Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Wesen hier sieht so aus wie der Wächter, den mein Vater mir beschrieben hat.«
Ehe Zhao näher herangehen konnte, sagte Pav: »Weißt du, was diese Typen alle gemeinsam haben?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. »Sie tragen Kleidung.« Das stimmte. Sogar die exotischen Quallen waren in etwas eingehüllt, das einem zierlichen Panzer glich.
»Was hattest du denn erwartet?«, fragte Rachel. »Dass sie nackt herumlaufen?«
»In sämtlichen SF -Filmen, die ich gesehen habe, waren die Aliens meistens nackt.«
»Vielleicht haben sie alle Früchte vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen«, mutmaßte Yvonne. Zhao wusste, was sie meinte, aber Rachel und Pav sahen sie an, als rede sie wirres Zeug. »Dieser Baum wuchs im Garten Eden«, erläuterte sie. »Adam und Eva liefen völlig unbefangen nackt herum, bis Eva in den Apfel biss und Adam dazu verführte, ebenfalls davon zu kosten. Als Nächstes legten sie sich Lenden schurze an. Ich weiß selbst nicht, wieso ich mich daran erinnere. Seit meinem zwölften Lebensjahr habe ich keine Bibel mehr angerührt.«
»Vielleicht orientieren sich die Stimmen in Ihrem Kopf an der christlichen Religion«, mutmaßte Zhao. »Da wir gerade von den Stimmen sprechen – wir alle sind hungrig und durstig, und wir würden gern wissen, wie es weitergeht.«
»Gleich werde ich mehr wissen«, sagte Yvonne. »Es ist nicht so, als währen sie total verstummt … sie sind nur ganz leise ge worden. Es hört sich an, als würden mir die Ohren klingeln, nur dass sich dieses Geräusch in meinem ganzen Kopf ausbreitet.«
»Und was erfahren wir aus diesen Bildern?«, fragte Rachel.
»Hast du Lust auf weitere unbegründete Spekulationen?«, erkundigte sich Zhao, der sich auf das Gespräch im Tunnel bezog.
»Na klar!«
»Ich vermute«, sagte Zhao, »dass dies Spezies sind, die die Architekten kennen.« Mit einer Geste deutete er auf die lange Reihe der Exponate. »Es könnte auch sein, dass wir die Architekten selbst zu sehen bekommen.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Rachel. »Mein Dad hat mir etwas über den Architekten erzählt, dem er begegnete, und keines der hier gezeigten Wesen gleicht ihm.«
»Ich hätte da eine Frage.« Pav wandte sich an Yvonne. »Warum haben Ihre Stimmen uns hierher gelotst? Damit wir alle diese Aliens schon einmal gesehen haben und sie eventuell wiedererkennen, wenn wir sie treffen? Und wir haben immer noch keine Möglichkeit, uns mit ihnen zu verständigen.«
»Es steckt mehr dahinter«, sagte Yvonne abrupt. »Alle diese Spezies haben eine Gemeinsamkeit …«
»Hey, was ist mit dem hier?«, rief Rachel.
Zhao sah, dass Rachel sich von der Gruppe entfernt hatte. Sie stand jetzt vor der Abbildung eines Alien, die sich ein ziemlich großes Stück weiter weg befand.
Sämtliche des halben Dutzends Aliens, die Zhao bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte, sahen merkwürdig aus, dieser jedoch war der Inbegriff des Absurden. Ein wenig glich er einem Ameisenbär von der Größe eines Menschen, und er schien ganz aus Beinen, Rüssel und spindeldürren Armen zu bestehen. Entweder trug er ein Bekleidungsstück, das sich aus fraktalen Elementen zusammensetzte, oder er war …
Das war das Ungewöhnliche. Dieser Alien war nackt! Als Zhao sich dem Bild näherte, fiel ihm auf, dass das Display eines dazugehörigen Planeten fehlte.
Sein Training als Geheimagent hatte ihn für gefährliche Situationen sensibilisiert. In diesem Augenblick schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken.
Rachel zeigte auf das Wesen. »Wann ändert sich endlich das Bild?« Dann rief sie: »Oh!« Das Bild blieb dasselbe. Unversehens berührte Rachel mit der Hand das Gesicht einer scheinbar lebensechten Statue.
»Nicht anfassen! Geh weg!«, befahl ihr Yvonne.
»Warum?« Rachel wandte sich zu ihr um. »Das Ding kann mich doch nicht …«
Das Wesen bewegte sich!
»Rachel!«, brüllte Pav. Er schoss auf sie zu und riss sie aus der Reichweite des Ameisenbären.
Es sah aus, als würde sich der Alien »entfalten«. Er drehte den Kopf nach rechts und links, als wolle er sich die Positionen eines jeden Menschen einprägen. Zhao kam es vor, als schätze er die Entfernung und das Gefahrenpotenzial ein.
Er wünschte sich, er hätte seine Glock dabei. Oder er hätte zumindest etwas in der Hand, das eine bessere Waffe abgab als eine leere Wasserflasche.
Zusammen mit den anderen wich er langsam zurück. Er ließ die Möglichkeit zu, dass der Alien nicht feindselig war … aber er
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