Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Isolation unter der Riesenspannung nieder. Mit unendlichem Getöse schlug ein einziger mächtiger Blitzstrahl durch die Länge der Halle. Mit unendlicher Gewalt brach die so lange gefesselte Energie sich freie Bahn. In ein einziges Meer wabernder Lohe schien die ganze Halle verwandelt zu sein, als Headstone, von Janson halb gezogen, die Ausgangstür erreichte. Wie eine Stichflamme schoß es hinter ihnen her, packte sie, hob sie empor, trug sie meterweit durch die Luft und schleuderte sie zu Boden.
    Halb betäubt lagen sie auf dem Rasen, als neues endloses Krachen sie aufzublicken zwang. Wie ein Kartenhaus stürzte die ganze große Halle in sich zusammen.
    Nach langer Benommenheit schlug James Headstone die Augen auf, tastete um sich, versuchte zu erkennen, wo er war. Er lag auf einem bequemen Ruhebett; das Zimmer war halb verdunkelt. Soweit er die Umgebung zu unterscheiden vermochte, befand er sich in einem Kasinoraum des Werkes.
    Er versuchte seine Gedanken zu sammeln. Dunkel und verworren kam ihm die Erinnerung, daß vor langer, langer Zeit etwas Entsetzliches geschehen war. Er machte eine Anstrengung, sich aufzurichten, als ein Mann an sein Lager trat, weißer Kittel, rotes Kreuz. Sanitätspersonal des Werkes! ging es Headstone traumhaft durch den Sinn, während der Mann ihn stützte und ein Glas an seine Lippen brachte. Noch einmal ließ er sich zurücksinken, streckte sich wohlig und fühlte neue Kraft durch seine Adern rinnen.
    Wieder vergingen Minuten, ohne daß er sie zählte. Dann plötzlich eine Frage von seinen Lippen: »Wie spät ist es?«
    »Gleich sechs Uhr, Mister Headstone!« kam die Antwort seines Pflegers. Mit einem Ruck richtete James Headstone sich auf. Sechs Uhr abends. Vor zwölf Stunden war er ins Werk gekommen. Kostbare, unersetzliche Stunden hatte er ohnmächtig gelegen! Klarer kam ihm jetzt die Erinnerung an alles Geschehene. »Ziehen Sie die Vorhänge auf!« rief er dem Pfleger zu. Der tat es; helles Licht flutete herein. Headstone erhob sich, ging etwas schwankend durch den Raum, ließ sich auf einen Sessel nieder. Stück um Stück fiel die Schwäche von ihm ab, sein Blick schweifte durch das Zimmer und blieb an einem Telephon haften.

»Lassen Sie Fernsprechverbindung mit Direktor Brooker, Kapstadt, herstellen!« Kurz und knapp kamen die Worte von seinen Lippen. Es war wieder der alte Headstone, der energische Industrieführer, der diesen Befehl gab.
    Es mochte um die zehnte Vormittagsstunde sein, als Henry Turner langsam die Hauptstraße des Dorfes entlang fuhr. Er hatte die Absicht, sich möglichst ungesehen in die Heide zu schlängeln, um von seinem bewährten Beobachtungsplatz aus zu erspähen, ob es etwa Neues im
    AE-Werk gab. Eben wollte er in einen Seitenweg, der zur Landstraße führte, einbiegen, als er sich beim Namen gerufen hörte.
    »Hallo, Mister Turner! Wohin des Wegs?«
    Turner stoppte und wandte sich nach dem Rufenden um. Es war der alte Zacharias, der ihm vergnügt zuwinkte und nun dicht an den Wagen herankam. »Nach Neustadt!« erwiderte Turner und hoffte, Zaharias damit schnell loszuwerden.
    »Wollen Sie mich mitnehmen? Ich habe auch in Neustadt zu tun«, sagte der Alte, und Turner blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen.
    Gut, daß ich den Kunden mal wieder erwischt habe! dachte Zacharias. Vielleicht komme ich heute dazu, ihm zu sagen, was ich ihm schon lange sagen wollte! »Sie interessieren sich wohl auch für Technik?« eröffnete Turner die Unterhaltung, während der Wagen langsam auf der Landstraße dahinrollte. »Gewiß, Mister Turner! Wir alten Farmer sind alle halbe Elektrotechniker.«
    »Dann muß Sie gewiß auch das neue AE-Werk hier in der Nähe interessieren? Schade, daß man es nicht besichtigen kann!« sprach Turner weiter. »Sie hätten’s sicherlich mal gern angesehen?«
    »Ich habe es gesehen, Mister Turner. Ich war erst neulich in der Station.« Der Alte sprach die Worte harmlos vor sich hin.
    »Wie ist das möglich?« fragte ihn Turner erstaunt.
    Zacharias zuckte die Achseln. »Ein glücklicher Zufall, Mister Turner! Einer der Ingenieure, die kürzlich hier waren, ist ein Verwandter von mir. Der hat’s auf seine Kappe genommen, und ich bin mit hineingeschlüpft. Soll natürlich nicht sein, aber man kennt mich hier seit Jahren, weiß, daß ich ein ehrlicher alter Kerl bin.«
    Von Sekunde zu Sekunde wurde Turner unsicherer in seinem Urteil. So wie es Zacharias jetzt darstellte, konnte sein Besuch im Werk, den er, Turner, damals durch das

Weitere Kostenlose Bücher