistung von 200.000 Kilowatt haben.«
    Und schließlich klang aus den Tischgesprächen der deutschen Werkleute an den letzten Tagen öfter als einmal das Wort >Mausefalle< auf.
    Vergeblich spitzte Mr. Turner die Ohren, um etwas mehr zu erlauschen; es gelang ihm nicht. Nur die Namen Bergmann und Frank schnappte er noch gelegentlich auf. Lange überlegte er sich, ob es überhaupt Zweck habe, etwas darüber an Headstone zu kabeln. Schließlich entschloß er sich doch dazu. So ging auch diese Depesche ab und erregte bei Headstone einen gelinden Anfall von Raserei. Wütend schmetterte er die Nachricht vor Brooker auf den Tisch.
    »Lesen Sie, Brooker!« schrie er erregt. »Das ist der dritte Trumpf, den die Europäer jetzt ausspielen, und wir haben nicht einmal eine Ahnung davon, worum es sich handelt.«
    Brooker blieb ruhiger. »Daß Generaldirektor Bergmann und Doktor Frank existieren, wissen wir doch schließlich, Headstone«, sagte er, nachdem er die Depesche gelesen hatte. »Das Wort >Mausefalle< ist vielleicht ein Spitzname für irgendeinen Teil der Apparatur. Ich würde mir an Ihrer Stelle um die >Mausefalle< keine Gedanken machen.«
    »Aber ich mache sie mir, Brooker«, fiel ihm sein Partner ins Wort. »Ich will nicht James Headstone heißen, wenn dahinter nicht wieder eine neue Erfindung steckt.«
    Brooker zuckte die Achseln. »Was wollen Sie in der Sache machen?« fragte er.
    »Zuerst die Idioten zum Teufel jagen, die für mich in den Lesesälen der europäischen Patentämter sitzen!« brauste Headstone auf. »Andere, bessere Leute werde ich hinschicken!«
    Mr. Headstone hatte recht und Direktor Brooker unrecht. Vor einer Reihe von Tagen schon war ein Telegramm von Dr. Frank an Generaldirektor Bergmann abgegangen. Eine kurze, schlichte Depesche. »Mausefallen sind fertig«, drahtete Dr. Frank an Dr. Bergmann. »Ich komme übermorgen«, drahtete dieser zurück. Was sich hinter den harmlosen Worten verbarg, waren eigenartige Blitzfallen, unter Benutzung des neuen Schwerstoffes konstruierte Kondensatoren, die, an richtiger Stelle angebracht, jeden Blitz, jede übermäßige elektrische Entladung, die das AE-Werk etwa bedrohen konnte, kurzweg aufnahmen, verschluckten und unschädlich machten. Aus einer Laune heraus hatte Dr. Frank den seltsamen Namen dafür gewählt. Die Werkleute hatten ihn aufgeschnappt. Turners scharfen Ohren war er nicht entgangen, und jetzt konnte sich Mr. Headstone in Kapstadt den Kopf darüber zerbrechen.
    Am angegebenen Tage traf Generaldirektor Bergmann bei Dr. Frank ein, und Johannes Zacharias fehlte bei dieser Zusammenkunft nicht.
    »Der Kerl, der Turner, ist zäh wie Ochsenleder«, meinte Zacharias mit einem leichten Lachen zu Bergmann. »Er sitzt immer noch im Heidekrug und lauscht auf die Weisheiten, die deine Monteure am Biertisch zum Besten geben.«
    »Man sollte den Menschen endlich als lästigen Ausländer über die Grenze bringen«, warf Dr. Frank scharf ein. »Der andere ist schon freiwillig abgezogen.«
    »Sie meinen Professor Voucher«, sagte der Alte. »Ja, der ist wieder nach Südafrika zurückgegangen. Aber den andern dürfen wir nicht vergrämen. Sie ahnen nicht, Doktor Frank, wie nützlich der Mann uns ist. Dieser betriebsame Agent macht, ohne es selbst zu wissen, James Headstone für uns mürbe. Durch seine Berichte, die Falsches und Richtiges gemischt enthalten, röstet er ihn auf einem langsamen Feuer, bis er verhandlungsreif sein wird. Übrigens«, Zacharias wechselte das Thema und wandte sich an Bergmann, »hast du neue Nachrichten aus dem Süden?«
    »Es liegen neue Berichte unserer Agenten vor«, erwiderte dieser. »Unser Freund Headstone hat sein Hauptquartier von Kapstadt nach dem

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