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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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buchstäblich auf offener Straße passiert war und etwas wahrhaft Scho ckierendes an sich hatte. Die Schlagzeile beherrschte sämt liche Nachrichtensendungen: » Ehefrau eines Astronauten der Mondmission kommt in Florida bei einem Verkehrsunfall ums Leben .« Die Story war ähnlich medienwirksam, als hätte sich irgendeine Hollywood-Schauspielerin, ein Model oder sonst eine Berühmtheit durch die Überdosis irgendeines Stoffs ins Jenseits befördert. Megan selbst wäre dieser totale Wirbel aus Tragödie und Publicity nur recht gewesen.
    Doch das alles tröstete weder Zack noch Rachel, und auch nicht Megans Eltern.
    James Doyle, Megans Vater, war ein korpulenter Mann mit rötlicher Gesichtsfarbe; der Siebzigjährige sah aus wie ein immer noch beruflich aktiver Cop mit einem Alkoholproblem. Tatsächlich war er ein Versicherungsagent im Ruhestand mit einem Alkoholproblem. Zack gegenüber hatte er den Tod seiner Tochter mit einem einzigen Satz resümiert: »Egal, wie schlimm die Dinge sind, es kann immer noch schlimmer kommen.«
    Zacks Eltern waren nicht anwesend, weil ihre persönliche, auch nicht gerade glückliche Situation sie daran hinderte, an der Beerdigung ihrer Schwiegertochter teilzunehmen; sein Dad wurde zunehmend gebrechlicher, und seine Mom litt an Demenz.
    Nun saß James Doyle gegenüber Zack in der Limousine, die das Beerdigungsinstitut vorsorglich bereitgestellt hatte. Er versuchte vergeblich, Megans Mutter, Diane, zu trösten, eine schlanke, vitale Frau schottischer Abstammung von Mitte sechzig, eindeutig der Elternteil, von dem Megan das meiste geerbt hatte.
    Auf der Sitzbank davor saßen Megans Bruder Scott, seine Frau und ihr sieben Jahre alter Sohn. Entweder waren sie vor Kummer wie betäubt, oder sie hatten ihre Gefühle sehr gut unter Kontrolle. Doch Gott sei Dank waren sie da. Dadurch, dass Zack ihnen gegenübertreten, sie trösten und selbst von ihnen Trost empfangen musste, hatte ihm geholfen, seine eigene Trauer zu verdrängen.
    Jedenfalls für den Augenblick. Der Zusammenbruch über den Verlust seiner Geliebten und Ehefrau stand ihm noch bevor.
    Oder über den Verlust der Mondmission . Er hätte auf jeden glanzvollen Moment dieses Abenteuers verzichtet, hätte er dadurch Megan wiederbekommen.
    Während die Limousine über den Gulf Freeway zum Forest Park Cemetery rollte, dachte Zack an den Sarg in dem Leichenwagen vor ihnen.
    Da drin war Megan. Megan mit ihren dunkelbraunen Augen und dem schalkhaften Lächeln. Der sportlichen und dennoch femininen Figur. Den schlanken Beinen, die er selbst nach achtzehn Jahren immer noch aufregend fand. Dem Gang, der ihm damals in Berkeley aufgefallen war.
    Dem kehligen Lachen und der ungemein sympathischen Stimme, die, wie er Jahre später erkannt hatte, für ihn der attraktivste Zug an ihr war.
    Und nun lag sie still und schweigend im Sarg. Verpackt für den Versand .
    Im Krankenhaus hatte er sich dazu gezwungen, ihren Leichnam anzusehen. Sie war nicht so schrecklich zugerichtet, wie er befürchtet hatte – die einzige sichtbare Verletzung war eine Prellung an ihrer rechten Gesichtshälfte. Aber Zack konnte nicht glauben, dass dies Megan war … diese Ansammlung von Knochen, Muskeln und Blut auf der Bahre war viel zu starr, um seine oftmals zappelige, ständig aktive Frau zu sein.
    Jetzt reicht’s. Höchste Zeit, sich wie ein Astronaut zu verhalten – schau nicht zurück, sieh lieber nach vorn und widme dich dem Problem, das sich direkt vor deiner Nase befindet .
    Und das war Rachel. Bei dem Unfall hatte sie keinen ernsthaften körperlichen Schaden davongetragen, aber der Schock und das Trauma würden sie ihr Leben lang begleiten.
    In den ersten Stunden nach dem Unglück hatte sie sich irrational verhalten und nur gesprochen, um nach ihrem Tablet zu verlangen. Als Zack ihr den Tablet-Computer nicht beschaffen konnte – er steckte noch in dem Autowrack, wo auch immer dieses sein mochte –, versank sie in eine mürrische Stumpfheit, die drei Tage lang anhielt. Mechanisch verrichtete sie alles, was zu ihrem Leben vor dem Unfall gehört hatte – sie aß, sie zog sich an, sie experimentierte weiterhin mit Make-up. Doch es war nichts Roboterhaftes daran, nichts deutete offenkundig darauf hin, das die Diagnose einer Depression gerechtfertigt hätte. Sie verhielt sich lediglich … gedämpft. Wenn man sie ansprach, antwortete sie, aber meistens nur mit einem einzigen Wort.
    Jedenfalls war das Zacks Einschätzung. Doch konnte man sich auf sein Urteil

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