Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Architekten womöglich im Sinn, als sie uns hierher brachten. Aber ich sehe keine Medikamente. Ich sehe kein Krankenhaus. Verdammt, Harley, hier gibt es nicht mal einen Arzt!« Er rülpste so laut und so heftig, dass er schon glaubte, der Tempelkaffee käme ihm wieder hoch.
Doch nichts dergleichen passierte. Harley Drake lachte. »Kommen Sie, Gabe, gestatten Sie sich einen Funken Hoff nung! Wenn wir an einem einzigen Tag den Tempel dazu bringen können, Nahrung, Trinkwasser, Möbel und etwas Cappuccinoähnliches hervorzubringen … wer weiß, vielleicht schaffen wir es, nächste Woche ein Dialysegerät zu replizieren?«
»Das halte ich für extrem unwahrscheinlich.«
»Okay, vielleicht sind wir ja erst in einem Monat so weit. Oder in zwei Monaten.«
»So viel Zeit bleibt mir nicht.«
»Es sind schon seltsamere Dinge passiert, mein Freund. Das müsste Ihnen doch aufgefallen sein.«
Gabriel stand auf. Er fühlte sich besser. Womöglich war das verdammte Gesöff aus dem Tempel doch zu etwas gut.
Nein, du Idiot. Die Flüssigkeit füllt bloß für kurze Zeit deinen leeren Magen. Dein Körper wird getäuscht, und du bildest dir ein, deine Kräfte seien zurückgekehrt.
In dem Moment, in dem das Objekt dich mitnahm, warst du schon so gut wie tot .
»Haben Sie was von Rachel gehört? Oder von Zack?«
»Nada. Ich habe Zhao losgeschickt, um Rachel zu suchen.«
»Ob das klug war?«
»Weglaufen kann er ja nicht. Und Rachel ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie wird schon wieder auftauchen.«
Während der letzten Minute war es Gabe vorgekommen, als hörte er jemand singen. Aber er schob es auf seine Krankheit, vielleicht litt er jetzt auch noch an Tinnitus, während sein Körper langsam versagte.
Doch jetzt wurden die Geräusche deutlicher. Jemand sang tatsächlich.
Camilla kam um den Felsen herum, ein Lächeln auf dem Gesicht. Wie selbstvergessen sang sie etwas, das ein Kinderlied zu sein schien, in portugiesischer Sprache.
Etwas fiel ihm an dem Mädchen auf.
»Was ist mit deinem Arm passiert, mein kleiner Schatz?« Großer Gott, er schlug schon wieder diesen väterlichen Ton an. Seine Untergebenen zogen ihn damit auf und sagten, er benutze ihn bei Gesprächen mit Abteilungsleitern, die sich besonders störrisch anstellten.
Camilla wehrte sich nicht, als Gabriel ihren linken Arm nahm und ihn vorsichtig umdrehte. Er merkte, dass die Haut des Kindes unnatürlich warm war, beinahe so, als hätte sie Fieber.
Harley rollte seinen Stuhl näher heran. »Ach du meine Güte«, murmelte er leise, um das Mädchen nicht zu erschrecken.
Am Oberarm hatte Camilla ein handflächengroßes Furunkel, das geplatzt war. Aus der Wunde sickerte eine glänzende Flüssigkeit, aber es war weder Blut noch Eiter.
Das gab Grund zur Besorgnis.
»Wir bringen sie am besten zu Sasha.«
»Warten Sie …« Gabriel sah, dass das Mädchen etwas in der Hand hielt. »Was hast du da?« Er drückte ihre Hand und versuchte vorsichtig, sie zu drehen. Camilla leistete keinen Widerstand. Sie öffnete die Hand und zeigte ihm eine Art Käfer.
Das Insekt war eckig, es sah beinahe bizarr aus. Seine grellbunten Farben, Gelb, Blau und Rot, wirkten irgendwie unnatürlich. »Was ist dieses kleine Ding?«, wunderte er sich.
»Mich dürfen Sie nicht fragen«, erwiderte Harley. »Ich kenne nur Moskitos, Bienen und Spinnen, aber das ist auch schon alles.«
»Na ja, ein bisschen kenne ich mich mit Insekten aus, aber dieses Tier kann ich nicht einordnen.«
»Haben Sie auch Ahnung von Insekten, die es in Indien gibt?«
Harley hatte recht, ihn darauf hinzuweisen. »Kaum. Aber jemand im Tempel müsste sich auskennen.«
»Es sei denn, es handelt sich um eine Spezies, die auf Keanu heimisch ist.«
»So etwas haben wir noch nie zuvor hier gesehen.«
Gabriel lächelte Camilla an und erlaubte es ihr, die Hand wieder um den Käfer zu schließen. Sie fing wieder an zu singen, senkte den Kopf und setzte ihren Weg fort. »Das Tier erinnert mich an den Käfer Woggle-Bug«, sagte Harley. »Ich finde ihn richtig niedlich.«
»Okay, was ist ein Woggle-Bug?«
»Frank Baum hat ihn erfunden, der Typ, der Der Zauberer von Oz geschrieben hat.«
»Ach so, ein fiktives Geschöpf.«
»Ja, tut mir leid. Aber ich kenne mehr fiktive Käfer als Insekten, die tatsächlich in der Realität vorkommen.«
Er brachte seinen Rollstuhl in eine Position, um Camilla zu folgen. Gabriel machte sich bereit zu schieben.
Es ging ihm wirklich besser. Fragte sich nur, wie lange dieses Hoch
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