Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
Bibliothek
Die Engel haben mir immer schon gesagt, dass ich einmal Bücher schreiben würde, und ich habe sie jedes Mal ausgelacht. Ich konnte doch kaum meinen Namen schreiben, wie sollte ich da erst ein Buch verfassen? Aber im Alter von 14 Jahren wurde mir eine wunderbare Vision der Bibliothek Gottes geschenkt. Da erkannte ich, wie wichtig Bücher sind und dass ich vielleicht doch eine wichtige Rolle dabei spielen würde.
Als kleines Kind und auch noch als Teenager ging ich oft mit meinem Vater und seinem besten Freund Arthur zum Angeln. Arthur liebte Kinder und nahm sich immer Zeit für mich. Er hatte stets Geschichten auf Lager. Arthur sah ein bisschen älter aus als Paps – er hatte jede Menge Falten im Gesicht –, aber ich glaube, die beiden waren etwa gleich alt. Manchmal angelte ich direkt neben Arthur und Paps. Aber meistens setzte ich mich etwas weiter abseits hin, sodass ich die beiden beim Angeln beobachten konnte. Doch noch wichtiger war mir, ihre Schutzengel und die anderen Engel, die bei ihnen waren, sowie alles, was sonst noch um sie herum vor sich ging, zu sehen.
Beim Angeln lief nicht immer alles glatt. Manchmal verfing sich die Angelschnur in einem Ast oder einem Busch, oder sie blieb an einem großen Stein im Fluss hängen. Einmal unternahm mein Vater alles Mögliche, um einen eingeklemmten Köder freizubekommen. Schwer schnaufend murmelte er, dies sei sein bester Köder, den er auf keinen Fall verlieren wolle. Da berührte ein Engel die Angelschnur, und sie löste sich.
Ein anderes Mal ging ich ein Stückchen flussaufwärts. Als ich an eine Biegung im Fluss kam, blieb ich stehen und rief Paps zu, dass ich noch etwas weitergehen würde. Er antwortete, das sei in Ordnung. Als ich mich wieder umdrehte, kam ein Engel auf mich zu. Diesen weiblichen Engel hatte ich kennengelernt, als ich etwa vier Jahre alt war. Sie hatte mich viel darüber gelehrt, wie man betet.
»Komm, Lorna«, sagte sie. Als ich auf sie zurannte, erschienen sehr viele Engel hinter ihr. Wir gingen noch ein Stückchen weiter, bis wir ein paar Bäume erreichten. Dort setzte ich mich hin und lehnte mich mit dem Rücken an einen Baum.
»Ich habe dir in all den Jahren nie gesagt, wie ich heiße«, sagte sie. »Und du hast mich nie danach gefragt.«
»Ich nenne dich immer den besonderen Gebetsengel«, antwortete ich.
Sie nahm meine Hände und sagte: »Nenn mich ›Amen‹.«
Lächelnd bemerkte ich: »Das sagt man doch am Ende eines Gebets.«
»Ich bin am Ende jedes Gebets, Lorna«, erklärte sie mir. »Gott hört die Gebete jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes, ungeachtet ihrer Religion. Und am Ende jedes Gebets sind Engel anwesend. Mit dem letzten Wort ›Amen‹ verstärken und überhöhen die Engel das Gebet und bitten Gott darum, es zu erhören.«
»Sind deshalb so viele Engel bei dir? Bist du ihre Chefin?«, fragte ich Amen.
»Die vielen Engel sorgen dafür, dass nicht ein einziges Amen am Ende eines Gebets verloren geht – selbst wenn der betende Mensch das Wort ›Amen‹ gar nicht verwendet oder es vergisst.«
»Da haben die Engel aber sehr viel zu tun«, bemerkte ich. Amen lächelte, beantwortete aber nicht meine Frage, ob sie die Chefin sei.
»Schließe jetzt die Augen, Lorna«, forderte sie mich auf. Alle anderen Engel versammelten sich um uns, und wir begannen zu beten. Ich betete mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele. Allmählich veränderte sich die Atmosphäre. Ich fühlte mich schwerelos wie eine Feder, als ob ich schwebte und den Boden nicht berührte. Dabei wusste ich, dass ich auf der Erde saß. Ich befand mich in einem meditativen Zustand, umgeben von Gottes Engeln. Dann wurde mir gesagt, ich solle die Augen wieder öffnen. Jetzt stand Amen direkt vor mir. Sie wirkte noch größer und schöner als zuvor. Wie in Zeitlupe machte sie einen Schritt nach vorne, sank auf ein Knie, hob die Hand und legte sie mir auf die Brust. Dabei sagte sie: »Gott ruft dich, Lorna. Ich werde deine Seele mitnehmen. Hab keine Angst.« Mir blieb buchstäblich die Luft weg, und einen Moment lang hatte ich schreckliche Angst. Ich konnte nicht atmen.
Plötzlich befand ich mich in einem riesengroßen Flur. Er schien weder Wände noch Türen zu haben, und man konnte nicht erkennen, wo er anfing und wo er aufhörte. Ich war von einer Art Dunst umgeben – er war schneeweiß, blendete mich aber nicht. Amen nahm mich bei der Hand, und wir schritten den Flur entlang. Engel und Seelen gingen in beiden Richtungen an uns
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