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Himmelsmechanik (German Edition)

Himmelsmechanik (German Edition)

Titel: Himmelsmechanik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Maggiani
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dem Brüten zu beginnen. Und so weiter bis zu diesem Winter, wenn jeder wieder seinen eigenen Weg gehen wird. Als strikt Monogame sollten sie dann besser zusammenbleiben, gerade wenn es schwieriger sein wird, Futter und Wärme zu finden, doch irgendwo haben sie noch das vage Gefühl, etwas allein tun zu müssen. Tatsächlich steht in den Büchern, dass sie vor dem Schnee nach Afrika aufbrechen, in den Savannen überwintern und dann zurückkehren müssten. Doch hier bei uns sind sie geblieben. Aus den Büchern erfährt man außerdem, dass dies, wenn auch selten, ein Umstand ist, der eintreten kann; nicht hier, aber in Spanien, in der Türkei, doch in Wirklichkeit wurden in diesem Tal noch keine Ornithologen gesichtet, und das Überwintern der Zwergohreule hier ist einer der nicht wenigen unerklärten Widersprüche des Reviers. Jedenfalls ist es gut, dass die Zwergohreule hier bleibt. Es ist ein sehr schöner Vogel, der sich von Dingen ernährt, die wir nicht essen, und ihr unsichtbarer Flug und ihr verhaltener Ruf sind Teil der so einzigartigen und wertvollen Stille.
    Was wird die Ungeborene mit all dem tun? Wird sie lernen, die Luft zu hören, die sich um die Flügel der Zwergohreule herum bewegt? Und welchen Klang wird diese Stille für sie haben? Auch wenn ich lange genug leben würde, um ihr das beibringen zu können, und es ist nicht vorgesehen, dass das passiert, werde ich ihr nichts von dieser Nacht beibringen können, so wie es auch mir niemand beibringen konnte. Sie wird es von selbst begreifen, wenn sie will; es gibt kein anderes System. Wenn sie dafür geeignet ist, im Revier zu leben, wohin ihre Mutter gezogen ist und wo ihr legendärer ferner Vater geboren und aufgewachsen ist. Wenn das der Fall ist, dann kann es nur eine große Freude sein für diejenigen, die hier bleiben werden, denn das Ende wird noch ein wenig hinausgezögert. Nicht das Ende dieses bescheidenen, kaum produktiven und frechen Reviers, sondern das Ende des ganzen Universums. So sehe ich es. Und so musste es die Duse sehen, als sie zustimmte, mich zu empfangen, und anfing, an mich zu denken.
    Als der Krieg schon kurz vor dem Ende war, gerade in den Tagen, als er am schrecklichsten war und es unmöglich erschien, dass er wirklich rechtzeitig enden würde, um noch jemanden am Leben zu lassen. Sie wird gedacht haben, wenn ich heranwachsen und dabei lernen würde zu hören, würden die Dinge noch eine Weile vorangehen. Doch damals dachte sie nicht an die Zwergohreule, die sie, die nachts vom unruhigen Brummen von Pippos Motor besucht wurde, vielleicht nicht einmal erkennen konnte, sondern an ihr Akkordeon. Die Musik ihres Akkordeons in der Stille der vierziger Jahre. Es gab zwei Tage großer Diskussionen zwischen ihr und mir, bis ich mich entschloss, ihr die Erlaubnis zu geben, mich zu gebären, und bevor ich einverstanden war, mir zwischen den Tangos ihres Nachkriegsakkordeons bis zu dieser Nacht meinen Weg zu bahnen. Wird die Ungeborene das tun wollen? Wird sie zustimmen, auf alles zu verzichten, was sie jetzt hat, um die Agonie der Welt um einen einzigen Schritt zu verlängern? Das kann nur ihre Mutter wissen. Sie ist oben.
    Sie schläft, schläft wie alle Frauen des lieben Gottes einen Schlaf, den die Männer nicht kennen. Es ist ein tiefer, hemmungsloser Schlaf, lang und breit wie das Meer ihrer Unruhe, aufgewühlt von tierischer Hingabe; ein gesunder, heilender, fruchtbarer Schlaf. Männer können so nicht schlafen: Ihr Schlaf ist ständig von oberflächlichen Problemen untergraben, ein ungewollter, grober Schlaf, und wenn sie aufwachen, haben sie nie genügend ausgeruht. Sie ruht sich jetzt von einer Anstrengung aus, die ich nie unternommen habe, über die ich nie genügend wissen werde. Sie ruht sich von ihrer Brut aus, und mit ihr ruht sich die Ungeborene aus: Beide schlafen von einem Hormonfluss betäubt, der mächtiger als jede Erinnerung, als jegliche Belastung ist. Und selbst wenn sie lästig wären, so schlafen sie darüber hinweg.
    Die Ungeborene gibt Anzeichen zu wissen; nicht alles, aber genügend, um sich mit ihrer Gebärmutter auszutauschen; und sie, die Schwangere, weiß alles und ist dabei, ihr Kind mit Wissen zu füttern. Sie suchen mich nicht, sie brauchen mich nicht. Sie werden es tun, nämlich mich suchen, wenn sie die dringende Notwendigkeit verspüren, ihren Vorrat an Salz und Zucker, an Kalium und Fett aufzufüllen, und deswegen werden sie etwas suchen, was strikt außerhalb der Saison und schwierig aufzutreiben

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