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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Für welchen Zweck waren sie bestimmt?
    Unwillkürlich hatte er seinen Wagen etwas schneller laufen lassen und war bis auf wenige hundert Meter an die Spezialwagen herangekommen. Jetzt drosselte er den Motor wieder und blieb etwas zurück. Sein Plan war gefaßt. Er wollte nach seinem alten, so oft bewährten Rezept vorgehen: den Fahrzeugen folgen, haltmachen und einkehren, wo die Fahrer einkehrten, und nicht ruhen, bis er den Bestimmungsort in Erfahrung gebracht hatte.
    Jetzt näherte sich der Zug jenem Seitenweg mit dem merkwürdigen Verkehrszeichen, der ihm schon früher einmal Rätsel aufgegeben hatte - und hier geschah es. Die Fahrer der drei großen Spezialwagen kümmerten sich nicht um diese Sperre. Einer der Wagen nach dem anderen bog von der Landstraße ab, fuhr auf dem Feldweg quer in die Heide hinein, und bald waren sie zwischen Bäumen und Büschen verschwunden. Das Herz schlug Turner bis an den Hals, als er ihnen nachblickte. Das war ja der Weg zu dem AE-Werk! Für dieses Werk war die gewaltige Maschinerie bestimmt! Er konnte es nicht fassen. Noch halb benommen, wendete er seinen Wagen und nahm Kurs auf den Heidekrug.
    In der Gaststube fragte er nach Professor Voucher. »Hei sitt buten im Goarten«, antwortete ihm der Bursche an der Theke. Turner verstand und ging hinaus. Sah, stand und stockte. Auf der Bank unter der Linde saß der Professor und neben ihm der alte Heideläufer! Sie waren in einem eifrigen Gespräch begriffen, und das gab Turner den Rest. Er wußte, daß der Professor nur ein paar dürftige Brocken Deutsch sprach. Wie war es möglich, daß die beiden so lebhaft miteinander plauderten? Vorsichtig ging Turner von der Seite näher heran und stand vor einer neuen Überraschung. Der alte Heideläufer sprach ein gutes Englisch. Unwillkürlich griff Turner sich an die Stirn, trat ein paar Schritte weiter vor und verursachte dabei ein Geräusch. Voucher hörte es, blickte auf und sah ihn.
    »Hallo, Mister Turner! Habe hier einen alten Bekannten getroffen! Vermute, Sie kennen ihn auch schon!« rief er ihm auf englisch zu.
    »Gewiß, ich hatte bereits das Vergnügen«, bestätigte Johannes Zacharias die Vermutung des Professors in der gleichen Sprache und schaute Turner vergnügt an. »Sie sprechen Englisch, Mister Zacharias?« war alles, was dieser überrascht und verlegen herausbringen konnte.
    »Aber natürlich, Mister Turner!« gab Zacharias trocken zur Antwort. »Ich war lange genug im Ausland.« Während Turner sich setzte, sprach der Alte weiter. Von seinem Aufenthalt in afrikanischen und amerikanischen Staaten berichtete er. Wie er erst als einfacher Landarbeiter begonnen und allmählich so viel gespart habe, daß er eine eigene Farm erwerben konnte. Von wachsenden Erfolgen erzählte er weiter, von der Gründung einer Familie in Südwest - der alte Zacharias war niemals verheiratet gewesen -, wie seine teure Kitty dann gestorben sei und die Sehnsucht nach der alten Heimat ihn wieder in die Heide zurückgebracht hätte. Sauber und klar fügte sich jeder Satz seiner Erzählung an den anderen. Begierig sog Turner jedes Wort in sich hinein. Jetzt endlich hatte er die Unterlagen, die Headstone so dringend forderte. Jetzt konnte er einen Bericht machen, der ihm einen guten Punkt bei Headstone einbringen würde.
    Daß die Sache in Wirklichkeit ganz anders lag, daß Zacharias in seinen jungen Jahren längere Zeit in der amerikanischen und afrikanischen Elektroindustrie tätig war, bevor er nach Europa zurückkehrte, in den ZEK-Konzern eintrat und es hier bis zum Generaldirektor brachte, davon hatte der Alte wohlweislich kein Wort verlauten lassen, und füglich konnte Turner auch nichts davon wissen. Doch was er hier gehört hatte, genügte ihm vollkommen. Er hatte das Bestreben, recht bald wegzukommen und an seinen Bericht zu gehen. Auch Professor Voucher schien von ähnlichen Wünschen beseelt zu sein. Dem Alten, der die beiden Südafrikaner unter halb gesenkten Lidern beobachtete, entging es nicht, und er kam ihnen auf seine Art entgegen. »Essenszeit für mich, meine Herren, muß nach Hause!« sagte er unvermittelt und stand auf. Ein kräftiger Händedruck, und er verließ den Garten.
    »Gott sei Dank, jetzt weiß ich über den Kerl endlich Bescheid!« sagte Turner, als Zacharias verschwunden war.
    Voucher zuckte die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht, mein lieber Turner. Kommen Sie mit mir auf mein Zimmer«, meinte er, »ich habe Ihnen etwas Wichtiges zu zeigen.«
    Oben angekommen,

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