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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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treiben kann?«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Pav. »Wenn sie hierher kamen, um zum Beispiel Gewürze oder Pelze einzukaufen, wieso haben sie uns dann entführt? Wenn ich mich nicht irre, dann hielten sie ja nicht einmal an, bis wir hier gelandet sind.«
    »Vielleicht hat die Landung ihnen gezeigt, dass wir etwas besitzen, das ihnen von Nutzen sein könnte«, sagte Rachel. Es fiel ihr schwer, sich auf diese Themen zu konzentrieren – normalerweise hätte sie sie schrecklich langweilig gefunden. Außerdem bildete sie sich ein, in einiger Entfernung vor ihnen würde der Tunnel eine Biegung machen.
    Die anderen schienen nichts dergleichen zu bemerken, und der Hund trottete weiterhin neben ihnen her.
    »Aber wieso benötigten sie dann zweihundert Menschen?«, fragte Zhao.
    »Vielleicht handeln sie ja mit Menschen anstatt mit Objekten«, wandte Pav ein und grinste Rachel hinter Zhaos Rücken triumphierend an.
    »Unsinn«, sagte Zhao. »Wenn sie überhaupt mit etwas handeln, dann mit Informationen. Aber dazu brauchten sie kein Raumschiff dieser Größe und auch keine Mission, die mehrere tausend Jahre dauert. Das ergäbe einfach keinen Sinn, es wäre unlogisch.«
    »Wenn wir schon über Logik sprechen«, sagte Rachel, »glauben Sie wirklich, dass Keanu ein gigantisches, mit Aliens oder Maschinen vollgestopftes Sternenschiff war?« Sie wusste, dass sie sich im Bereich der Spekulationen bewegten, aber sie verfolgte eine bestimmt Strategie. Megan Doyle Stewart hatte Rachel einmal gesagt: »Manche Menschen wollen nicht sprechen, oder sie reden sich ein, dass sie keinen Drang zum Re den verspüren, besonders nach traumatischen Erlebnissen wie einem Zugunglück oder einem Tsunami. Dann ist es wichtig, dass man sie zum Sprechen bringt, sie in eine Diskussion verwickelt. Man braucht nur Themen wie Geld, Religion oder Politik anzuschneiden, und sie steigen sofort ein.«
    Und es hatte geklappt! Rachel waren zwei Männer aufgehalst worden, die sich beide in einem Schockzustand befanden, leblos waren wie Statuen. Und um sie wieder in die Realität zurückzuholen, hatte Rachel sie zu einem Streitgespräch gereizt. Pav hatte sich darauf eingelassen.
    Vielleicht war er doch nicht so blöd, wie sie anfangs geglaubt hatte. »Womit hätten sie Keanu denn sonst vollpacken sollen?«, fragte Pav.
    »Na ja«, erwiderte sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie ihren Eltern dankbar, die sich stundenlang über alles, was mit der Raumfahrt zusammenhing, unterhalten und Rachel damit fast zu Tode gelangweilt hatten. »Wenn man nicht über einen magischen Sternenantrieb verfügt, braucht jedes Raumschiff Tausende von Jahren, um sein Ziel zu erreichen. Jeder weiß das. Aber während einer derart langen Zeitspanne gehen Maschinen kaputt, oder nicht?« Sie richtete ihre Frage an Zhao.
    »Man kann sich nur schwer Materialien vorstellen, die tausend Jahre ohne Verschleißerscheinungen überdauern«, antwortete er. »Geschweige denn Geräte, die Hitze oder Energie benötigen, oder sich bewegende Teile.«
    »Ich denke, dass es sich folgendermaßen verhält«, fuhr Rachel fort, die diesen Wortwechsel genoss. »Sie besaßen diesen Goo, dieses Nanozeug, das keine beweglichen Teile enthielt und auch kein Material ist, das mit der Zeit spröde wird. Es war bloß das Zeug, aus dem man alles Mögliche herstellen konnte, vorausgesetzt, man verfügte über die nötige Energie. Wahrscheinlich brauchten sie nicht – sagen wir – tausend Arbeitskräfte nach Keanu zu verfrachten … es gab ja nichts mehr zu bauen. Auf ihrem Heimatplaneten hatten sie bereits alles Notwendige für den Raumflug angefertigt.« Sie wandte sich an Zhao. »Wie auch immer es aussah, sie schickten den Goo und die Gebrauchsanleitungen hierher. Und aus dem Goo wurde dann das erzeugt, was noch notwendig war, die Sachen fertigten sich selbst an. Und dieser Vorgang geht immer noch weiter.«
    Zhao lachte. »Aber diese Gebrauchsanleitungen! Die Programmierungen! Die Makro-Kontrollen … die Komplexität, der Energieaufwand, all die Implikationen sind für mich schlichtweg unvorstellbar! Es ist, als ob … um so was zu be werkstelligen, brauchte man schon einen großen Teil der Energie eines ganzen Sterns und ungeheuer viel Zeit!«
    »Vielleicht hatten sie ja beides«, sagte Rachel. »Vielleicht fingen sie mit diesem Projekt vor tausend oder meinetwegen auch zehntausend Jahren an.«
    »Das sehe ich nicht so«, entgegnete Zhao.
    »Ich kann was sehen«, sagte Pav.
    »Also wirklich …«

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