Himmelskrieg: Roman (German Edition)
vereinzelte Schnip sel von Vegetation, und das alles musste eingesammelt und von der Südwand des Tempels entfernt werden, wo der Platz lag, an dem gegessen wurde. Xavier hatte weder gehört, dass über das Müllbeseitigungsproblem gesprochen wurde, noch hatte er gesehen, dass jemand diese Arbeit machte. Also hatte er einfach mit dem Aufräumen angefangen. Nicht etwa, weil er von Natur aus besonders ordentlich gewesen wäre. Sein Zimmer daheim in La Porte genügte nie Mommas Ansprüchen, wenn sie es gelegentlich inspizierte. Aber er war reinlich.
Und aus Erfahrung wusste er, dass kein Abfall herumliegen durfte, wenn man mit Lebensmitteln umging. Es war schon schlimm genug, dass es keine Tische, keine Töpfe und keine Pfannen gab. Sie hatten kein Feuer und keine Werkzeuge. Im Grunde hausten sie wie die Steinzeitmenschen, obwohl diese Xaviers Wissen nach bereits die Nutzung des Feuers gekannt hatten.
Mr. Jones öffnete die Augen. »Hey, Bruder«, sagte er mit schwacher Stimme.
»Das hier ist wohl nicht der beste Ort, um sich auszuruhen.«
Xavier streckte seine Hand aus und half Jones beim Aufstehen. »Ich hatte nicht vor, mich auszuruhen.« Er wirkte verlegen.
»Na ja, so müde und ausgepowert, wie wir alle sind, ist es ein Wunder, dass man nicht ständig über schlafende Leute stolpert.«
Jones lächelte jetzt und schien ein bisschen kräftiger zu werden. »Das haben Sie ganz richtig erkannt. Xavier, nicht wahr?«
»So heiße ich, Dr. Jones.« Er und Jones waren einander mindestens zweimal vorgestellt worden, aber Xavier war daran gewöhnt, dass es immer eine Weile dauerte, bis man wirklich Notiz von ihm nahm.
»Gabriel.« Gemeinsam gingen sie zum Tempel zurück. »Sie haben sich hier sehr nützlich gemacht und fleißig gearbeitet«, sagte Jones. »Glauben Sie nicht, das wäre unbemerkt geblieben.«
Xavier fand es schön, dass er gelobt wurde. Eigentlich war es schon komisch, wenn er bedachte, dass Jones sich kaum an seinen Namen erinnern konnte. »Bestimmte Dinge müssen halt erledigt werden.«
»Ganz recht.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Tempel, der fünfzig Meter von ihnen entfernt aufragte. »Zum Beispiel muss man herauskriegen, wie sich dieses Bauwerk nutzen lässt.«
»Ist man gerade dabei, das zu erforschen?« Xavier fragte sich, was Jones und die anderen Typen von der NASA , einschließlich des neuen Bürgermeisters, tatsächlich planten. Bis jetzt hatte es den Anschein, als würden sie die meiste Zeit nur die Köpfe schütteln und lamentieren.
Jones musste seine Verachtung gespürt haben. Er schien sich wieder völlig erholt zu haben, denn er lächelte, legte Xavier einen Arm um die Schultern und forderte ihn auf: »Kommen Sie mit und sehen Sie selbst.«
Wie die meisten der Houston/Bangalores, so war auch Xavier im Innern des Tempels gewesen, aber nicht über das massive Erdgeschoss hinausgekommen. Diese ungeheuren Dimensio nen – alles schien doppelt so groß zu sein wie erforderlich, auch die Decke war viel zu hoch – machten ihn nervös. Aber es hatte auch gewisse Vorteile. Die hohe Decke und die offene Seite ließen genügend Licht hinein, damit das Erdgeschoss als Schutzraum dienen konnte.
Doch noch hatten die » HB s« keinen Unterstand gebraucht. Es hatte nicht geregnet. Es war hell, aber es gab kein gleißendes Sonnenlicht. Kein Wind. Die Temperatur war gleich geblieben, jedenfalls hatte Xavier keine Unterschiede bemerkt. Alles war so … nun ja, Momma hätte dies hier als den Garten Eden bezeichnet.
Natürlich wusste Xavier es besser.
Er folgte Jones an die Stelle, wo sich die meisten Mitglieder des neu gegründeten HB -Rates vesammelt hatten. Weldon war dabei. Desgleichen Harley Drake. Vikram Nayar. Das hübsche, groß gewachsene Mädchen, Sasha. »Da sind Sie ja endlich«, sagte Weldon zu Jones. Er blickte Xavier an, als wolle er sagen: Was zum Teufel hast du hier zu suchen? Aber nur einen kurzen Moment lang.
»Womit haben wir es zu tun?«, fragte Jones.
»Nach allem, was wir von außen erkennen können und zu verstehen glauben, hat diese Struktur drei Etagen«, berichtete Sasha. »Wobei die Etagen von doppelter Höhe sind.«
»Also … an die dreißig Meter hoch?«, vergewisserte sich Jones.
»Richtig.« Sasha wanderte hin und her, zeigte nach oben und dann in die Ecken des Raums. »Diese Kammer hier ist zwanzig mal fünfzehn Meter groß. Aber der äußere Perimeter beträgt zwanzig mal zwanzig.«
»Daraus lässt sich schließen, dass es im Erdgeschoss einen
Weitere Kostenlose Bücher