Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
und riefen meinen Namen. Ich eilte zur Haustür hinaus, den Weg entlang zum Gartentürchen und öffnete es. Stürmisch umarmten die Geister mich, und ich lachte und weinte gleichzeitig, und – ob Sie es glauben oder nicht – auch die Geister lachten und weinten. Es herrschte eine große Freude und viel Aufregung. Mir war zum Tanzen zumute. Meine Füße fühlten sich ganz leicht an. Ich fühlte mich wieder wie mit 16. Ich war sehr, sehr glücklich. Ein Licht umhüllte uns alle drei, während wir uns auf dem kleinen Weg vor dem Cottage umarmten. In unserer Umarmung lag sehr viel Liebe. In diesem Moment waren sie wieder aus Fleisch und Blut, und ich konnte sie körperlich spüren. Ich war überwältigt. Es war einfach wunderbar.
Als ich dort draußen vor dem Cottage stand und die beiden Geister umarmte, wurde mir plötzlich die Einsicht geschenkt, warum die Dinge genau so hatten geschehen müssen. Jetzt verstand ich alles, was die Engel mir früher darüber gesagt hatten, dass ich ihre Torhüterin sei. Die Messe hatte nicht ausgereicht, um diese Seelen zu befreien. Ich war ihre Torhüterin, und ich war nicht da gewesen. Das ist nur schwer zu verstehen, das weiß ich, aber gleich beim ersten Mal, als ich sie in Mountshannon sah, wurde die Verbindung geknüpft. Ich war ihre Beschützerin.
In dieser Geschichte geht es um die Liebe – um Gottes Liebe und um die Liebe in meiner Seele, die mich zur Torhüterin der beiden Geister machte. Und es geht um ihre Liebe. Das Maß dieser Liebe übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen. Sie ist noch größer als bedingungslose Liebe. Marie und Edward hatten sich entschieden, nicht in den Himmel zu gehen, wohin sie gehörten und wohin sie sich sehnten. Stattdessen blieben sie freiwillig in dieser Welt, allein aufgrund ihrer Liebe zu den Menschen, von denen sie ermordet worden waren, und zu den Menschen, die ignoriert hatten, was vor sich ging, sowie aufgrund ihrer Liebe zu all den Nachkommen – Generation um Generation –, die von diesen schlechten Taten betroffen waren. Sie blieben aus reiner Liebe. Man muss bedenken, dass das Kind vor Marie starb und Marie sich dennoch entschloss, hierzubleiben. Sie blieb nicht nur wegen des Mannes, den sie liebte. Sie blieb aus Liebe, um den Makel der Sünde für die kommenden Generationen zu beseitigen. Für mich ist das unbegreiflich. Nie wieder bin ich Seelen begegnet, die so etwas getan haben. Marie und Edward müssen zu ihren Lebzeiten unglaublich gute Menschen gewesen sein.
Als wir so am Tor des Cottages standen, waren wir plötzlich von anderen Seelen umgeben – den Seelen derjenigen, die den Mord begangen hatten. Diese Seelen wurden immer heller, bis sie schließlich verschwanden. Es war, als bedankten sie sich dafür, dass der Makel von den Seelen ihrer Nachkommen beseitigt worden war. Diese Seelen waren noch einmal gekommen, um sich zu entschuldigen und sich zu bedanken. Sie bereuten es zutiefst, bei der Ermordung der beiden Menschen und ihres unschuldigen Kindes eine Rolle gespielt zu haben. Die Engel sagten mir, es habe ihnen schon zu Lebzeiten leidgetan. Aber sosehr sie es auch bereuten, die Schuld, die auf den Seelen ihrer direkten Nachkommen lastete, konnten sie nicht aufheben. Dazu bedurfte es Gottes Gnade und der Liebe anderer Menschen. Aufgrund der Sünden ihrer Ahnen tragen manche Familien über Hunderte von Jahren Schuld. Selbst wenn sie keine Ahnung haben, was geschehen ist, haftet ihnen dieser tiefe Makel an. Deshalb sollten wir alle oft für die Seelen unserer Ahnen beten, und wir sollten offen darüber sprechen, was in der Vergangenheit unserer Familien geschehen ist.
Marie und Edward hielten sich vor unserem Cottage eng umschlungen. Sie dankten mir und erzählten mir, wie sehr sie sich darauf freuten, nun nach Hause in den Himmel zu gehen und nach dieser langen Zeit endlich wieder mit ihrem Kind vereint zu sein. Ich freute mich sehr für sie, aber gleichzeitig weinte ich, da ich nicht wollte, dass sie gingen. Fast 20 Jahre lang hatten sie einen so wichtigen Platz in meinem Leben eingenommen. Sie beruhigten mich und erzählten mir von ihrer Freude, in den Himmel, nach Hause zu Gott zu kommen, wo sie immer hatten sein wollen. Das Licht um uns drei wurde schwächer, dann verschwanden sie. Nun waren sie im Himmel, wo sie hingehörten.
Während ich mich daran erinnere, sitze ich im ehemaligen Stall in Johnstown. Es ist nun 20 Jahre her, dass ich die beiden Geister zum letzten Mal gesehen habe. Doch als ich den
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