Himmelsmechanik (German Edition)
Narzissmus der Familienmärchen abgeneigt, zurückhaltend und sehr vorsichtig in der Darstellung des eigenen Körpers und der eigenen Seele. Nita behauptet, dass freie Menschen gemacht werden. Und nur als Freie können die Menschen eines Tages, wenn sie wollen, dorthin zurückkehren, wo sie gezeugt wurden, um ihren Vater zu lieben, um ihre Mutter zu lieben, wenn sie wollen. Sie werden sie lieben können, auch wenn sie ihre Beschützer verachten werden; frei werden sie ihre Körper betrachten und sich ihre Seelen vorstellen, den Märchen der Familie lauschen und manche von ihnen erzählen können. Wenn sie sie als freie Menschen lieben, werden sie die Legende lieben, die sie gezeugt hat, und sie nähren. Das bekräftigt sie mit ihrem Finger, den sie vor ihren Augen in die Luft streckt, und sie ergänzt, dass die Duse genau das mit mir getan hat.
Vielleicht ist es so. Doch ich bin vieles gewesen, bevor ich der wurde, den sie sieht, der Mann, der ihr gesagt hat, sie solle in diesem Haus bleiben, und der losging, nacheinander seine Väter und seine Mütter, seine Brüder und seine Schwestern, die Cousins und Neffen bis hin zum vierten Grad zu suchen, und sie zusammenbrachte, damit sie sie kennenlernen und, wenn sie wollte, lieben konnte, so wie ich sie aus freier Hingabe liebe. Auf wundersame Weise wiedergeliebt werde. Ich war auch einer dieser jungen Männer, die die Santarellina an der Mauer lehnen sah mit dem Glas in der Hand und der gelben Hündin zwischen den Beinen; auch ich hatte meine Phosphorbombe, die mich aufzehrte. Und die Duse hat nicht genug für mich gespielt, um mir das zu ersparen. Doch das ist nicht von Bedeutung, und ich habe Grund zu hoffen, dass die Duse von uns gegangen ist, ohne jemals vom Verdacht gestreift worden zu sein, dass ihr Lieblingsschüler auch nur einem dieser für Fröhlichkeit verlorenen Männer ähneln könne.
Und was dann in diesem Moment wirklich zählt, ist, dass ich morgen früh an den Fluss zu Vittorio gehen werde, um mir ein paar schöne Ecksteine aussuchen zu lassen. Und es ist ein Grund zum Stolz, dass Nita diese wichtige Tat meiner regen Männlichkeit von mir verlangt hat. Ich möchte sie posieren sehen, bevor ich mich in Bewegung setze und losgehe. Aber posiert posiert, hat sie mit ihrer Manie befohlen, durch Wiederholung zu betonen. Es ist eine Tatsache, dass ich in wenigen Tagen Vater sein werde; eine tatsächliche Tatsache, wie sie hartnäckig präzisiert. Und die Beschränkung »vorläufig« rechtfertigt keinen Erlass der daraus folgenden Pflichten. Das weiß ich, aber die Tatsache, dass Nita jedenfalls beabsichtigt, es mir aufzuzwingen, hat eine besondere Schönheit: Sie weiß also, was getan werden muss, kennt die Kompetenzen, akzeptiert die Unausweichlichkeit. Sie weiß nicht nur, sondern liebt vielleicht auch, was getan werden muss: Sie hat gelernt, hier zu leben, und verachtet die Banalität der Dinge nicht, die einem hier aufgezwungen werden. Ein Vater muss fähig sein, das Haus seines Kindes in Angriff zu nehmen. Die Ungeborene wird ein Haus haben, auch deswegen wurde sie gezeugt: damit das Haus, das sie zur Welt gebracht hat, mit ihr gedeiht. Es ist an ihrem Vater, sie, wenn sie geboren wird, den Samen des Hauses finden zu lassen, den sie wachsen lassen und auf den sie aufpassen wird, damit er nicht verblüht. Das sind Dinge aus anderen Zeiten, das sind Quälereien, das sind Mühen, aber so ist es. Hier bei uns sind die Dinge manchmal unsinnigerweise einfach so, und Schluss.
Wie dem auch sei, im unteren Zimmer, das zum Garten hin geht, gibt es keine Hauptmauer, weil seinerzeit ein Gewölbe gemauert worden war, das zu einem Schafstall führte. Dort könnte man das Haus um einen neuen großen Raum erweitern, wie es der zuständigen Behörde und den Wänden gefällt, die es mit dem Rest des Hauses vereinigen sollen. Das dauert seine Zeit, aber wenn die Ungeborene es einmal auf eigenen Füßen betreten kann, wird es fertig sein. Wenn die Grundsteine gelegt sind, werden wir die Pflöcke einschlagen und die Schnur spannen, und viel mehr gibt es nicht zu tun, außer einen guten Pflockhauer, einen guten Maurer und einen guten Handlanger schuften zu lassen. Ich bin der gute Handlanger, Vittorio der Pflockhauer und Vlad der Maurer; seit er auf die Idee verzichtet hat, typische moldawische Häuser zu bauen, ist Vlad der beste Maurer des Reviers geworden.
Aber wie ich schon sagte, der kritische Punkt sind die Grundsteine, die ich aus dem Fluss brauche, denn auch die
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