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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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hatte eine ganze Weile gebraucht, um dieses Mädchen richtig zu verstehen. Rachel gab dauernd Sachen von sich, die albern und banal klangen. Doch irgendwann hatte er gemerkt, dass sie ernst meinte, was sie sagte, und häufig genau das aussprach, was alle anderen dachten … aber nur nicht zu äußern wagten. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er Rachel als unreif einstufen sollte, oder ob sie über eine Weisheit verfügte, die weit über ihr eigentliches Alter hinausging.
    Vielleicht versuchte sie auch nur, ihren Vater nachzuahmen. Zhaos Recherchen hatten ergeben, dass Rachel, zumin dest was ihr Verhalten betraf, eindeutig auf Zack Stewart herauskam.
    »Probier noch mal, ob du mit ihr ins Gespräch kommst.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Yvonne Halls Rücken, die vor ihnen her marschierte.
    »Nein, danke«, erwiderte Rachel. »Ich schätze, sie wird uns schon sagen, was wir wissen müssen, wenn es so weit ist.«
    Die wiederauferstandene Frau – Rachel und Pav bezeichneten sie als »Revenant«, hatte ihnen einfach Anweisungen erteilt und war dann losgestapft. Sie war ein bisschen unsicher auf den Beinen, und alle paar Dutzend Meter musste sie ste henbleiben, um sich zu erbrechen oder zu versuchen, ihre Balance wiederzufinden.
    Der junge Bursche, Pav, hatte versucht, ihr zu helfen. »Möch ten Sie sich nicht lieber ausruhen?« hatte er vorgeschla gen, doch Yvonne Hall winkte ab. »Den letzten Rest Trinkwasser haben wir Ihnen schon gegeben.«
    »Ihr müsst mir folgen«, hatte Yvonne gesagt. Ihre Stimme klang so heiser wie die eines Kettenrauchers.
    »Wohin?«, hatte Pav sich erkundigt.
    »Sie sagen mir, wohin ich euch bringen soll!«, lautete die unbefriedigende und verstörende Antwort. Die umso verwirrender wurde, als sie hinzufügte: »Es ist, als hätte ich ein GPS in meinem Kopf. Jemand gibt mir die Richtung vor, und wenn wir stehenbleiben oder vom Kurs abweichen, fühle ich so etwas wie einen Schmerz.«
    Dieser Wortwechsel hatte vor einer Viertelstunde stattge funden. Zhao hoffte, während dieser Zeit seien sie ihrem Ziel, wo immer sich das befinden mochte, ein Stück näher gekommen. Er hatte so lange nichts getrunken und gegessen, dass er vor schierer Entkräftung und körperlicher Erschöpfung kurz vor einem Kollaps stand.
    Während er neben Rachel herging, sah er, dass Pav vor ihnen plötzlich innehielt. Vornübergebeugt drehte er sich langsam nach links, und es hatte den Anschein, als versuche er, etwas zu hören oder zu sehen.
    Jählings wandte er sich an Rachel und Zhao. »Habt ihr das auch gehört?«
    Zhao hatte nichts vernommen.
    Auf einmal tauchte der vermisste Hund aus einer »Gasse« auf und sprang Pav an. »Cowboy!«, rief Rachel freudig.
    Yvonne Hall blieb stehen und drehte sich um. Einen Moment lang befürchtete Zhao, sie käme über sie wie irgendein biblisches Strafgericht. Doch sie blinzelte nur, schüttelte den Kopf, und als sie dann sprach, hatte ihre Stimme zum ersten Mal einen natürlichen, menschlichen Klang. »Ist das ein Hund ? «
    Der Hund schien an Yvonne nichts Merkwürdiges zu finden, denn nun lief er zu ihr. Sie bückte sich, um ihn zu streicheln und sich die Hand von ihm lecken zu lassen … das übliche Begrüßungsritual zwischen Mensch und Hund, als Rachel erklärte: »Er ist ein Revenant, so wie Sie auch.«
    Yvonne lächelte und erwiderte: »Wenn du das sagst …«
    Zhao fühlte sich zu einer Frage ermutigt. Mit einer Handbewegung, die die gesamte Umgebung einschloss, richtete er das Wort an Yvonne. »Wissen Sie, was das für ein Ort ist?«
    »Sie sagen, hier findet eine ›Weiterverarbeitung‹ statt«, antwortete sie.
    »Könnten Sie uns vielleicht verraten, wer mit ›sie‹ gemeint ist?«, mischte sich Pav ein.
    »Jedesmal, wenn ich mir selbst diese Frage stelle, taucht in meinem Kopf das Wort ›Erbauer‹ auf.«
    »So was wie ›Architekten‹?«, hakte Rachel nach.
    »Ja.«
    »Mein Dad erzählte mir, als meine Mutter zu ihm zurückkehrte, hätte sich etwas Ähnliches abgespielt. Sie diente den Architekten gewissermaßen als Sprachrohr.«
    »Eines will ich euch sagen«, fuhr Yvonne fort. »Es ist nicht einfach. Es ist, als müsste ich mit fünf Ohstöpseln und einer Menge direkter neuronaler Inputs gleichzeitig fertigwerden. Davon wird mir übel, und ich erfahre nie wirklich, was ich eigentlich wissen möchte. Alles ist so unzusammenhängend.«
    Sie blinzelte wieder, doch dieses Mal kämpfte sie gegen ihre Tränen an. »Ich war tatsächlich tot.«
    Rachel

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