Himmelskrieg: Roman (German Edition)
ich«, sagte Williams. Er als SF -Autor schwebte im siebenden Himmel. »Und ein sehr großer Bursche.«
Er verfolgte die Spuren, die von der BRAHMA wegführten, bis zu der Stelle, an der der mit Eis und Schnee bedeckte Regolith aufhörte und die weißen Platten wieder begannen. »Auf dem weißen Zeug kann man kaum was erkennen«, sagte er, »aber die Spuren gehen eindeutig weiter.«
Scott prüfte immer noch die am deutlichsten sichtbaren Abdrücke. »Ich bin mir nicht sicher, ob es sich nur um ein einziges Lebewesen handelt«, bemerkte er. »Überall verstreut finden sich weitere Spuren, die aber anders aussehen.«
»Soll das heißen, hier laufen zwei unterschiedliche Kreaturen herum?«, fragte Valya. Sie klang alarmiert.
Zack ging hin und nahm die Abdrücke noch einmal in Augenschein. »Nun ja, mit Bestimmtheit wissen wir, dass auf Keanu mindestens zwei nichtmenschliche Lebensformen existieren – die Architekten und die Wächter. Warum sollte es nicht noch andere geben?«
»Wer sagt denn, dass es tatsächlich unterschiedliche Kreaturen sind?«, hielt Williams dagegen. »Vielleicht war es ja Ihr Architekt, der sich hier oben herumgetrieben und diese Spuren hinterlassen hat.«
»Ich hoffe sehr, dass ich ihm noch mal begegne«, sagte Zack. »Mit diesem Typen habe ich noch ein Wörtchen zu reden.«
»Dann sollten wir ihn suchen«, schlug Makali vor. »Ihm folgen .«
Sie zeigte in eine bestimmte Richtung.
»Was liegt dort?«, fragte Valya.
»Der Mt. St. Helens«, antwortete sie. »Der nächste Schlot.«
»Wie weit ist es bis dorthin?«, erkundigte sich Williams.
»Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, Zack, aber es müssten zehn, fünfzehn Kilometer sein.«
Zack stand wie erstarrt da. Er wusste, worauf Makali abzielte. »Mindestens.«
»Ein ziemlich langer Marsch«, meinte Williams. »Und wir haben noch keinen Weg gefunden, der in unser Habitat zu rückführt. Außerdem wissen wir nicht, wie lange diese Schutz anzüge halten …«
»Das ist doch glatter Wahnsinn!«, schimpfte Scott. Vielleicht hatte er Angst, Valya könnte nicht mithalten, aber vielleicht benutzte er auch nur seinen gesunden Menschenver stand. »Ich stimme zu, dass ein Rückweg durch den Bienenstock nicht unbedingt empfehlenswert ist, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die nächstbeste Option darin besteht, auf der Oberfläche zu irgendeinem anderen Schlot zu wandern. Angenommen, dort gibt es tatsächlich einen Zugang zu einem anderen Habitat – wer garantiert uns, dass es dort nicht von diesen Kreaturen wimmelt, die die BRAHMA ausgeplündert haben? Dann ist die Katastrophe vorprogrammiert!«
»In unserem Fall gibt es keine idealen Lösungen«, erklärte Zack. »Deshalb müssen wir das Beste aus dem machen, was wir haben.«
»Und was heißt das konkret?«
Zack deutete auf die Platten, die die Oberfläche bedeckten, und die generell in die Richtung des Mt.-St.-Helens-Schlot führten. »Wir folgen der weißen Straße.«
8
GABRIEL
»Ich leide an Nierenversagen«, sagte er.
Zum ersten Mal sprach er diese Worte gegenüber jemand anderem aus. Bis jetzt hatte er noch niemandem erzählt, was mit ihm los war, weder seinem Stabschef beim JSC , noch seiner Freundin oder seiner Mutter.
Auf gar keinen Fall hatte er sich seiner Tochter anvertraut.
Keiner wusste Bescheid.
Allerdings stand die Diagnose erst seit Kurzem fest. Nicht mal ein Monat war vergangen, seit man ihn im Baylor College of Medicine über seinen Zustand aufgeklärt hatte.
»Wie weit ist die Krankheit fortgeschritten?«, fragte Harley Drake. Der Houston/Bangalore-Bürgermeister hatte ihn einen Kilometer vom Tempel entfernt, hinter dem Lake Ganges, gefunden, wie er gegen einen Felsen gelehnt dasaß.
Jones hätte nicht mal genau sagen können, wie er dorthin gelangt war. Er wusste es nicht mehr.
»Ziemlich weit. Man nennt es Stadium 4. Ich habe erhöhte Kreatinwerte. In meiner Familie liegt Diabetes und Bluthochdruck.«
»Mussten Sie schon zur Dialyse?«
»Ich hatte gerade damit angefangen. Meine dritte Behandlung war für den Tag angesetzt, an dem wir verschleppt wurden.« Er lächelte. »Ich muss Sie wohl nicht darauf hinweisen, was für ein Pech ich hatte.«
»Nein, ich kann es mir lebhaft vorstellen. Gibt es etwas, das Ihnen helfen würde?«
»Haben Sie zufällig Calcitriol dabei?« Das war eines der Medikamente, die man ihm gegeben hatte, ein Hormon. Dass er an einer chronischen Nierenerkrankung litt, war für ihn so neu, dass er sich erst noch
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