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Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Titel: Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sie schweigend ins Esszimmer und schloss die Tür hinter sich. Wieder sagte Mam nichts zu mir. Kurz darauf kam eine andere Nachbarin. Dieses Mal ging es um die Kuchen für Sonntag. Wieder sagte meine Mutter nichts über die Messe und lud mich auch nicht dazu ein. An diesem Tag sah ich Edward auf der Treppe, und er nahm meine Hand. Mir wurde der letzte Teil der Geschichte gezeigt. Es war Abend, und Edward ging mit raschem Schritt durch ein Dorf. Zu beiden Seiten der Straße standen Häuser, und in manchen brannte Licht. Ich weiß, dass er auf dem Weg zu einem Treffen mit Marie war. Er hatte eben den Rand des Dorfes erreicht, da sah ich, dass mehrere Männer mit dicken Stöcken aus den Häusern traten. Sie schrien ihn an, sie hätten ihm klar und deutlich gesagt, dass er Marie nicht wiedersehen dürfe. Zu meinem Entsetzen erkannte ich einen von ihnen wieder, einen großen, kräftigen, bulligen Mann. Er war einer von denen gewesen, die Marie totgeprügelt hatten. Ein Engel sagte mir, am selben Tag, an dem auch das Baby gestorben sei, habe jemand beobachtet, dass Edward und Marie sich wieder getroffen hätten. Da hätten die Leute beschlossen, ihnen eine Lektion zu erteilen. Die Männer benutzten so schreckliche Worte, dass ich sie nicht wiederholen möchte. Sie beleidigten Edward und Marie mit jedem erdenklichen Schimpfwort. Und ihr Kind bezeichneten sie als Bastard.
    Edward hatte Angst, aber er war auch sehr wütend und wehrte sich. Die Männer schlugen und traten ihn, und ich sah, dass er aus Nase und Mund blutete. Immer wenn er versuchte aufzustehen, schlugen sie ihn wieder nieder. Sie brüllten: »Du hättest dich von ihr fernhalten sollen. Unsere Kinder sollen nicht hungern bloß wegen euch beiden.« Die Menschen in den umstehenden Häusern hörten mit Sicherheit, was vor sich ging, aber niemand kam heraus, keiner versuchte, die Männer aufzuhalten.
    Edward bekam ununterbrochen Schläge auf die Brust und den Magen. Ich sah, wie er ohnmächtig zu Boden fiel. Da drehten die Männer sich um und machten sich langsam aus dem Staub. Ein paar Minuten später rief jemand verzweifelt Edwards Namen. Dann sah ich Daniel, der auf einen Stock gestützt zu ihm humpelte. Jemand musste ihm gesagt haben, was geschehen war. Daniel sank neben Edward auf die Knie, dabei entglitt ihm sein Stock. Er schlang seine Arme um Edward und rief: »Was haben sie bloß mit dir gemacht?« Edward öffnete ein wenig die Augen und murmelte etwas, das sein Freund genau nicht verstehen konnte. Doch er wusste, dass es dabei um Marie ging. Deshalb sagte er: »Ja, ich werde mich um Marie kümmern.« Es brach mir fast das Herz, als ich das hörte. Ich wusste ja, dass Marie und ihr Baby bereits tot waren. Ich sah, wie sich Edwards schöne Seele aus seinem Körper löste, während ihn Daniel in Tränen aufgelöst in seinen Armen hielt. Ich hörte, wie Maries Stimme Edward rief, und sah, wie die beiden Seelen einander umarmten. Ich konnte sehen, dass Licht aus den Hauseingängen kam und die Menschen beobachteten, was draußen vor sich ging – ohne ein Wort zu sagen und ohne eine Träne zu vergießen.
    Ich stand auf der Treppe, und Edward ließ meine Hand los. Eine Sekunde lang lief alles wie in Zeitlupe ab, dann rannte ich nach oben, zog heftig an der Schnur des Badezimmerlichts, schloss die Tür hinter mir, öffnete den Kaltwasserhahn und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Ich saß weinend auf dem Toilettendeckel und schimpfte auf Gott und die Engel. Dabei dachte ich auch an Maries Tod, an ihren leblosen nassen Körper, der voller Matsch war.
    Da erschien Michael. Er beugte sich zu mir herunter, nahm meine Hände in seine und nahm mir damit auch etwas von dem Schmerz, der mein Herz durchdrang. »Bete, Lorna«, sagte er, während er mir mit seiner rechten Hand die Tränen aus dem Gesicht wischte. Ich schluchzte und sah, dass ein paar Tränen auf Michaels Hände fielen. »Selbst deine Tränen sind Gebete, Lorna, und sie explodieren zu Millionen Gebeten des Lichts, der Hoffnung und der Liebe«, sagte Michael. Ich schaute ihm in die Augen. Dabei versiegten meine Tränen, und ich spürte eine innere Ruhe. Michael beruhigte mich mit dem himmlischen Frieden.
    »Und jetzt, Lorna«, sagte Michael, »geh und hilf deiner Mutter, das Haus fertig zu putzen.« Also tat ich schweren Herzens, wie er mich geheißen hatte, und half meiner Mutter beim Hausputz für eine Messe, zu der ich nicht eingeladen war, ja, von der ich möglichst wenig wissen sollte. Nach der Arbeit kam

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