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Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Titel: Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sich mehrere Male. Plötzlich hörte alles auf, und es schien, als seien die beiden Geister endlich aus dem Haus befreit. Ich konnte ihre Kraft spüren. Sie waren frei und durften sich geradewegs in den Himmel begeben – ihre Arbeit war getan –, aber sie gingen noch nicht dorthin! Sie mussten noch eine letzte Reise machen.
    Sie schienen zu Fuß irgendwohin zu gehen … sehr, sehr langsam. Gott hatte ihnen Empfindungen geschenkt, so als wären sie wieder lebendig. So konnten ihre Körper noch einmal spüren und erleben, wie aufregend das Leben als Mensch ist. Ich konnte sehen und fühlen, was sie erlebten. Ich konnte jedes Mal die Anstrengung spüren, mit der sie ihre Füße hoben und die Knie beugten. Es war, als wäre ihr Körper eine schwere Last, die sie mit sich schleppten. Es fiel ihnen schwer, diese Reise zu machen und ihren menschlichen Körper mit Leben zu erfüllen, denn eigentlich hätte er ja gar nicht mehr hier auf der Erde sein sollen. Offenbar mussten sie sich tatsächlich körperlich vorwärtsschleppen. Es fiel ihnen sehr schwer, aber trotzdem freuten sie sich riesig über das Gefühl, wieder lebendig wie Menschen zu sein.
    Während sie unterwegs waren, spürte ich all ihre Schmerzen und Beschwerden, als wären es meine eigenen. Meine Beine wurden mir schwer. Mein Körper war so müde und schwer, als wäre ich selbst unterwegs. Aber ich konnte auch eine große Freude, große Aufregung und große Sehnsucht spüren, während die Geister vorwärtsgingen. Ich weinte vor Glück, als mir klar wurde – und ich finde das immer noch überwältigend –, wohin ihre letzte Reise ging: Sie kamen zu mir nach Maynooth. Sie kamen, um mir zu danken. Ich fühlte mich überaus privilegiert und geehrt. Ich fühlte mich wie ein Kind, dem man sagt, es werde gleich ein ganz besonderes Geschenk erhalten. Ich war voller gespannter Vorfreude. Ich spürte jeden ihrer Schritte, als sie aus dem Haus in Leixlip kamen und durch die Siedlung gingen, dann an den Geschäften vorbei, durch die nächste Siedlung, über die Bahngleise bis zum Kanal und schließlich am Kanal entlang. Zu Fuß sind es von Leixlip bis Maynooth etwa acht bis neun Kilometer. Ich könnte noch stundenlang jeden Grashalm beschreiben, den sie sahen, jedes bisschen Leben, jeden Luftpartikel, der ihren menschlichen Körper berührte. Sie gingen barfuß, und als sie am Kanal entlangliefen, spürten sie die Erde und das Gras unter ihren Füßen und zwischen ihren Zehen. Manchmal spürte ich sogar, wenn etwa ein Blatt an ihren Füßen kleben blieb oder sie sich an einem Zweig einen Kratzer zuzogen.
    Hin und wieder blieben sie einen Moment lang stehen, um sich an der Umgebung zu erfreuen. Sie genossen es, sich wie Menschen zu fühlen, und ich genoss es mit ihnen, trotz des körperlichen Tributs, den es von mir forderte. Ich freute mich, dass ich jeden kleinsten Regentropfen spürte, der auf sie herniederfiel, die Wärme der Sonne, die ihre Körper beschien, den Wind auf ihrer Haut. Ich hörte jeden Vogel in ihrer Nähe. Ich spürte ihre Freude und Dankbarkeit darüber, dass sie all die Dinge fühlen konnten, die wir Lebenden als so selbstverständlich erachten. Ich war voller Vorfreude, dass sie zu mir kamen.
    Tag um Tag verging, denn sie legten die acht bis neun Kilometer bis zu unserem Haus sehr langsam zurück. Wenn Joe zu Hause war, berichtete ich ihm manchmal: »Sie sind unterwegs, Joe. Sie kommen nach Maynooth, um sich zu bedanken. Hättest du das gedacht? Ich bin so aufgeregt, ich wünschte, sie wären schon da.« Einerseits freute ich mich darauf, dass sie nach Maynooth kamen, um sich zu verabschieden, aber gleichzeitig füllten sich meine Augen mit Tränen, wenn ich daran dachte, dass sie nun endgültig weggingen.
    Körperlich war diese Zeit sehr belastend für mich. Eines Tages, nach etwa einer Woche, rief ich: »Oh Gott, ich fühle mich so schwer! Wie nah sind sie denn jetzt? Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann die Last, die mit ihrem Kommen einhergeht, nicht mehr ertragen, aber gleichzeitig bin ich so glücklich. Wo sind sie?«
    Einer der Engel, die um mich waren, antwortete: »Lorna, wir wissen, dass du es schaffst. Wir wissen, dass du jeden Schritt spürst und dass es dich auslaugt, aber du musst ihnen weiter Kraft schenken, und du kannst das auch. Sie müssen hierherkommen. Es ist sehr wichtig für sie, sich zu bedanken. Es tut uns leid, dass es so lange dauert, aber sie sind bereits am Kanal – du weißt schon, dort, wo die hohen Bäume

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