Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
das der Agent ergründen mußte, wenn er seine Stellung behalten wollte. Während sein Hirn Gedanken und Pläne formte, ging er zu seinem Wagen, holte einen kleinen Photoapparat von besonderer Art und schraubte ihn an das eine Okularglas des Scherenfernrohrs. Mit nur einem Auge verfolgte er durch das andere Glas die Vorgänge auf dem Werkgelände. Von Zeit zu Zeit drückte er mit der Rechten auf einen Knopf der Photokamera, und jedesmal kam dabei eine scharfe Fernaufnahme zustande. Der Alte und der >Ingenieur<, der niemand anders als Dr. Frank war, wurden mehrfach auf den Film gebannt. Bald darauf auch noch ein Dritter, der inzwischen aus dem Stationsgebäude dazugekommen war.
    Dann stellte der Agent das Rohr auf die Werkleute ein und hielt das Bild fest, wie sie dunkle Kugeln an dem Netz befestigten. Dann stand er auf, schraubte seine Apparate auseinander und brachte sie zum Wagen zurück.

Anschließend jagte er auf der Landstraße nach Westen hin der nächsten Stadt entgegen, die an das Luftverkehrsnetz angeschlossen war. Erst als er dort ein an James Headstone adressiertes Päckchen aufgegeben hatte, hielt er sein Tagewerk für beendet.
    Hätten Generaldirektor Bergmann und Johannes Zacharias einen Blick in die große Versuchshalle der United in Pretoria tun können, so wären sie doch vielleicht in ihrem Urteil über Headstone schwankend geworden. An das Wunderbare grenzte es, was hier in wenigen Wochen entstanden war.
    10 der in hinreichender Menge im Hochspannungswerk vorhandenen Transformatoren für je 3 Millionen Volt waren in der mächtigen Halle aufgebaut. Man hatte dabei die besten Isolierstoffe in einer geradezu verschwenderischen Menge verwandt, um die Aggregate gegeneinander und gegen die Erde zu isolieren. Eine Blitzröhre erhob sich in der Mitte der Halle; sie stand in ihren Ausmaßen jener anderen nicht nach, an der Dr. Frank seine Erfindungen gemacht hatte. Ein neuer Tag brach nach einer arbeitsreichen Nacht an, als die Ingenieure die letzten Verbindungen zwischen der Blitzröhre und den Transformatoren fertigmachten.
    Die Werkuhren verkündeten die sechste Morgenstunde, als James Headstone im Werk erschien. »Anlage betriebsfertig!« meldete Oberingenieur Janson ihm in der Halle. Durch eine kurze Geste bedeutete ihm Headstone, noch ein wenig zu warten, und trat dicht an die gewaltige Blitzröhre heran. Würde es gelingen, mit diesen so unendlich schnellen Elektrizitätsatomen dasselbe zu bewirken, was ein Mann 10.000 Kilometer weiter nördlich bereits erreicht hatte? Würde es glücken, bekannte Legierungen dadurch so umzuwandeln, daß neue
    Stoffe mit ganz neuen Eigenschaften darauf entstünden? Headstones Gesicht war blaß, als er nach Minuten von der Blitzröhre zurücktrat. Seine Stimme war klanglos, als er den Befehl gab, einzuschalten.
    Hebel wurden bewegt, Räder gedreht, die Fernschaltung kam in Bewegung, ein dumpfes Brummen der unter voller Spannung stehenden Transformatoren erfüllte die Halle. Und dann begann es in der Blitzröhre zu zucken.
    Der Ingenieur deutete auf den Spannungszeiger, der auf die 30 Millionen wies. Er deutete auf den großen Steinsalzblock, der unter der Röhre lag und, von den rasenden Elektronen getroffen, in magischem Licht aufglänzte.
    James Headstones Gedanken begannen zu wandern. Er sah seine Umgebung kaum noch. Von einem kommenden technischen Zeitalter begann er zu träumen mit neuen Werkstoffen von unbekannter, unerhörter Eigenschaft, von neuen großen Leistungen. Während seine Lider geschlossen waren, rollten vor seinem geistigen Auge kommende Jahre und Jahrzehnte wie in einem Film ab.
    Ein fremder Ton riß ihn aus seinen Gedanken. Wie ein kurzes Zischen und Krachen klang es, das ihn zwang, die Augen zu öffnen. Matter erschien ihm das Licht der Blitzröhre geworden zu sein, schwächer das funkelnde Glühen des Salzblocks. Anders klang jetzt auch das Summen der Transformatoren, mächtiger, als ob sie unter Überlast liefen, und hier und da zuckte aus den Bergen von Isolierstoffen, die sie umgaben, ein kurzer Blitz auf.
    Wie zu einer Bildsäule erstarrt stand Headstone und blickte auf das veränderte Schauspiel. Immer stärker wurden die Blitze, welche die Isolation durchbrachen. Schon erfüllte ein schwefliger Geruch die Luft. »Ausschalten!« brüllte Janson seinen Leuten zu, während er den reglosen Headstone mit Gewalt zurück zur andern Hallenwand riß. Ein Monteur stürzte zu einem Hebel - kam zu spät. Bevor er ihn erreichen konnte, brach die

Weitere Kostenlose Bücher