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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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Emotionskontrolle, auch wenn man ihn offenkundig für seelisch stabil und ausgeglichen hielt. Er war einfach nur ein guter Teamspieler. Konnte mit anderen teilen. Half beim Aufräumen, wenn es mal irgendwelchen Schlamassel gab. Übernahm mehr Drecksarbeit, als er von Rechts wegen musste.
    Die erste Landung auf Keanu hinzulegen war in vielerlei Hinsicht eine Drecksarbeit. Kurze Trainingszeit, ein hohes Maß an Gefahr, die Crew in letzter Minute zusammengeklaubt. Und es bestand die Chance, dass es mit der Besatzung der Brahma zu Konflikten kommen könnte.
    Die NASA wollte, dass die Menschen auf der Erde glücklich waren. Und wer eignete sich besser, sie zufriedenzustellen, als Zachary Stewart? Er war nicht nur ein geübter Raumfahrer, der zwei Jahre lang mit der Destiny - Venture trainiert hatte, zufällig galt er auch im Astronautenbüro als der Spezialist in allen Angelegenhei ten, die Keanu betrafen. Und was das Beste von allem war: Er kannte – und schätzte! – den Kommandanten des rivalisierenden Raumschiffs Brahma .
    »Beginnen mit Pitch-Over«, verlautbarte Pogo, die ersten Worte, die er nach dem Bremsmanöver von sich gegeben hatte.
    Obwohl man keine Bewegung spürte – nicht wie beim Eindrehen eines Flugzeugs –, veränderte sich der Blick aus dem vorderen Sichtfenster; ein schwarzer Himmel wich vor Keanus in Grau und Weiß gehaltenem Horizont zurück.
    Es war, als hätte sich die Venture auf die Füße gestellt – was in technischen Begriffen sogar stimmte. Binnen weniger Augenblicke waren sie mit den Köpfen oben, plus Z in der NASA -Terminologie.
    »Was ist das?«, fragte Pogo.
    Seit sie in den Orbit um Keanu eingeschwenkt waren, hatte die Destiny - Venture zwei niedrige Vorbeiflüge gemacht, doch beide Male über der Nachtseite, wo man so gut wie nichts erkennen konnte. Für die bevorstehende Landung steuerte die Venture die sonnenbeschienene Seite an, wie eine Transatlantik-Passagiermaschiene, die der europäischen Morgendämmerung entgegenfliegt.
    Aber dieser Sonnenaufgang zeigte einen gigantischen Geysir, der mehrere Tausend Fuß hoch in den schwarzen Himmel emporschoss. Ohne Windeinwirkung – Keanu besaß keine Atmosphäre – glich er einem perfekten Tornadoschlauch aus Zacks Kindheits-Albträumen.
    Er musste sich zwingen zu sagen: »Houston, seht ihr, was wir sehen?«
    Natürlich empfing Houston dasselbe Bild von den Kameras der Venture , aber die Controller würden nicht dieselbe Anwandlung von ehrfürchtigem Staunen angesichts dieses wahrhaft beeindruckenden Schauspiels empfinden … und auch nicht die kaum zu unterdrückende Angst.
    »Ich hoffe, es ist nicht der Vesuv, der gerade spuckt«, bemerkte Zack, doch dann sah er auch schon, dass dies nicht der Fall war, als die Dampfsäule nach links wegglitt und erkennbar wurde, dass sie eindeutig aus einem anderen Schlot stammte. Eine Beobachtung, die Weldon in aller Ruhe bestätigte.
    Wie Buzz Aldrin es getan hatte, während Neil Armstrong bei der ersten Mondlandung das Steuern übernahm, konzentrierte sich Zack auf seine Rolle als Kommentator. »Okay, Pogo, wir sind bei dreihundert, abwärts mit zwanzig.« Dreihundert Meter Höhe, Sinkflug mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Metern pro Sekunde; beide Werte verringerten sich in unterschiedlicher Größenordnung. »Die Stelle unten sieht glatt aus.« Sie konnten ihren Landeplatz durch die vorderen Sichtfenster sehen, deren untere Hälften nach innen geneigt waren. Doch der Glast von Keanus Schnee und Eis verwischte die Aussicht – bessere Daten lieferte ein Radarbild auf dem Head-up-Display, das verstreute Felsbrocken zeigte, von denen jedoch keiner groß genug war, um die Venture zum Kippen zu bringen.
    »Verstanden«, erwiderte Pogo mit einer Stimme, die wie ein Grunzen klang. Zack war einmal in einem T-38-Jet der NASA geflogen, den Pogo bei schlechtem Wetter landen musste. Während des gesamten Landeanflugs hatte der Pilot im Wesentlichen geschwiegen, den Blick starr auf die Displays gerichtet, die Hand auf dem Steuerknüppel.
    Zielfixiert .
    Die Landung der Venture auf Keanu unterschied sich gewaltig von jenem in Düsternis stattfindenden, gefährlichen Anflug auf Cape Canaveral in einer T-38 – der Computer steuerte immer noch die Landefähre, etwas, das keinem Piloten behagte.
    »Zweihundert, abwärts mit fünfzehn. Horizont nahe.« Nun, aus einer Höhe von weniger als zweihundert Metern, sah das NEO immer noch rund aus! Einen Moment lang hatte Zack das Gefühl, die Venture würde sich

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